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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lehne des Berges. Das Wasser floß unten aus dem Felsen, und von dem Punkt aus, an welchem wir standen, schien es unmöglich zu sein, hinabzukommen; aber es schien eben auch nur so, denn da standen Fichtenbäume, einer neben dem anderen, bis hinab; sie breiteten ihre dichten Äste weit über den Boden aus und bildeten für uns ein Versteck, wie es gar nicht besser sein konnte.
    Winnetou verschwand unter den niedersten Zweigen, und ich folgte ihm. Indem wir uns unten an den Stämmen festhielten, ließen wir uns, immer mit den Füßen voran und immer uns unter den dichten Fichtenzweigen befindend, langsam die Böschung hinab, bis wir die Tiefe erreicht hatten und ganz wohlgedeckt unter den letzten Bäumen lagen.
    Neben uns, zur linken Hand, kam die Quelle aus dem Felsen; rechts stieg das Gestein gleich hoch bergan. Der Ort, an welchem wir uns befanden, schien unmöglich einen Menschen oder nun gar zwei beherbergen und verstecken zu können. Die Quelle bildete, bevor sie ihr Wasser weiter sendete, ein kleines Becken, welches höchstens drei Ellen breit war. Jenseits desselben saß – die schöne Judith vor einer Art Hütte, welche die Yuma-Indianer ihr aus schräg zusammengestellten Ästen und darübergeflochtenen Zweigen errichtet hatten, ein Luxus, welchen sich zu bieten nur einer Dame, nicht aber einem Mann einfallen konnte.
    Neben ihr kauerte ein Roter, mit welchem sie sich im Gespräch befand. Weiterhin brannte das Feuer so breit und so hoch, daß Winnetou vollständig recht gehabt hatte: man konnte einen Büffelochsen, ohne ihn zu zerlegen, darüber braten – eine Unvorsichtigkeit, welche nur den Yumas, die nicht mehr an ihren ursprünglichen Gebräuchen festhielten, zuzutrauen war. Sie saßen rund um die hochlodernde Flamme, welche bis gen Himmel zu lecken schien. Die Jüdin sprach nicht etwa sehr laut mit dem Roten, doch konnten wir alles recht gut hören, weil wir uns nur in Manneslänge von ihr befanden. Der Kerl war unser früherer Wirt, in dessen unweit des Pueblo gelegenem Haus wir früher überfallen worden waren.
    „Ist der Ort nicht schön und gut?“ flüsterte Winnetou mir zu.
    „Vortrefflich! Kanntest du ihn denn?“
    „Nein. Ich lag vorhin jenseits des Feuers im Gesträuch. Da sah ich die Fichten und sagte mir, daß sie ein sicheres Versteck abgeben würden. Die Quelle kannte ich wohl von früher her, doch als ich vor Jahren hier war, standen die Bäume noch nicht so hoch und üppig.“
    Ja, unser Platz war wie zum Lauschen künstlich angelegt; aber eine große Gefahr brachte er uns doch: Die Äste, unter deren Schutz wir herabgekommen waren, wuchsen so niedrig am Stamm, daß es geradezu eine Kunst war, sich darunter herabzuschleichen, ohne sie zu bewegen und sich dadurch zu verraten. Der Meisterschaft Winnetous war eben alles möglich.
    Also in Beziehung auf unseren Lauscherposten hatten wir Glück gehabt, und wir sollten auch in Beziehung auf das, was wir zu sehen und zu hören bekamen, noch mehr, noch weit mehr Glück haben. Zunächst bestand es darin, daß die Jüdin und der Rote gerade jetzt von uns sprachen. Wir hörten den letzteren, das angefangene Gespräch fortsetzend, sagen:
    „Señor Melton hatte es falsch gemacht. Die Hunde sollten nicht bei mir angegriffen werden. Das Haus gewährte ihnen Schutz; sie konnten sich verteidigen und wußten nun, daß sie sich zu hüten hatten. Dadurch waren sie vorsichtig geworden.“
    „Wir wollten sie eben lebendig fangen.“
    „Das war falsch. Sie sollten doch getötet werden! Warum da nicht lieber gleich?“
    „Du hast recht. Ich habe es nachher auch bereut. Durch die große Vorsicht, zu welcher wir sie verleiteten, sind sie uns entkommen. Kämen sie mir noch einmal so nahe, so sollte es mir nicht wieder passieren!“
    „Es würde doch wieder geschehen, wie es schon wieder geschehen ist, vorgestern abend, dort am Felsen. Wie schön paßte es, sie wegzuschießen! Aber die anderen wollten warten, bis sie schliefen. Das war ein großer Fehler. Es war vollständig dunkel, und der Sturm heulte so laut, daß man unsere Annäherung hätte weder sehen noch hören können. Wir konnten uns ganz gut bis auf wenige Schritte heranschleichen, und dann wäre keine von unseren Kugeln fehlgegangen. Das aber unterließen wir aus unnützer Vorsicht. Dann waren die Hunde klüger als wir; sie entdeckten uns.“
    „Taten euch aber nichts; sie hätten euch auch erschießen können.“
    „Dazu haben sie zuviel Angst; sie können kein Blut sehen. Ich hoffe, daß

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