39 - Meuchelmörder von Scorpio
– und ich wollte nicht, daß sie versagte. Ich wußte, was meine Delia sagen würde, wenn ich Mevancy herzlos behandelte.
Bei dem Schwarzen Chunkrah! Meine Delia würde durch die Hölle und zurück gehen, wenn sie dadurch vermeiden konnte, herzlos zu sein! Und sie wußte, wie sie es anstellen mußte, daß ich mich ebenso benahm. Bei Vox, war ich nicht auf ihren Wunsch in dieses verdammt tiefe Loch hinuntergeklettert, um den Zauberer aus Loh herauszuholen, der nun unser Kamerad war?
O nein, daß man da nur keinen Fehler machte! Delia von Delphond, Delia aus den Blauen Bergen, tolerierte keine Herzlosigkeit, auch wenn sie die erste war, die verzieh und einen neuen Anfang machte. Ich dachte: Wenn ich Delia nicht bald wiedersehe, werde ich mehr tun, als die Herren der Sterne nur zu verfluchen!
Etwas ruhiger berichtete ich Mevancy von der Situation in Makilorn. »San Chandra scheint ein anständiger alter Kerl zu sein. Ich dachte, es würde sich als glänzende Gelegenheit erweisen, wenn ich für ihn spioniere ...«
»Ich verstehe. Es ist eine Schande, daß ich nicht da war, um für uns das Denken zu erledigen, wie gewöhnlich. Jetzt mußt du unerwünschte Erklärungen abgeben.« Ihr Tonfall klang scharf.
Ich überhörte das. Ich fragte mich, wie ihre Antwort aussehen würde, wenn ich sie fragte, was sie unter diesen Umständen getan hätte. Ich fuhr vorsichtig fort. »Der Erste Bewahrer der Königin ist Nath der Uttarler, und es hat den Anschein, als wäre er keine starke Persönlichkeit. Zwei der königlichen Bewahrer, Yango und Shang-Li-Po, stehen in direkter Opposition zu Chandra. Es ist möglich, daß sie den Tod der Königin betrieben haben.«
»Königin Leone hat dich stark beeindruckt. Drajak. Das ist offensichtlich.«
»Da ist auch die Sache mit der Halskette der Königin. Ihr aufgeblasener Zauberer, Chang-So, ist ein Bursche, auf den man achtgeben sollte.« Ich erzählte Mevancy, was geschehen war, und sagte abschließend: »Was immer das Geheimnis der königlichen Halskette ist, es scheint nichts mit unseren Pflichten für die Herren der Sterne zu tun haben.«
»Die Entscheidung treffe ich, Schwachkopf. Wir müssen jetzt schlafen gehen, damit wir morgen früh aufstehen können.«
Sie hatte wieder die Führung übernommen, ausgeglichen und bereit, mich gnädig oder streng zu behandeln. Ich lächelte nicht. Die ganzen Verwicklungen schienen weitaus komplizierter zu sein als alles, was Mevancy sich vorstellen konnte.
»Sag besser nichts über die Königin. Wir sollten ...«
»Ruhe, Schwachkopf!«
Womit sie zum Ausdruck brachte, daß ich mich nicht mit Chandra, dem Spionieren und der Königin hätte einlassen sollen, da es unserer Tätigkeit für die Herren der Sterne zum Nachteil gereichte.
Sie fuhr in einem anderen Tonfall fort: »Das erinnert mich an die Zeit, als Rafael und ich uns um ein Kind kümmern mußten. Da gab es oben in Shangsha – da ist es furchtbar heiß und feucht – einen Aufruhr wegen eines Diebes unten in den Aracloins, und wir mußten lügen, um dort herauszukommen.« Sie spitzte die Lippen. »Nun, wir mußten es tun, Schwachkopf, verstehst du? Also denke ich mir, wir vergessen die königliche Halskette, wenn ich es sage. Der Schmuck ist sowieso viel zu teuer.«
Danach schien es nur noch wenig zu sagen zu geben, deshalb suchten wir unsere separaten Schlafzimmer auf, und zumindest ich schlief tief und fest. Ein wackerer alter Kämpe wie ich muß seinen Schlaf nehmen, wann und wo er kann.
So wie sie mich gewöhnlich Schwachkopf nannte – wegen meiner hilflosen Lähmung nach dem Feuer –, rief ich sie Gimpel, wegen der Art und Weise, wie der Fährmann ihr zuviel Geld abgeknöpft hatte. Mir fiel ein, daß ich sie während unseres erhitzten Gespräches nicht ein einziges Mal Gimpel genannt hatte.
Der Morgen und das erste Frühstück brachten Neuigkeiten der unwillkommenen Art.
Chiako der Bauch schwitzte, während er es uns mitteilte. Ich beobachtete ihn mit einigem Unwillen. Er war der Hauptmann von Mishuros Wache gewesen, und obwohl man ihn nicht für Mishuros Tod verantwortlich machen konnte, blieb leider an ihm der Lehm kleben. Als Cadade war er für die Sicherheit seines Herrn verantwortlich. Sein Herr war ermordet worden, ergo lag der Fehler bei Jiktar Chiako dem Bauch, Cadade. Ich bin sicher, daß er, während er uns die Neuigkeiten berichtete, darüber schwitzte, wie Lunkys Entscheidung ausfallen würde. Meiner Meinung nach war Lunky einfach zu gutmütig, um den Cadade
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