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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nebenflüßchen des Canadian zu erreichen. Da gab es gewiß so viel Wasser und Gras, daß dann alle Entbehrungen zu Ende waren.
    Bald nach Mittag wurde die Luft so schwül, daß man sie kaum zu atmen vermochte, und der Horizont im Süden nahm einen rötlichen Schimmer an. Winnetou blickte sich einige Male nach dieser Richtung um.
    „Das sieht fast genauso aus, wie wenn in der Wüste ein Samum zu erwarten ist“, bemerkte Emery.
    „Wird auch wohl einer werden!“ antwortete ich. „Es ist ein Glück, daß wir uns nicht allzu weit vom Fluß befinden. Mit den Stürmen des Llano estacado ist nicht zu scherzen.“
    „Mein Bruder Shatterhand hat recht“, stimmte Winnetou bei. „Wenn der Geist des Llano aus der Tiefe steigt, so stürmt er ergrimmt über die Wüste hin, wirft den Sand bis zum Himmel empor und stürzt, wenn er fruchtbare Gegenden erreicht, ganze Wälder um.“
    „Alle Wetter! Und Ihr denkt, daß wir es wirklich mit diesem bösen Geist zu tun haben?“
    „Er kommt. Winnetou weiß es ganz genau. Meine Brüder mögen ihren Pferden die Sporen geben. Wenn wir nicht unter den Wolken und Wogen des Sandes begraben werden wollen, müssen wir uns beeilen, einen Ort zu finden, in welchem uns die Gewalt des Sturmes nicht voll zu treffen vermag.“
    Wir ließen also die Pferde laufen, was sie nur laufen konnten. Sie merkten infolge ihres Instinktes selbst, welch eine große Gefahr sich hinter ihnen erhob, und strengten alle ihre Kräfte an, ohne daß wir sie sehr anzutreiben brauchten.
    Der rötliche Schein am südlichen Horizont wurde breiter und breiter; er wuchs am Himmel empor. Oben hell und nach unten immer dunkler werdend, stieg er jetzt bis zum Zenit auf und lief zugleich zu beiden Seiten im Osten und Westen zusehends dem Norden zu. Das sah höchst gefährlich aus und war in Wirklichkeit gefährlich; ich wußte das, denn ich hatte schon einige Male einen solchen Sturm in dem Llano estacado erlebt.
    Es waren, seit wir die Gefahr erkannt hatten, nun fast zwei Stunden vergangen; der Sturm mußte sich nach höchstens einer Viertelstunde erheben, und doch konnten die Pferde kaum mehr vorwärts. Sporen und Schläge hätten nichts gefruchtet, da die armen Tiere sich freiwillig so sehr anstrengten, wie sie konnten; wir verschonten sie also mit diesen Qualen und sahen nur sehnsüchtig nach einem Rettungsort aus.
    Da trat uns weit rechts, im Osten, eine kleine, aber sehr lang gestreckte Höhe entgegen; der Sand war nicht mehr so tief wie vorher und ließ zuweilen Stellen durchscheinen, welche aus Erde bestanden und Grashalme trugen.
    „Das Ende der Wüste!“ rief Winnetou. „Siehst du den langen Hügel im Osten und den einzelnen dürren Baum da gerade vor uns, Bruder Shatterhand?“
    „Ja“, antwortete ich.
    Wirklich, da vorn am äußersten Horizont, gerade in unserer Richtung, stand ein hoher, dürrer, beinahe astloser Baum.
    „Kennst du den Hügel und den Baum?“
    „Ich kenne sie beide. Wir sind gerettet. Das Gras beginnt, und eine Viertel-Reitstunde hinter dem Baum fließt der kleine Bach, welcher da drüben an dem Hügel entspringt. Haut die Pferde, damit wir den Bach noch zur rechten Zeit erreichen!“
    Das mag grausam klingen, war es aber nicht. Wir trieben die Pferde mit Schlägen an, ihre letzten Kräfte anzustrengen; es handelte sich nicht allein um unser, sondern auch um ihr Leben. Sie rannten mit weit heraushängenden Zungen weiter; hätten wir angehalten, so wären sie vor Erschöpfung augenblicklich zusammengebrochen. Wir aber schlugen auf sie ein, pfiffen, schrien und brüllten, um sie im Lauf zu erhalten – flogen an dem dürren Baum vorüber – über grünes Gras dahin – vor uns zeigte sich jetzt ein Gebüsch, zwischen dessen Sträuchern uns Wasser entgegenblickte – weiter, weiter – in die Büsche hinein – über das Wasser hinüber – noch eine Strecke zwischen Büschen hin, und dann hielten wir an!
    Wir brauchten gar nicht abzusteigen, denn unsere Pferde fielen augenblicklich nieder. Ihre Flanken schlugen; ihre Mäuler geiferten; ihre Zungen hingen weit heraus, und ihre Augen hatten sich geschlossen.
    „Die Decken herunter!“ rief ich. „Reibt die Pferde; schlagt sie mit Ruten, damit sie nicht erfrieren! Wir müssen sie erhalten; wir können ohne sie nicht weiter.“
    Bei diesen Worten riß ich meine Decke auseinander und schnitt einige belaubte Zweige vom nächsten Busch.
    Winnetou folgte ohne Zögern meinem Beispiel.
    „Die armen Tiere mit Ruten peitschen?“ fragte

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