Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
Vom Netzwerk:
kannte und mit dem ich nicht gerechnet hatte.
    Meine Finger berührten Walters
Hand. Die Haut war kälter als das Metall des Ringes.
    So. Es ging los. Schere oder
Papier.
    Ich deckte die Holzwolle
vorsichtig über die gelbe Haut. Dann schlug ich den Deckel wieder zu. Ein
harmloses, kleines Päckchen, ganz uninteressant.
    Unten im Bücherschrank war der
Pappkarton. Die Walther lag darin in Zellstoff eingepackt. Sie hat einen
Spannabzug. Man kann sie gefahrlos in der Tasche tragen, ohne sich selbst in
die Füße zu schießen, und trotzdem ist sie sofort feuerbereit. Von jetzt ab
mußte sie es sein.
    Ich schloß die Fenster und sah
mich um. Alles erledigt. Post säuberlich eingeordnet. Nur das Päckchen stand
noch herum. Ich nahm es in die linke Hand und verließ meine Wohnung. Mein Wagen
stand still in der Sonne.
    Ich stieg ein. Jetzt ging es
los, vorletzte Runde wahrscheinlich.
    Schere oder Papier.

XVI
     
     
    Mein Bruder wohnte — hatte
gewohnt — in einer netten, kleinen Zweizimmer-Klause im Keller eines Hauses mit
Eigentumswohnungen. Er hätte längst umziehen können, aber er wollte nicht. Er
wohnte schallsicher. Die größten Feste konnten gefeiert werden. Niemand im Haus
hörte etwas. Das war wohl auch Walters Verhängnis gewesen.
    Ich parkte auf der
gegenüberliegenden Straßenseite, ließ einige Autos vorbei und ging hinüber. Ich
mußte durch die Toreinfahrt. Dahinter der Weg führte schräg abwärts zu den
Garagen. Links war der Kellereingang. Autos waschen verboten, stand neben der
Tür.
    Im Kellergang ging die erste
Tür zur Heizung. Es war still dahinter, die Anlage lief nicht. Die zweite Tür
führte in den Werkstattraum für den Hausmeister. Hinter der dritten war Walters
Wohnung. Mit dem ersten Blick sah ich, daß der Schlüssel von außen steckte. Es
war ein Türknopf mit einem Schnappschloß, keine Klinke daran. Ohne Schlüssel
war es nicht zu öffnen. Man hatte an alles gedacht. Ich sollte genießen, still
für mich allein.
    Ich faßte nach der Walther und
fühlte nach, ob sie nicht im Taschenfutter festhing. Absichtlich trug ich sie
links. Die Leute achten gewöhnlich auf die rechte Seite, wenn sie irgendwo eine
Waffe vermuten. Der Schlüssel drehte sich lautlos. Die Tür machte auch kein
Geräusch. Ich trat ein mit der Hand in der Tasche.
    Der Gang machte eine leichte
Biegung nach rechts. Am Ende lagen Bad und Toilette. Rechts in der Mitte führte
eine Tür zum Wohnzimmer. Man mußte durch, um ins Schlafzimmer zu kommen. Vom
Wohnzimmer aus ging es zur Küche. Sehr übersichtlich alles.
    Im Wohnzimmer war er nicht. Ich
holte Luft wie vorhin, als ich die Holzwolle wegnehmen mußte, und stieß die Tür
zum Schlafzimmer auf.
    Auch hier war Walter nicht.
    Das Bett war aufgeschlagen und
zerwühlt, als hätte er es gerade gähnend verlassen. Keinesfalls ungewöhnlich.
Es war oft zerwühlt gewesen, Walter hatte genausoviel für Mädchen übriggehabt —
wie ich. Seine Unterwäsche lag auf dem Schemel neben dem Bett. Die Schranktüren
klafften. Alle Anzüge hingen sauber aufgereiht. Es sah nicht so aus, als ob er
betrunken heimgekommen wäre.
    Küche als nächstes. Ich merkte,
daß ich in der rechten Hand immer noch das Päckchen trug. Das Päckchen mit
einem Stück von Walter. Ich legte es auf seinen Schreibtisch im Wohnzimmer. Die
Tür zur Küche war geschlossen. Ich stieß sie auf und dachte an Tessas Küche und
das Paket. Das sollte ich wohl auch denken.
    Der kleine quadratische Raum
war weiß, ruhig und leer. Wenn sie Walter nicht anderswo erledigt hatten,
konnte er nur im Bad sein.
    Das war er auch.
    Die Wanne war zu drei Viertel
gefüllt. Der Schaum hatte sich aufgelöst. Das Smaragdgrün des
Fichtennadelwassers war mit Schlieren von Rot untermischt. Das Blut kam aus
einer schmalen, waagrechten Wunde etwas links vom Brustbein. Walters rechtes
Ohr tauchte ins Wasser, als wollte er hören, was unter ihm vorging. Sein linker
Arm hing über den Wannenrand. Der Stumpf des Handgelenks reichte über die
emaillierte Wölbung hinaus. Das Blut war heruntergetropft auf die blaue
Gummiunterlage. Auch ein hübscher Farbkontrast.
    Sonst war alles in Ordnung im
Bad. Die Handtücher hingen über den Schwenkständern. Walters Hausschuhe standen
in der Ecke neben der Tür, so weit wie möglich von der Wanne entfernt, damit
sie nicht naß werden sollten beim Duschen. Der blaue Bademantel hing innen an
der Tür am Haken.
    Ich sah hinunter in Walters
totes Gesicht. Er war glatt rasiert. Also ein ganz normaler

Weitere Kostenlose Bücher