4 ½ Freunde und der Spion im Blümchenkleid (German Edition)
Typ lächelte Kalle geschäftsmäßig an. »Das ist leicht zu erklären. Es sind Restposten der letzten Saison. Außerdem müssen wir keine teure Miete für ein Geschäftslokal bezahlen. Darum können wir die Sachen so preiswert verkaufen.«
Ohne Vorwarnung fuhr Kalle herum und angelte einen bunt gemusterten Rock von dem Kleiderständer.
»Und was ist damit? Der ist bestimmt nicht aus der letzten Saison«, fragte er mit einem triumphierenden Lächeln. »Den habe ich nämlich erst vor einer Woche gesehen. Und da hat er das Dreifache gekostet! Finden Sie das nicht seltsam?«
Die Augen des Verkäufers wurden gefährlich schmal. »Etwas anderes finde ich viel seltsamer. Woher willst du wissen, wie viel ein Damenrock in einer Boutique kostet? Kaufst du den für deine Mama oder trägst du so was selbst?«
Kalle lief knallrot an. »Das – äh – war Zufall«, stammelte er. »Meine Schwester hat sich den gekauft.«
»Zufall! So so. Und warum interessieren dich dann die Preise unserer Waren? Ist das auch Zufall?« Mit jedem Wort kam der Modetyp Kalle ein Stück näher und seine Stimme wurde ein wenig lauter und ärgerlicher.
»Gibt es ein Problem?«
Hinter einem der Kleiderständer tauchte ein zweiter Typ auf. Der passte allerdings weniger in eine Modezeitschrift, dafür umso besser in eine Zeitschrift für Bodybuilder.
»Allerdings! Der Kleine hier stellt dumme Fragen«, antwortete sein Kollege. »Er will wissen, warum unsere Waren so preiswert sind.«
Der Bodybuilder schob den voll behängten Kleiderständer zur Seite, als wäre er leer, und baute sich vor Kalle auf. »Und warum will er das wissen? Ist er scharf auf Ärger?«
Es war nicht das erste Mal, dass Kalles Neugier ihn in Schwierigkeiten brachte, aber wenn ich die Gesichter der beiden Verkäufer richtig deutete, konnte es dieses Mal brenzlig für ihn werden.
Kalle selbst sah das wohl auch so. »Nein! Ich will etwas kaufen!«, rief er, wobei seine Stimme leicht zitterte.
Der Bodybuilder hob die Augenbrauen. »Stehst du auf Mädchenklamotten? Die haben wir hier nämlich nur.«
»Für meine Schwester!«, rief Kalle noch ein wenig lauter und griff, ohne richtig hinzusehen, zu einem der Ständer und hielt den Verkäufern ein Blümchenkleid hin.
Der Modetyp lächelte Kalle zuckersüß an. »Schönes Teil. Sonderangebot.«
Kalle versuchte zurückzulächeln. »Darum nehme ich es ja.«
»Glaubst du wirklich, deine Schwester trägt Blümchenkleider?«, fragte Radieschen, als wir außer Hörweite der beiden seltsamen Typen waren.
Ich nahm Kalle die Plastiktüte aus der Hand und sah hinein. »Wirklich hübsch.«
Kalle riss die Tüte wieder an sich. »Sehr witzig! Das war ein Ablenkungsmanöver sozusagen.«
»Eh, Mann eh! Was soll das denn wieder heißen?«
»Damit die Typen keinen Verdacht schöpfen.«
Darauf hätte ich Kalle gern eine passende Antwort gegeben, aber dazu kam ich nicht mehr. Tausendschön hielt mich davon ab.
Ich hörte nur einen Pfiff und Friedhelms verzweifelten Ausruf: »Eh, Mann eh! Bleib hier!« Und dann rannten zuerst er und dann auch Radieschen, Kalle und ich unserem Hund hinterher.
Er ist sicher nicht der schönste Hund, um es mal vorsichtig auszudrücken. Sein Fell ist zerzaust, ihm fehlt ein halbes Ohr und sein Gebiss ziert eine Zahnlücke. Die ist auch der Grund dafür, dass er pfeift, wenn er sich freut oder wenn ihn etwas aufregt. Außerdem liegt er meistens faul im Schrebergarten von Kalles Tante und Onkel oder lässt sich von Friedhelm herumtragen. Wenn er sich aber einmal schnell vorwärtsbewegt, dann hat das immer denselben Grund: die Aussicht auf etwas Essbares.
So war es auch dieses Mal. Auf dem Straßenpflaster vor dem Verkaufswagen einer Fleischerei lag eine halbe Wurst. Soweit ich erkennen konnte, war sie völlig verdreckt und halb verschimmelt. Wahrscheinlich hätte sich sogar eine Ratte davor geekelt, was Tausendschön nicht im Geringsten störte. Noch im Laufen sah ich, dass unser Hund jedoch nicht der Einzige war, der sich für die Wurst interessierte. Von der anderen Seite wackelte ein kleiner Junge auf das vergammelte Teil zu. Seinen Bewegungen nach hatte er gerade gelernt, aufrecht zu laufen. Trotzdem war er Sieger des ungleichen Wettlaufs. Er hob die Wurst auf und öffnete den Mund.
»Nicht essen!«, brüllte ich.
Für eine Sekunde hielt der Kleine in der Bewegung inne. Die genügte unserem vierbeinigen Vielfraß. Mit einer Bewegung schnappte sich Tausendschön die Wurst und ließ sie zuerst in
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