Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
der Englishman. „Und du, Charley, wußtest, daß hinter dem Baum der Bach kommen würde? Seid ihr denn schon einmal hier gewesen?“
    „Ja.“
    „Warum hieltet ihr nicht am Bach an?“
    „Weil wir soweit wie möglich in das Gebüsch eindringen mußten. Je mehr Büsche wir hinter uns hatten, desto weniger konnte uns der Sturm anhaben. Hätte er uns draußen im Freien getroffen, so wären wir hinweggefegt worden. Zum Glück für uns war der heutige nicht sehr heftig.“
    „So, hm! Die Gegend muß von großem Interesse für euch sein, da ihr sie so schnell erkanntet?“
    „Allerdings. Wenn du den alten, dürren Baum betrachtest, so siehst du, daß nicht das Alter die Schuld daran trägt, daß er abgestorben ist, sondern das Feuer.“
    „Ah! Ein Waldbrand am Rande des Llano estacado?“
    „Keineswegs. Das Feuer war ein Freudenfeuer für die Comanchen – und ein Schmerzensfeuer für mich und Winnetou.“
    „Wetter. Wollten die Kerle euch etwa braten?“
    „Ja, nicht nur uns, sondern noch vier Gefährten, welche wir bei uns hatten.“
    „Mensch, davon weiß ich ja nicht das geringste! Erzähle!“
    „Winnetou und ich kamen von der Sierra Guadelupe herunter und wollten über die wüsten Staked Plains nach Fort Griffin hinüber. Wir kannten die Wüste und fürchteten sie also nicht, zumal wir uns Proviant und zwei Schläuche Wasser mitgenommen hatten. Auf halbem Wege trafen wir mit vier Personen zusammen, welche vom Fort Davis unten kamen und hinauf nach Fort Dodge wollten –“
    „Ein eigentümlicher und gefährlicher Weg! Vom Rio Grande bis hinauf an den Arkansas! Das sind ja in der Luftlinie gegen sechshundert Meilen! Und dabei lang durch die Wüste des Llano! Konnten sie denn keinen Umweg durch besseres Land machen?“
    „Das konnten sie nicht nur, sondern das hätten sie eigentlich tun sollen; aber sie verstanden es nicht, und diejenigen, von denen sie geschickt worden waren, verstanden es noch weniger. Ich erfuhr so viel, daß es sich um ein bedeutendes Geschäft handle, bei welchem ein großes Geld zu machen sei, wenn es schnell abgeschlossen werde. Es war also keine Zeit zu verlieren; darum hatten die Boten die Anweisung bekommen, den geraden Weg einzuschlagen, welcher bekanntlich durch den wilden Llano führt. Die Boten waren zwei junge Kaufleute, welche von dem Westen nichts kannten. Darum hatte man ihnen zwei Jäger mitgegeben, welche zwar schon einmal im Llano gewesen waren, aber nicht weit hinein; am allerwenigsten aber wußten sie, wie man von Süd nach Nord durch denselben kommt.“
    „Welch eine Dummheit! Sie hätten den Rio Grande hinabfahren, nach New Orleans schiffen und dann den Mississippi und Arkansas hinaufdampfen sollen.“
    „Ja. Oder sie konnten den Rio Grande hinauf und durch New-Mexiko nach Santa Fé gehen, um von da aus hinüber nach der Arkansasstraße zu kommen. Auf beiden Wegen hätten sie ihr Ziel eher erreicht als durch den Llano, selbst wenn sie da auf keine Hindernisse getroffen wären.“
    „Und der Hindernisse gibt es dort gerade mehr als genug!“
    „Freilich! Die vier Leute waren wirklich dem Tod geradezu in die Arme gelaufen. Als wir sie fanden, lagen sie fast verschmachtet im Sand, und ihren Pferden ging es ebenso. Wären wir nicht zufällig auf sie gestoßen, so hätten sie sterben müssen. Wir halfen ihnen und ihren Pferden durch etwas Wasser auf die Beine und brachten sie nach der nächsten Trinkstelle, welche Winnetou kannte. Wir rieten ihnen, mit uns nach Fort Griffin zu gehen; sie baten uns aber so himmelhoch, sie in nördlicher Richtung durch die Wüste zu bringen, daß wir, freilich nach langem Zögern, endlich einwilligten. Wir gaben also unseren eigenen Weg auf und ritten nach Norden.“
    „Da begabt ihr euch nun freilich selbst in große Gefahr!“
    „Versteht sich! Ich weiß nicht, ob ich heute, wo ich erfahrener bin als damals, wieder so gutwillig sein würde. Wir haben es auch zu bereuen gehabt. Winnetou rechnete auf zwei Trinkstellen, an denen wir vorüber mußten; aber die eine mußten wir meiden, weil sich dort allerlei räuberisches Gesindel zusammengefunden hatte, und als wir dann die andere erreichten, war sie fast ganz ausgetrocknet. Wenn wir uns retten wollten, mußten wir unsere Pferde erhalten; darum bekamen diese das wenige Wasser, wir aber keinen einzigen Tropfen. Dürstend ritten wir weiter.“
    „Und das alles den fremden Menschen zuliebe?“
    „Ja, weil es zwar Fremde, aber, wie du ganz richtig sagst, doch Menschen waren. Du

Weitere Kostenlose Bücher