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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dabei, daß der Vater auf den Gedanken kam, sein Geld in den Stiefeln zu verbergen.“
    „Das haben sie auch gefunden“, gestand sie ihm.
    „Dann – dann stehen die Schurken mit allen – allen bösen Geistern im Bunde! Ich – ich muß mich setzen!“
    Daß das Geld entdeckt worden war, griff ihn sichtlich weit mehr an als der Umstand, daß wir seinen Vater festgenommen hatten. Judith führte ihn zu der Hütte. Er setzte sich davor nieder, und sie nahm an seiner Seite Platz, ohne daß er darauf achtete. Er stemmte die Ellbogen auf die Knie, und legte das Gesicht in die Hände. Sie redete ihm zu, sich zu fassen; er antwortete nicht und bewegte sich nicht.
    Da näherte ich meinen Kopf demjenigen des Apachen und flüsterte ihm zu:
    „Wollen wir ihn fassen? Es ist nicht schwer. Wir springen aus unserem Versteck hervor, nehmen ihn beim Kragen und verschwinden mit ihm im Wald, wo man uns nicht findet. Der Schreck wird ihn und alle starr machen.“
    „Ja, es ist nicht schwer; es würde gelingen; aber wir dürfen es dennoch nicht tun.“
    „Warum nicht?“
    „Weil wir uns überhaupt noch nicht zeigen dürfen. Wenn die Mogollons erfahren, daß wir uns in ihrem Rücken befinden, werden sie vorsichtig, und unser Plan, sie einzuschließen, gelingt dann nicht.“
    „Das ist leider wahr. Wir müssen also verzichten, und hätten ihn doch so schön und sicher haben können.“
    „Wir werden ihn sehr bald bekommen! Winnetou weiß schon, wie und wo. Wir werden dann nicht ihn allein, sondern seine fünfzig Mogollons auch mit haben. Oder denkt mein Bruder, daß er sich ohne sie hier befindet?“
    „Das denke ich freilich nicht. Es ist so gekommen, wie du vorher gesagt hast. Er kam mit ihnen in diese Gegend, hat das Feuer gesehen und – horch!“
    Melton hatte sich während unserer leisen Wechselrede von seiner Niedergeschlagenheit erholt. Er ließ sich von Judith erzählen, was auf dem Pueblo geschehen war, nachdem er es verlassen hatte. Sie erging sich, wenn sie von uns sprach, in Ausdrücken und Reden, welche unmöglich wiederzugeben sind. Er hörte ihr zu, ohne ein Wort zu sagen, aber mit Augen, als ob er alles, was aus ihrem Mund kam, verschlingen wolle. Als sie geendet hatte, sagte er unter hörbarem Zähneknirschen:
    „Du hast getan, was du tun konntest; ich kann dich nicht tadeln. Die Halunken sind eben Menschen, mit denen man ganz anders rechnen muß, als mit anderen Leuten. Wir, nämlich der Vater, der Onkel und ich, haben falsch gehandelt, sonst könnten wir dies große Vermögen jetzt in aller Ruhe und Sicherheit verzehren. Konnten wir diesen Menschen in Tunis nicht beikommen, so mußten wir doch später alles aufbieten, mit ihnen quitt zu werden. Der Apache hat in England krankgelegen; wir wußten das. Konnten wir nicht hinüberfahren und –? Um die Kerls hätte dort kein Hahn gekräht. Und selbst später, wenn wir in New Orleans geblieben wären und anders gehandelt hätten! Die Hauptsache war, unter allen Umständen den Deutschen und den Apachen auf die Seite zu schaffen. Den Engländer hätten wir dann weniger, oder wohl gar nicht zu fürchten. Daß wir das nicht getan haben, rächt sich jetzt!“
    „Sag' das noch nicht!“ ermutigte sie ihn. „Was ist denn eigentlich jetzt verloren? Noch nichts, noch gar nichts!“
    „Wenn nicht schon mehr, so doch die Summe, welche mein Vater bei sich hatte!“
    „Auch diese nicht. Fallen die Schelme in deine Hände, so bekommst du auch das Geld wieder zurück, welches sie deinem Vater geraubt haben. Du muß ihn befreien, du mußt!“
    Da sah er sie mit einem ganz eigentümlichen Blick an, und fragte:
    „Liegt er dir denn gar so am Herzen?“
    „Er nicht, aber du und das Geld.“
    „Das ist das richtige! Mit ihm mögen sie machen, was sie wollen; ich würde mich gar nicht grämen. Meinst du, daß ich mich bei ihm sicher fühle?“
    „Nicht?“ fragte sie im Ton der Verwunderung.
    „Nein! Er hat es mir zwar nicht gestanden; er schiebt die Tat auf Shatterhand und Winnetou; aber ich weiß doch, daß er seinen Bruder ermordet hat, um sich zu retten und dessen Geld zu bekommen. Ein Brudermörder aber ist auch imstande, seinen Sohn umzubringen.“
    „Himmel!“ rief sie aus. „Das hältst du für möglich?“
    „Ja. Er ist imstande, mir das Geld abzunehmen und zu verschwinden. Das wäre freilich ein Diebstahl, ein Raub; darum bin ich mit dir gefahren, aber nicht mit ihm geritten; daher hat er im Pueblo nicht wissen dürfen, wo das Geld versteckt lag; ich

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