Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
hättest es wahrscheinlich noch viel eher und lieber getan als wir beide. Ich kenne dich!“
    „Pshaw! Doch, erzähle weiter!“
    „Wir ließen uns also von unseren Pferden fortschleppen, bis sie selbst nicht mehr konnten. Das wenige Wasser, das sie bekommen hatten, hielt nicht lange vor, und schon am nächsten Tag konnten sie uns kaum noch tragen. Wir ruhten bis zum nächsten Morgen und gingen dann, ein wenig gestärkt, weiter.“
    „Gingen? Ihr konntet nicht reiten?“
    „Nein. Die Pferde waren zu schwach. Gegen Mittag erstachen wir eins und tranken das Blut –“
    „Pfui!“
    „Sage nicht pfui! Du hättest an unserer Stelle dasselbe getan. Am Abend mußten wir ein zweites töten. Warum auch nicht? Hätten wir das unterlassen, so wären sie doch gestürzt. Ein drittes verendete in der Nacht. Am nächsten Tag erstachen wir die übrigen. Ihr Blut hatte uns bis nun das Leben erhalten, aber wenn ich dir sagen soll, wie uns zumute war und in welchem Zustand wir uns befanden, so muß ich dir gestehen, daß ich dies nicht vermag. Ich habe da erfahren, daß Blut trinken wirklich betrunken macht, wenn vielleicht auch nur bei der großen Schwäche, welche sich unser bemächtigt hatte. Wir humpelten, stolperten und stürzten weiter und weiter, fielen nieder, rafften uns wieder auf, gingen einige Schritte, sanken wieder um, bis wir endlich liegenblieben.“
    „Schrecklich! Wo war das, wo ihr liegenbliebt?“
    „Nicht weit von hier, vielleicht einen Stundenritt südwestlich von dem kahlen Baum, den du vorhin gesehen hast.“
    „Nun errate ich! Ihr wurdet von den Comanchen überfallen und konntet euch wegen des Zustandes, in welchem ihr euch befandet, nicht wehren?“
    „So ist es. Ich lag im Verschmachten an der Erde; das Fieber gaukelte mir allerlei tolle Bilder vor. Winnetou erging es ebenso, wie er mir später erzählte. Da plötzlich entstand ein Geschrei und Geheul um uns her, daß ich versuchte, mich aufzurichten; es gelang mir aber nicht; ich fiel in Ohnmacht. Als ich erwachte, war ich gebunden. Neben mir lag Winnetou mit den vier Fremden, und um uns her hatten sich die Comanchen gelagert.“
    „Wie viele waren ihrer?“
    „Ich nahm alle meine Geisteskräfte zusammen, um sie zu zählen. Es waren ihrer vierzehn.“
    „Nur!“
    „Ja, nur! Vierzehn gesunde, kräftige Männer gegen sechs Menschen, welche neun Zehntel tot waren!“
    „Ereifere dich nicht! Es fällt mir gar nicht ein, euch tadeln zu wollen. Ihr wart ja zu keiner Gegenwehr fähig. Was geschah dann?“
    „Die Roten fütterten uns und gaben uns zu trinken, doch nicht etwa aus Menschenfreundlichkeit, sondern um uns für einen schlimmeren Tod zu stärken. Als wir uns soweit erholt hatten, daß wir gehen konnten, wurden wir hierher geführt, wo wir wieder zu essen bekamen und trinken konnten, soviel wir wollten. Die Kerle blieben mit uns die ganze Nacht bis zum Morgen hier liegen; dann wurden wir fortgeschafft nach dem Baum. Dort sollten wir verbrannt werden, wie uns der Häuptling sagte.“
    „Ah, es war ein Häuptling dabei?“
    „Ein sehr berühmter sogar. Er hieß Atescha-Mu, das heißt ‚Starke Hand‘. Er war als der kriegerischste Häuptling der Comanchen bekannt. Also wir wurden nach dem Baum geschafft und dort aufgestellt. Man band zunächst die beiden Kaufleute an dem Stamm fest und brannte dann ein Feuer an. Als die beiden Kaufleute tot waren, kamen die beiden Jäger an die Reihe. Winnetou und ich sollten den Beschluß machen.“
    „Und ihr mußtet zusehen, daß auch diese beiden verbrannten?“
    „Ja, das Zusehen war schrecklich, aber das Zuhören war noch entsetzlicher. Ich sage dir, es war eine Szene, über die ich lieber schweige. Es graust mir noch heute, wenn ich daran denke. Endlich, endlich war's vorüber, und nun machte man sich an uns.“
    „Schnell, schnell! Erzähle schnell, damit ich rasch erfahre, wie ihr losgekommen seid!“
    „Ich muß dir zunächst sagen, daß man uns alles abgenommen hatte –“
    „Auch deine Gewehre, den Bärentöter und den Henrystutzen?“
    „Den Stutzen hatte ich damals noch nicht.“
    „Und Winnetous Silberbüchse?“
    „Die hatte der Häuptling als Beute an sich genommen. Er hielt sie während der Hinrichtung der vier armen Teufel in der Hand. Wir wußten, daß alle zwei Läufe geladen waren. Die Pferde befanden sich nicht in der Nähe, denn man hatte sie hier am Bach zurückgelassen.“
    „Unter Aufsicht natürlich?“
    „Nein. Und das war gut für uns. Ferner muß ich bemerken,

Weitere Kostenlose Bücher