4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
ich mir ein Partygirl vor, dachte Della belustigt.
Immer mehr Gäste trafen ein, Tonis Brüder und Schwestern, Tanten, Cousinen und Cousins, bis es von Rinuccis nur so wimmelte. Carlo warf Della einen hilflosen und zugleich belustigten Blick zu, ehe er sie bei der Hand nahm und in die Villa führte.
Dass man sie genau beobachtete, war ihr klar. Natürlich verhielten sich alle ihr gegenüber absolut korrekt. Doch egal, wem sie vorgestellt wurde, jedes Mal fiel ihr auf, wie interessiert es in den Augen der Leute aufblitzte.
Das ist also die Frau, um die Carlo so viel Aufhebens macht. Sie sieht ja nicht schlecht aus, aber ist sie nicht zu alt für ihn?
Solche und ähnliche Gedanken gingen ihnen durch den Kopf, wie unschwer zu erraten war. Als sie zufällig in Hopes Richtung sah, fiel Della deren besorgter Blick auf, und kurz darauf kam die ältere Dame auf sie zu, reichte ihr ein Glas Champagner und sagte lächelnd: „Ich konnte es kaum erwarten, Sie kennenzulernen nach allem, was ich im Internet über Sie gelesen habe. Als Carlo mir erzählte, dass Sie eine Berühmtheit seien, bin ich neugierig geworden.“
Sie hat sich also Informationen über mich beschafft, dachte Della leicht belustigt.
„Ich gratuliere Ihnen zu der außergewöhnlichen Karriere“, fuhr Hope fort. „Es ist sicher schwierig, in einer immer noch von Männern beherrschten Domäne so erfolgreich zu sein.“
„Manchmal ist es wirklich schwierig, das stimmt“, erwiderte Della ruhig. „Aber es macht mir Freude, denn ich liebe meine Arbeit.“
„Es muss Spaß machen, Anweisungen zu erteilen, die befolgt werden müssen“, meinte Hope. „Solche Erfolgserlebnisse haben Frauen im Allgemeinen viel zu selten.“
Sie haben bestimmt genug solcher Erfolgserlebnisse gehabt, hätte Della, die Hope zu durchschauen begann, am liebsten geantwortet.
Dass Myra von Ruggiero über die Tanzfläche gewirbelt wurde, schien Sol nicht zu stören. Er unterhielt sich angeregt mit einer anderen jungen Frau.
„Mit einundzwanzig sind alle jungen Leute noch halbe Kinder“, stellte Della fest.
„Ihr Sohn ist erst einundzwanzig? Ich habe ihn älter geschätzt.“
„Das tun alle“, mischte Carlo sich ein. Er hatte sich unbemerkt zu ihnen gesellt. „Er ist sehr groß und breitschultrig. In seinem Alter war ich auch so, Mom, und du hast mir prophezeit, es würde ein schlimmes Ende mit mir nehmen.“ Dann wandte er sich an Della. „Komm, lass uns tanzen.“ „Gleich ist es so weit“, sagte Hope und klopfte ihm auf den Arm. „Vergiss es nicht.“
„Was meint sie?“, fragte Della, als er sie auf die Tanzfläche führte.
„Ach, sie wird gleich verkünden, dass wir auf die Minute genau vor einunddreißig Jahren zur Welt gekommen sind“, erklärte er. „Dabei weiß sie es so genau gar nicht. Aber wir lassen sie gewähren, weil es sie glücklich macht.“
Zehn Minuten später bat Hope um Aufmerksamkeit. Sie stand vor der Geburtstagstorte und hielt eine kleine Ansprache. Die Zwillingsbrüder wechselten bedeutungsvolle Blicke. Die ganze Sache war ihnen offenbar peinlich, doch sie spielten mit, weil ihre Mutter es so wollte.
„Jetzt bist du nur noch sechs Jahre älter als ich“, stellte Carlo später fest.
Lächelnd schüttelte Della den Kopf. „Nächsten Monat habe ich Geburtstag, und dann sind es wieder sieben Jahre. In zwei Jahren werde ich vierzig und du …“
Mit ernster Miene legte er ihr den Finger auf die Lippen und brachte sie zum Schweigen. „Du weißt, dass wir zusammengehören. Wir müssen zusammenbleiben, etwas anderes gibt es für uns nicht.“ „Wenn du so mit mir redest, bin ich beinahe überzeugt, dass du recht hast.“ Sie seufzte wehmütig. „Gut, dann sollen es alle erfahren.“
„Nein!“, protestierte sie entsetzt. „Ich sagte beinahe. So einfach, wie du es dir vorstellst, ist es nicht .“ „Doch, das ist es“, entgegnete er. „Du musst es nur wollen.“
Er presste sie während des Tanzens an sich und berührte federleicht ihre Lippen mit seinen. Die sanfte, zärtliche Geste überraschte Della so sehr, dass sie sich instinktiv an ihn schmiegte. „Ich liebe dich“, flüsterte er an ihrem Ohr.
„Ich liebe dich auch“, erwiderte sie genauso leise.
„Dann sollen es alle wissen.“
In dem Moment hörte die Musik auf zu spielen. Die anderen Gäste hatten einen Kreis um sie gebildet und applaudierten lächelnd.
„Du hast es schon allen gesagt“, beschwerte sie sich.
„Nein, jedenfalls nicht direkt. Aber sie merken
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