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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehen muß. Wir aber kennen uns aus. Wir werden in Gainesville uns Pferde kaufen und einen Ritt hinauf in die Berge machen.“
    „Aber vielleicht haben wir uns mit den Comanchen oder Kiowas herumzuschlagen!“
    „Schadet nichts. Das verkürzt die Zeit.“
    Da wies Winnetou mich zurecht:
    „Mein Bruder mag das nicht sagen! Die Comanchen kommen oft nach Norden bis zur Straße nach Santa Fé .Winnetou aber fürchtet sie nicht, obgleich sie seine Todfeinde sind; aber wenn wir so schnell nach Albuquerque wollen, haben wir keine Zeit, uns mit ihnen herumzuschlagen.“
    Ich schwieg, denn er hatte die Wahrheit gesagt. Später ging Emery wiederholt nach dem vorletzten Wagen. Er fand die Jüdin immer schlafend. Sie schien die letzte Nacht im Fahren durchwacht zu haben.
    In Dallas mußte umgestiegen werden. Das war eine schwierige Sache, da wir uns vor Judith nicht sehen lassen wollten. Sie hätte leicht auf den Gedanken kommen können, uns auf der Strecke nach Sherman zu entweichen. Es gelang uns, unbemerkt zu bleiben, auch später, als wir in Denton noch einmal umsteigen mußten. Von da an war der Bahnkörper noch neu; es wurde langsam und vorsichtig gefahren, und so kamen wir erst, als es fast dunkel war, nach Gainesville, dem Endpunkt der Bahn.
    Wir warteten, bis die Jüdin mit ihrer Zofe ausgestiegen war, und verließen dann auch den Wagen. Sie hatte uns bis jetzt noch nicht gesehen. Gainesville war damals ein trauriger Ort. Die Gebäude waren nicht Häuser, sondern Hütten zu nennen. Auf der Station gab es keine Unterkunft, und der Ort hatte nur zwei sogenannte Hotels, aber sie wurden eben auch nur so genannt; eine deutsche Dorfkneipe mußte dagegen ein Paradies genannt werden. Wir sahen unseren Flüchtling in dem besser aussehenden Hotel verschwinden. Das bessere Aussehen hatte seinen Grund freilich nur darin, daß es um ein Fenster breiter war als das andere Hotel; es hatte deren drei. Wir gingen auch hinein.
    Im Innern war es so dunkel, daß wir nichts sahen.
    Es brannte kein Licht; draußen herrschte bereits tiefe Dämmerung, und ihr verschwindender Schein vermochte nicht, durch den Schmutz der winzigen Fensterscheiben zu dringen.
    Von der Seite her vernahmen wir Stimmen; das mochte in der Küche sein, und dort schien auch ein Licht, wenn auch nur ein kleines Talglicht. Eine Männerstimme sagte:
    „All right! Ist alles schon vorgesehen. Werde gleich Licht nach dem Salon bringen.“
    Leichte Schritte kamen von dorther und wurden in unserer Nähe still. Hatte die Jüdin mit dem Wirt gesprochen? War das der Fall, so saß sie jetzt wieder in der Stube, welche von dem Wirt Salon genannt worden war. Wir tasteten uns vorwärts und kamen an eine Tafel, an welcher eine Bank stand. Beide, Tafel und Bank, waren, das fühlten wir, aus roh gehobelten Brettern zusammengezimmert. Wir setzten uns nieder.
    Da kam der Wirt und brachte eine Lampe, welche er auf die Tafel stellte. Sie beleuchtete uns.
    „Hallo, da sind ja noch andere Gäste!“ rief er aus. „Willkommen, Gentlemen! Werdet ihr heut hier im Hotel bleiben? Delikates Essen, gute Betten und sehr niedrige Preise.“
    „Werden sehen“, antwortete Emery. „Habt Ihr Bier?“
    „Und was für welches! Echt englisches Porter.“
    „So gebt drei Flaschen! Schmeckt uns dieser Göttertrank aber nicht, so trinkt Ihr ihn selber.“
    „Sollte mir lieb sein; werde aber nicht zu diesem Genuß kommen.“
    Inzwischen hatte ich einen anderen Genuß, der viel größer war als der seines jedenfalls schlechten Gerstenabsudes. Als er das Licht brachte, sah ich, daß an der Tafel nicht nur die Bank stand, welche wir eingenommen hatten, sondern es befand sich auf der anderen Seite eine zweite, und auf dieser saß – Judith mit ihrer Indianerin! Welche Gesichter die beiden machten, als sie mich sahen! Kein Maler hätte die Verblüffung so zu treffen gewußt, wie ich sie in solcher Vollendung in meinem Leben hier zum erstenmal sah. Als der Wirt sich jetzt entfernte, stand ich auf, verbeugte mich und sagte:
    „Mrs. Silverhill, Sie sehen, unser gestriges Zusammentreffen hat mich so für Sie begeistert, daß ich mich nicht von Ihnen zu trennen vermag. Old Shatterhand hat Ihre Spur gefunden, obgleich Sie die Billets durch eine fremde Person kaufen ließen.“
    „Sie – Sie hier in Gainesville!“ sagte sie stammelnd.
    „Vermuteten Sie, daß ich jetzt noch in Ihrem Boudoir zu suchen sei? Vielleicht wäre ich trotz aller Ihrer Schönheit in New Orleans geblieben; aber Sie hatten bei Ihrer

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