4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
doch, was los ist. Sei mir nicht böse.“
„Das bin ich nicht. Hör bitte auf, mich so anzulächeln. Das ist nicht fair. Du sagst niemandem etwas, hast du gehört?“
„Ist das ein Befehl?“
„Ja. Du hast behauptet, du seist pflegeleicht und daran gewöhnt zu gehorchen.“
„Stimmt. Das gilt jedoch erst für die Zeit nach der Hochzeit“, entgegnete er. „Bis dahin darf ich mein e eigene Meinung haben.“
„Das erlaube ich dir nicht. Ich habe hier das Sagen.“
Lächelnd sah er ihr in die Augen. Er weiß genau, wie er mich behandeln muss, überlegte sie. „Also richte dich danach, sonst muss ich dich bestrafen“, fügte sie hinzu. In ihrer Stimme schwangen Lachen und Leidenschaft.
Statt zu antworten, nahm er ihre Hände, hob sie an die Lippen und küsste ihre Finger.
Und alle sahen ihm dabei zu.
7. KAPITEL
Am nächsten Morgen klopfte es an Dellas Zimmertür, und Carlo ließ ihren Sohn herein, der sehr mitgenommen aussah.
„Ihre Mutter duscht gerade“, sagte Carlo. „Haben Sie sich gut amüsiert?“
„Ach, vergessen Sie es. Myra ist verschwunden, ohne sich zu verabschieden.“
Carlo war klar, dass die junge Frau gehofft hatte, einen seiner Brüder zu erobern. Wahrscheinlich hatte sie sogar Erfolg gehabt. Jedenfalls nahm er sich vor, seine Brüder anzurufen und einige Fragen zu stellen.
„Aber der Fahrer hat Sie zum Hotel zurückgefahren, oder?“, fragte er.
„Als ich gemerkt habe, dass Sie und meine Mutter ohne mich gegangen sind …“
„Wir wollten nur Rücksicht nehmen“, versicherte Carlo ihm. „Zwischen Ihnen und Myra hätte sich ja etwas anbahnen können, und dann hätten wir nur gestört. Möchten Sie einen Kaffee?“ „Gern.“ Sol ließ sich in einen Sessel sinken, während Carlo ihm eine Tasse Kaffee einschenkte. Dann bestellte er noch ein Frühstück.
„Was steht heute auf dem Programm?“, fragte Sol und gähnte.
„Ihre Mutter und ich verbringen den Tag gemeinsam“, antwortete Carlo bestimmt.
„Gestern Abend haben Sie und Mom ja eine große Schau abgezogen“, erklärte Sol.
„Seien Sie vorsichtig, was Sie sagen“, warnte Carlo ihn ruhig.
„Okay. Aber wie ernst können Sie es überhaupt meinen? Viele Leute würden Sie und mich für gleichaltrig halten. Wie soll ich meinen Freunden klarmachen, dass Sie mein Stiefvater sind?“
„Lassen Sie das meine Sorge sein. Wenn Sie Ihrer Mutter Schwierigkeiten bereiten, bekommen Sie es mit mir zu tun.“
„Was meinen Sie mit Schwierigkeiten? Meine Mutter und ich haben eine wunderbare Beziehung.“ „Ja, Sie nehmen, und sie gibt ohne Ende. Ich will Ihnen das nicht vorwerfen, denn in Ihrem Alter war ich genauso. Ich war egoistisch und habgierig, aber ich hatte mehr Glück als Sie. Ich habe einen Zwillingsbruder, der so eifersüchtig auf mich war wie ich auf ihn. Und wir hatten mehrere ältere Brüder, die jederzeit bereit waren, uns mit drastischen Maßnahmen zur Vernunft zu bringen. Außerdem war unser Vater immer da, um einzugreifen. Ihre Mutter hatte jedoch niemanden, der ihr hilft – bis jetzt.“
Aber Sol hatte noch einen Trumpf im Ärmel, den er jetzt ausspielte. „Wenn Sie mir Schwierigkeiten machen, bekommen Sie es mit meiner Mutter zu tun“, erklärte er, und in seiner Stimme lag eine Spur von Aggressivität. Er nahm sich jedoch zusammen, denn er hatte in Carlos Blick etwas erkannt, das ihn vorsichtig werden ließ.
„Da könnten Sie recht haben“, gab Carlo nachdenklich zu.
„Dann verstehen wir uns also, oder?“
Carlos kühles und unpersönliches Lächeln hätte jeden mit etwas Einfühlungsvermögen gewarnt, nicht jedoch Sol. „Ich verstehe Sie sehr gut“, entgegnete er. „Früher oder später werden Sie mich auch verstehen.“
In dem Moment wurde das Frühstück für Sol gebracht. Als Della aus dem Badezimmer kam, hatte ihr Sohn schon angefangen zu essen.
„Am besten sprichst du ihn nicht an“, riet Carlo ihr. „Er hat eine schlechte Nacht hinter sich.“ Della umarmte Sol. „Mein armer Liebling. Was willst du heute machen?“
„Wir verbringen den Tag zusammen“, entschied Carlo. „Du und ich müssen sowieso nach Pompeji fahren, um das weitere Vorgehen zu besprechen, und Sol begleitet uns liebend gern.“
Dellas strahlendes Lächeln erstickte Sols Protest im Keim. „Sol, das ist wunderbar. Interessierst du dich wirklich für meine Arbeit?“
„Natürlich“, antwortete er notgedrungen. „Ich freue mich darauf, mehr darüber zu erfahren.“ „Ich hole euch in einer Stunde ab“,
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