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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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in einem kaukasischen
Restaurant Steakspieß und tranken Pilsener Bier. Ich dachte an Walter, mit dem
ich oft hier gesessen hatte. Nun lag er schon in der Gerichtsmedizin auf einem
steinernen Tisch.
    »Woran denkst du?« fragte
Tessa.
    »An Walter.«
    »Das habe ich gewußt.«
    »Komisch«, sagte ich. »Deine Verwandtschaft
habe ich mühelos über die Klinge springen lassen. Bei der eigenen geht es einem
doch ein bißchen an die Nieren. Eigentlich ungerecht von mir.«
    Tessa blickte auf ihren Teller.
Ich wußte, daß sie mich in diesem Augenblick nicht ansehen wollte.
    »Irgendwas stimmt wohl doch mit
dem Fluch der bösen Tat«, fuhr ich fort, »sie gebiert Böses. Der Kreis ist noch
nicht geschlossen, aber wir sind drin.«
    »Kannst du jetzt nicht von
etwas anderem reden?«
    »Entschuldige, wenn ich hin und
wieder daran denke. Wo es schon so lange her ist.«
    Tessa legte ihr Messer hin und
streichelte meine Hand.
    »Sei nicht böse.«
    »Ich bin auch nicht böse.«
    Als ich bezahlt hatte, fragte
sie: »Gehen wir zu mir?«
    »Wenn Frau Holland mich
mitnimmt, gehen wir zu dir. Die Wohnung kenne ich viel besser als meine.«
    Wir waren bei ihr, und ich sah
mich um. »Wenn ich hier bin, fühle ich mich absolut nicht verheiratet. Es ist
wie früher. Mann besucht seine Freundin auf ihrer Bude.«
    »Wir können ja so tun«, sagte
Tessa.
    »Können wir. Hoffentlich...«
    »Was?«
    »Hoffentlich kommt kein Paket,
wollte ich sagen.«
    »Nachmittags kommen keine
Pakete.«
    »Vielleicht kommt was anderes.«
    Sie sah mich mit ängstlichem
Gesicht an. »Meinst du?«
    »Wir müssen auf alles gefaßt
sein.«
    »Paul — hast du deine Pistole
dabei?«
    »Keine Spur. Liegt in meinem
Keller im Pappkarton. Ich wollte die neue kaufen mit der amtlichen Erlaubnis.
Bin noch nicht dazu gekommen.«
    »Kannst du sie nicht holen?«
    »Was soll ich die jetzt noch
holen. Zu faul. Hab’ auch keine neue gekauft. Heute wollte ich es machen, aber
es kam was dazwischen.«
    Tessa fragte nicht weiter. Ich
legte mich auf die Couch und spürte das Eisen der Walther durch das
Taschenfutter an meiner Haut. Tessa rückte ihren Stuhl neben mich. Ich sah sie
an, und eine plötzliche Traurigkeit überfiel mich.
    »Hast du gar keine Angst?«
fragte ich.
    »Nein. Nicht, wenn du bei mir
bist.«
    »Vielleicht bin ich nicht mehr
lange bei dir.«
    »Sag nicht so was, Paul.«
    »Wir müssen damit rechnen.«
    »Ich will nicht.«
    Tessa stand auf und holte ihr
Nähzeug. Von einer Bluse trennte sie den Kragen ab, und dann verkürzte sie
einen Rocksaum. Ich blieb liegen, schloß die Augen und sagte nichts. Ich döste,
aber ich blieb ganz wach. Einschlafen war gefährlich.
    Ich wäre auch nicht
eingeschlafen. Mein Gehirn war voll von Gedanken und Möglichkeiten und
Lösungen. Noch bestand eine Chance, daß es gutging, aber sie war klein wie die
einer Geburt von Vierlingen.
    Ich war nicht überrascht, als
es klingelte. Zweimal lang. Ein Bekannter. Tessa hatte schon Licht gemacht. Ich
schlug die Augen auf. »Willst du hingehen?«
    »Warum nicht?«
    »Und wenn das Walters Besucher
ist?«
    »Dann mußt du dich seiner
annehmen«, sagte Tessa.
    Ich stemmte mich hoch und
stellte die Füße auf den Boden. Die Korridortür klappte zu. Ein langer,
schwerer Schritt kam den Gang hinunter auf mich zu. Tessas leichter Fuß ging
unter in dem Geräusch.
    Dann stand er in der Tür. Die
gelben Borsten seines Haares berührten den oberen Querbalken. Der Blick, den er
auf mich warf, kam aus dem engen Lidspalt hinter seiner Brille, und die Pickel
im Gesicht hatten sich nicht gebessert. Seine Hände hingen an den Oberschenkeln
herab. Gewaltige, rötliche Hände mit haarigen Handrücken.
    Alfred Noralsky.
    »Sieh mal, wer da kommt«, sagte
ich, »so eine Überraschung. Tag, Alfred. Setz dich nieder.«
    Alfred blieb noch einige
Sekunden stehen. Ich lächelte ihn freundlich an. Dann kam er mit unbeholfenen
Schritten auf mich zu. Es war nicht einfach, ruhig sitzen zu bleiben.
    Er gab mir die Hand. Sie war
kalt und etwas feucht. Dann setzte er sich. Tessa kam herein und schloß die
Tür.
    »Da wären wir mal wieder«,
sagte ich. »Allerdings um ein paar weniger geworden. Die Stimmung ist nicht die
beste, Alfred. Man hat gestern das gleiche mit meinem Bruder getan wie mit
Mara. Nur hat man sich damit begnügt, mir eine Hand zuzuschicken statt des
Kopfes. Vermutlich wegen der Portokosten.«
    Alfred sah mich an. Ein
riesiger, finsterer, schweigsamer Mann. Sein Gesicht war weiß.
    »Vielen Dank für

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