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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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müssen.“
    „Was du da vorbringst, das hat allerdings Hand und Fuß; aber ob dieser Mensch wirklich mit nach der Platte reitet, wenn er seine Jüdin bei sich hat, das ist nicht so gewiß, wie du es annimmst. Er ist uns so oft entschlüpft, daß ich zugreife, je eher es möglich ist.“
    „Aber du hast selbst zugegeben, daß wir uns dadurch schwächen!“
    „Nicht so sehr, wie du denkst. Hundert Kriegsgefangene, die man entwaffnet hat, kann man recht gut mit dreißig Mann bewachen. Da bleiben uns immer noch siebzig Krieger.“
    „Und du denkst, daß dieselben ausreichen?“
    „Mehr als genug. Unsere Aufgabe ist ja nur, die Mogollons, wenn sie auf der Platte angekommen sind, an der Rückkehr zu hindern. Da ihnen die Flucht nur durch einen Hohlweg möglich ist, welcher die Breite von zwei Reitern hat, könnten, wenn es Ernst würde, von uns höchstens sechs Mann, nie aber siebzig zum Schuß kommen. Ich kenne die Örtlichkeit nicht, aber nach der Beschreibung, welche Winnetou uns von derselben gegeben hat, mache ich mich anheischig, den Hohlweg mit zehn oder zwölf Mann gegen alle Mogollons zu verteidigen. Von der großen Schwächung unserer Kräfte kann also keine Rede sein.“
    „Mein Bruder hat gut gesprochen“, stimmte mir Winnetou bei. „Wir werden sogleich nach dem ‚Schlangenberg‘ reiten, und die Krieger der Nijoras mögen uns schleunigst dorthin nachkommen. Vielleicht werden wir dem ‚Schnellen Pfeil‘ noch einen oder einige Boten senden; er mag dann genau das tun, was wir ihm sagen lassen.“
    Die Worte des Apachen waren entscheidend. Einer der Nijoras ritt fort, um seinem Häuptling die ihm anvertrauten Weisungen zu übermitteln.
    Es mag auffällig erscheinen, daß ich noch nichts von der Tasche erwähnt habe, welche ich aus Meltons Zelt geholt hatte. Ich war allerdings außerordentlich neugierig, den Inhalt derselben zu sehen; aber es widersprach mir, sie zu öffnen, ohne daß der rechtmäßige Besitzer gegenwärtig war. Meine Begleiter schienen ebenso zu denken, denn sie hatten bisher geschwiegen. Jetzt aber, als die Pferde tranken und wir unbeschäftigt bei ihnen standen und auf sie warteten, sagte der lange Dunker:
    „Sir, wir denken an alles und haben für alles gesorgt. Eins aber haben wir vergessen, und das eine ist doch gerade die Hauptsache.“
    „Was?“ fragte ich.
    „Die Brieftasche. Wir hätten sie doch öffnen sollen.“
    „Ihr Inhalt geht uns nichts an.“
    „Das ist richtig; aber Ihr hättet doch wenigstens nachsehen sollen, ob Ihr nicht vielleicht eine falsche Tasche erwischt habt. Melton kann sein Geld an einem ganz anderen Ort versteckt haben.“
    „Hm! Diese Möglichkeit ist allerdings vorhanden.“
    „Wenn Ihr das eingesteht, so ergibt sich daraus die Notwendigkeit, wenigstens einmal nachzusehen, ob Ihr nicht vielleicht einen nutzlosen Fang gemacht habt.“
    „Ich möchte aber gern dem Besitzer sagen können, daß wir die Tasche nicht geöffnet haben.“
    „Warum? Mister Vogel wird uns doch nicht etwa für Spitzbuben und Halunken halten? Seid doch gescheit, und guckt hinein! Wenn ich eine Nuß in der Tasche habe, so will ich doch auch wissen, ob sie taub ist oder einen gesunden Kern enthält. Ich setze den Fall, Ihr hättet die unrechte Tasche erwischt, welchen Schaden kann es da bringen, wenn Ihr sie nicht öffnet! Ihr müßt doch unbedingt wissen, woran Ihr seid, Sir! Ihr tragt vielleicht gar allerhand Firlefanzereien sorgfältig mit Euch herum, während Euch dann der richtige Schatz entgeht. Händigt Ihr darauf später Euerm Mister Vogel die wertlose Tasche aus, so wird er Euch wenig Dank wissen, daß Ihr Euch für ihn aufgeopfert und sogar Euer Leben gewagt habt.“
    Er hatte vollständig recht, und alle anderen waren derselben Ansicht. Ich zog die Tasche hervor und machte sie auf. Sie war nach Art der Banknotentaschen gefertigt und im Innern vollständig trocken. Jedes einzelne Fach enthielt ein ledernes Kuvert, welches mit einem Riegel aus demselben Stoff verschlossen war. Ich zog die Riegel aus den Einschnitten. Da fand ich, nach den verschiedenen Ländern in die Kuverts geordnet, amerikanische, englische, deutsche, französische und andere Staats- und Bankpapiere mit außerordentlich hohen Ziffern. Es war ein Vermögen, wie es wohl selten ein Mensch voll in den Händen gehabt hat, ausgenommen natürlich die Krösusse der Banken; das sah ich, ohne daß ich die Pakete zu öffnen brauchte.
    „All devils!“ rief Dunker, indem er ungeheuer große Augen machte.

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