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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir sie wiedersehen werden, denn sie sind sicher nach dem ‚Weißen Felsen‘, und wir reiten auch dorthin. Dann mögen die anderen sagen, was sie wollen; ich kehre mich nicht daran und hole mir die Skalpe Winnetous und seiner Bleichgesichter!“
    Er zog bei diesen Worten sein Messer und schwenkte es mit grimmiger Gebärde durch die Luft. Es war ihm vollständig ernst. Was hatten wir ihm denn getan? Nichts. Die einzige Ursache seiner Feindschaft konnte nur darin zu suchen sein, daß wir damals drüben in der Sonora dem Haziendero und den deutschen Emigranten gegen die Yumas beigestanden hatten. Seitdem war aber eine lange Zeit vergangen; wir hatten die Yumas in mehr als zarter Weise geschont und dann sogar Frieden mit ihnen geschlossen. Dieser Mensch war selbst über den indianischen Durchschnitt roh, und als ich jetzt sein hämisches Gesicht vor mir sah, begriff ich es, daß seine Squaw nicht länger hatte bei ihm bleiben wollen.
    „Die wirst du wohl schwerlich bekommen“, antwortete seine Herrin, welche in Beziehung auf Gewissenlosigkeit ihn beinahe erreichte.
    „Warum nicht?“ fragte er.
    „Dazu sind andere da. Wenn wir nur erst nach dem ‚Weißen Felsen‘ kommen und ich Señor Melton und den Mogollons gesagt habe, daß sie uns entkommen und nun zu ihnen geritten sind, so wird gewiß sofort eine große und allgemeine Hetze entstehen, bei welcher die Hunde sicher gefangen werden. Dann werden sich die Mogollons die Skalpe nehmen.“
    „Mir auch recht, wenn ich nur die Besitzer der Skalpe am Marterpfahl sehe! Ich wünsche, daß –“
    Er kam in seiner Rede nicht weiter; er wurde unterbrochen, denn:
    „Uff, uff, uff!“ erklang es da vorn am Feuer. Die Yumas, welche daran lagerten, waren aufgesprungen und starrten, erst erschrocken, dann aber erfreut, einen Mann an, welcher aus den Büschen getreten war. Auch wir sahen ihn, es war – Melton.
    „Jonathan!“ rief die Jüdin, indem sie vom Boden aufsprang.
    „Judith!“ antwortete er.
    Sie flogen einander in die Arme. Dann ging ein schnelles Fragen und Antworten herüber und hinüber:
    „Wo kommst du her?“ fragte er.
    „Vom Pueblo“, antwortete sie. „Und du?“
    „Vom ‚Weißen Felsen‘. Wo willst du hin?“
    „Zu den Mogollons. Und du?“
    „Nach dem Pueblo, zu dir, wie du dir denken kannst.“
    „Warum das? Warum willst du wieder zurück, da du so glücklich entkommen bist?“
    „Weil ich eben die haben will, denen ich entkommen bin.“
    „Die sind nicht mehr dort; sie sind nach dem ‚Weißen Felsen‘.“
    „Alle Wetter! Sind sie vor euch oder hinter euch?“
    „Vor uns.“
    „Also eher vom Pueblo fort als ihr?“
    „Ja.“
    „Wie lange?“
    „Wir sind sehr schnell hinter ihnen her gewesen, denn es wurde mir angst um dich.“
    „Das ist gut, denn wenn sie keinen Vorsprung haben, können sie noch nicht beim ‚Weißen Felsen‘ angekommen sein.“
    „Sie haben einen Vorsprung gewonnen, einen sehr großen. Sie ergriffen mich unterwegs und schleppten mich in die Wildnis, wo sie mich verließen. Ich kannte die Gegend nicht und irrte den ganzen Tag umher; dann lag ich eine ganze Nacht einsam im Freien – es war schrecklich – bis mich endlich glücklicherweise unsere Yumas fanden. Das muß den Feinden einen Vorsprung von über einem Tag eingebracht haben.“
    „Da können sie ja schon heute früh am ‚Weißen Felsen‘ angekommen sein! Wer hat das denken können! Wir haben keine Spur von ihnen gesehen. Du mußt mir alles ausführlich erzählen. Sage mir nur vorher: Vogel ist doch noch im Gang des Pueblo versteckt?“
    „Nein; sie haben ihn gefunden und befreit.“
    Da stampfte er die Erde mit dem Fuß und rief ergrimmt:
    „Da muß ihnen der Teufel den Weg gezeigt haben, oder du bist unvorsichtig gewesen!“
    „Ich habe es an keiner List fehlen lassen. Du glaubst nicht, wie ich, eine Lady, eine Dame, behandelt worden bin! Sie entdeckten den Gang, der aus meiner Küche in die Tiefe führt, und auch das Wasser.“
    „So muß ich sie fangen; ich muß, ich muß! Sie müssen mit diesem Geheimnis sterben, sonst gibt es selbst an dem einzigen Ort, an welchem ich versteckt sein kann, keine Sicherheit für mich! Warum aber ist mein Vater nicht bei dir?“
    „Der ist bei ihnen. Sie haben ihn in seiner Wohnung überrascht, gebunden und geknebelt und dann mit sich fortgeschleppt.“
    „Das ist – ist – freilich ein – ein Unglück, auf welches ich – ich nicht gefaßt gewesen bin!“ knirschte er. „Ein Glück ist aber noch

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