39 - Meuchelmörder von Scorpio
Position als Dikaster verspielt hat.«
»Daran glaube ich auch. Ah!« Er machte eine Handbewegung. »Sie öffnen die Tür.«
»Lunky«, sagte Mevancy, »hat sich Sorgen wegen der Wachen des Kaours gemacht. Anscheinend sind sie schrecklich ... Er sagte, es wären Vankaris.«
Ich hatte von den Vankaris gehört. Es war eine Diffrasse von mächtigem Wuchs. Sie hatten praktisch keine Stirn, eine spatelförmige Nase, einen weiten, klaffenden Mund und eine gebückte Körperhaltung, die ihr brütendes, gekrümmtes, bedrohliches Erscheinungsbild unterstützte. Wie viele Mitglieder der ärmeren Bevölkerungsschichten kauten sie unablässig Cham. Angeblich hatten sie eine Vorliebe für Fristles, was bei den Fristles nicht auf Gegenliebe stieß; außer den Fristles erheiterte das jeden.
»Harte Burschen«, sagte ich so gleichgültig wie möglich. »Kei-Wos Schläger sind es auch. Sie werden schon mit ihnen fertig.«
»Wenn wir nur das Heer benutzen könnten«, sagte Kuong, und seine Stimme war nicht ganz fest. »Das hier ist alles so, so ...«
»So hinterhältig und schrecklich«, sagte ich für ihn. »Brassud! Wir gehen rein!«
»Wartet!« ertönte eine keuchende Stimme aus den Schatten hinter uns. »Wartet auf mich. Ich bin im Moment nicht so schnell, mit meiner Verwundung und so.«
Mevancy drehte sich sofort herum. »Wer hat dir erlaubt aufzustehen?«
»Nun, meine Lady.« Llodi die Stimme kam heran, und ich schwöre, daß seine große Nase noch gewachsen war, was Größe und Furchen betraf. Er war bei der gleichen Angelegenheit in die Seite gestochen worden, bei der mir ein Stück aus dem Arm gerissen worden war. Weil Llodi nicht in dem heiligen Taufteich im fernen Aphrasöe gebadet hatte, heilte die Wunde bei ihm nicht mit der gleichen magischen Schnelligkeit wie bei mir. Ich wußte nicht, ob ich froh sein sollte, ihn hier zu sehen.
Kuong lief bereits schnell auf die sich öffnende Tür zu. Llodi hob seine Strangdja an, schlängelte sich an Mevancy vorbei und lief hinter Kuong her. Sie starrte ihm nach und wandte sich dann mir zu.
»Er ist noch nicht gesund. Wußtest du davon?« Sie war willens, mich zu beschuldigen und das Urteil zu verkünden.
»Nein. Wir müssen ihn nur im Auge behalten, das ist alles.«
»Nun komm schon, Schwachkopf. Hör auf, die Angelegenheit herunterzuspielen wie ein Movong, der auf ein Offoce wartet!« Damit drehte sie sich um und lief zur Tür hinüber.
Kei-Wos Schurken verstanden ihr Geschäft. Direkt in der Tür lag zusammengesunken der Körper des Wachtpostens an der Wand. Lampenlicht erhellte den Korridor. Die Angreifer huschten wie Schatten hindurch. Ich lief mit ihnen und wünschte mir, Lunky hätte mehr Informationen über den Grundriß der Villa gehabt. San Nalgre Hien-Mi konnte überall gefangengehalten werden. Ich tippte auf die Kellergewölbe.
Bis jetzt waren wir fast lautlos vorgegangen. Gerade als ich die ersten Kellerstufen erreichte, verriet uns das Geräusch von Metall auf Metall, dem ein angsterfüllter Schrei folgte, daß man uns entdeckt hatte. Jetzt würde es mit dem Angriff richtig losgehen.
Als ich die Backsteinstufen hinunterrannte, fragte ich mich, wie lange jedes Bandenmitglied nach der Halskette suchen würde, bevor Habgier Kei-Wos Befehle und die Furcht vor dem Zauberer übertrumpfte. Hier unten gab es nur wenig Licht. Der erschrockenen Reaktion auf den Namen Na-Si-Fantong nach zu urteilen, nahm ich an, daß die Bande geduldig eine beträchtliche Zeitlang suchen würde.
Mein erster Eindruck von der Finsternis unten im Keller wurde schnell dadurch erweitert, daß ich mir dem Rand jeder Stufe unter mir, der schmutzigen und glitschigen Wände, und des mit Abfall bedeckten Backsteinbodens bewußt wurde. Ich konzentrierte mich und lauschte nach feindlichen Vankaris oder nach einem möglichen Hilfeschrei, deshalb huschte ich lautlos die Stufen hinunter und wagte mich vorsichtig über den Boden zur gegenüberliegenden Tür. Sie bestand aus dünnem Schilf; Schilf war ein weit verbreitetes Baumaterial, wenn man die Seltenheit und den Preis von Holz in Betracht zog. Ich gab ihr einen sanften Stoß und war darauf vorbereitet, daß mir eine riesige Wache brüllend entgegensprang.
Nichts geschah, außer daß Staub aus den Schilfritzen wehte. Der dahinter befindliche Keller war bis auf noch mehr Abfall und Flußschlamm mit durchdringendem Geruch völlig leer.
Gleichmütig durchsuchte ich lautlos sämtliche Keller und entdeckte, daß sie alle gleich waren. Je länger
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