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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns nicht schaden. Wir aber eilten hin zu dem Loch. Ein Kopf war in demselben erschienen, der Kopf Jonathan Meltons, welcher auf der Leiter stand und aus dem Loch sah, um nach der Ursache der Hilferufe zu forschen. Er sah uns kommen und rief im Ton des größten Schreckes:
    „Winnetou und Old Shatterhand! Alle tausend Teufel! Die sind –“
    Weiter hörten wir nichts, denn er verschwand, und als wir das Loch erreichten, war es zu spät, ihn zu fassen. Er war bereits unten angekommen, und man zog soeben die Leiter unten weg, so daß wir nicht hinuntersteigen konnten. Die Überrumpelung des jungen Melton war uns also nicht gelungen. Das brauchte uns aber nicht zu ärgern, denn er konnte nicht zum Tal hinaus und war uns also sicher.
    Die Hilferufe hatten das ganze Pueblo alarmiert. Über uns kamen die Weiber und Kinder aus den Löchern, und schrien zu ihren Männern und Vätern hinab. Diese waren unten an ihrem Feuer aufgesprungen. Einige standen dort, ganz bewegungslos vor Staunen; andere kamen herbeigerannt, um die Terrassen zu ersteigen und uns anzugreifen. Da erhob Winnetou seine weithin schallende Stimme und rief:
    „Ja, hier stehen Old Shatterhand und Winnetou. Die Krieger der Yumas mögen sich nicht heraufwagen, denn sowie ihre Köpfe auf der ersten Leiter erscheinen, schießen wir unsere Kugeln hindurch! Auch mögen sie nicht versuchen, durch die Felsenenge zu fliehen, denn auch draußen am Ausgang erwartet sie der sichere Tod. Und die Squaws da oben mögen mit ihren Kindern schnell wieder in ihre Löcher kriechen und sich dort still verhalten, sonst werden sie erschossen!“
    Auf diese Worte trat tiefe Stille ein. Was über uns, in den höhern Etagen vorging, konnten wir nicht sehen, aber die dort eingetretene Ruhe ließ vermuten, daß die Weiber dem Befehl des Apachen gehorcht hatten. Und auf die Männer war er von derselben Wirkung gewesen, denn es wagte keiner, die zur ersten Etage führende Leiter zu ersteigen. Denen, die das beabsichtigt hatten, rief Winnetou zu:
    „Kehrt augenblicklich zum Feuer zurück! Wer nicht sogleich gehorcht, bekommt eine Kugel!“
    Die Yumas kannten den Apachen; sie hatten einen solchen Respekt vor ihm und seiner Silberbüchse, daß sie eiligst nach dem Feuer liefen. Als sie alle wieder dort standen, warf ich ihnen die Frage zu:
    „Wer ist euer Anführer? Er mag einige Schritte vortreten, denn Old Shatterhand möchte mit ihm reden!“
    Es dauerte eine kleine Weile, ehe ein Roter einige zögernde Schritte machte und uns zurief:
    „Einen Häuptling gibt es hier nicht mehr; es gilt der eine soviel wie der andere, doch will ich hören, was Old Shatterhand uns zu sagen hat.“
    „Höre und siehe erst etwas anderes! Blicke nach dem Holzast, welcher dort rechts aus dem Feuer ragt; er wird sofort verschwinden.“
    Ich legte den Bärentöter an und zielte; es war bei der flackernden, unsicheren Beleuchtung ein schlechter Schuß, doch drückte ich getrost ab, und der Ast wurde von der Kugel getroffen und so zerschnitten, daß die aus dem Feuer ragende Spitze desselben gegen den Felsen flog.
    „Uff, uff!“ erklangen die Stimmen der erstaunten Roten.
    „Habt ihr gesehen, wie sicher unsere Kugeln gehen?“ rief ich ihnen dann zu. „Ebenso sicher werden wir auch eure Herzen oder Köpfe treffen, wenn ihr nicht tut, was wir von euch verlangen!“
    „Was fordert mein weißer Bruder von uns?“ fragte der Yuma.
    „Sehr wenig. Wir sind nicht als eure Feinde gekommen. Wir wollen euch weder töten oder verwunden, noch uns an dem vergreifen, was euer Eigentum ist. Wir wollen nichts von euch haben als die beiden Bleichgesichter, welche sich hier bei euch versteckt haben.“
    „Warum wollt ihr sie fangen?“
    „Weil sie mehrere große Verbrechen begangen haben, welche Strafen finden müssen.“
    „Das können wir nicht zugeben, weil wir ihnen versprochen haben, sie euch nicht auszuliefern.“
    „Ich verlange nicht, daß rote Krieger ein Versprechen, welches sie gegeben haben, brechen sollen. Was habt ihr ihnen noch versprochen?“
    „Nichts.“
    „So sage ich euch, daß ihr euer Wort halten sollt, denn ihr werdet sie nicht ausliefern, sondern wir holen sie uns selbst. Oder seid ihr die Verpflichtung eingegangen, sie zu verteidigen, falls es uns gelingen sollte, hier heimlich einzudringen?“
    „Von diesem Fall ist nichts erwähnt worden, weil wir ihn gar nicht für möglich gehalten haben, und wenn du – uff, uff, uff!“
    Er unterbrach seine Rede mit diesem Ausruf des Schreckes,

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