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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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jeden
schikaniert, wo sie konnte.‹ Hörst du das noch in deinen Ohren? Ich höre auch
was. ›Ich könnte Ronald umbringen‹, hat sie vor der Party in Chelsea gesagt.
Hinterher war er tot. Was hat sie denn vor ein paar Tagen zu dir gesagt,
Alfred? Auch: ›Ich könnte Paul umbringen‹? Und wann sagt sie zum nächsten,
Alfred muß umgebracht werden? Herzlichen Glückwunsch. Ich gönne sie dir. Wenn
ich nicht gleich tot wäre, würde ich gern euren Trauzeugen abgeben.«
    Alfred kippte um. Nicht für
möglich zu halten! Er kippte um. So, wie sie ihn herumgekriegt hatte, so hatte
ich ihn.
    »Ich fange an«, sagte Alfred —
er stotterte — , »ich fange an zu glauben, daß Paul recht hat.«
    Tessa schrie laut. »Nein,
Alfred! Nein! Glaub ihm nicht! Er will sich rausreißen! Er hat doch keine
Chance mehr!«
    »Geh nach Haus, Alfred«, sagte
ich. »Laß sie hier bei mir. Sie hat uns beide verraten. Geh weg. Ich übernehme
den Rest.«
    »Welchen Rest?« Tessas Stimme
glich erschreckend der von Mara, als sie noch gelebt hatte. »Er kann doch
nichts mehr machen, Alfred! Er ist fertig! Halt zu mir, Alfred! Lieber! Halt zu
mir!«
    Sie machte etwas sehr
Gescheites. Sie umarmte Alfred und küßte ihn. Alfred kam wieder ins Wackeln.
Seine Knöchel wurden so weiß wie damals, als er von Maras Tod vernommen hatte.
Das Messer zielte neben mein Brustbein.
    »Halt zu ihr, Alfred!« Ich
schrie jetzt auch. Nicht aus Überzeugung. Nur wegen des dramatischen Effekts.
»Halt schön zu ihr. Die Pistole, die ihr vorhin gesucht habt — weißt du, wo sie
ist? Tessa sichert sich gegen alle Eventualitäten. Immer hat sie das gemacht.
Könnte ja sein, daß sie urplötzlich wieder zu mir umschwenkt. Deine Pickel
stören sie schlagartig und deine Borstenhaare. Es ist schon soweit.«
    »Was?« fragte Alfred. Er sprach
jetzt wie ein müder Conférencier.
    Ich trat auf das Pedal. Der
Deckel des Mülleimers hob sich. »Guck rein!«
    Alfreds Augen nahmen die
Walther wahr in der Wölbung.
    »Dieses Ding, mein
Herzensalfred, hat sie mir vorhin gegeben, um es hier anzubringen. Deswegen
hast du es vergeblich gesucht in der Wohnung und in meinen Hosen.«
    Tessa wollte zur Tür hinaus.
Alfreds riesige Hand drehte den Schlüssel.
    »Sie wollte, daß du aus mir
Aufschnitt machst. Und dann hätte sie ängstlich geschrien und dich erschossen.
So eine feine Lösung. Schön um ihre Hand anhalten. Alfred!«
    Es war geschafft. Tessa wollte
zum Mülleimer hin, aber Alfred hielt sie fest.
    »Siehst du, Alfred. Jetzt muß
sie uns fertigmachen. Mehr bleibt ihr nicht übrig.«
    Alfred sah ganz ruhig aus. Wie
nach einem Treffer beim Basketball. »Sie macht uns nicht fertig.«
    Jetzt verzerrte sich sein
Gesicht. Aller Haß trat an die Oberfläche. Er war wie ein Gorilla, ein
primitives Gebilde aus Knochen und Fleisch. Er konnte nur ja, ja und nein, nein
denken. »Du hast mich hintergangen, Tessa. Du hast Mara umgebracht.«
    Er bewegte sich so schnell wie
vorhin, als er mich festgehalten hatte. Ich hatte Tessa geliebt, aber ich
konnte nichts mehr aufhalten. Ich wollte auch nicht. Sie hatte mich verraten.
Sie würde mich immer verraten.
    Das Messer war wie ein
Spielzeug in Alfreds Hand. Der Stoß warf Tessa gegen die Mauer. Ihr Todesschrei
hallte zwischen den Kacheln und in meinen Ohren. Im nächsten Augenblick war die
Klinge wieder sichtbar. Kaum Blut daran.
    Tessa rutschte langsam an der
Wand herunter. Sie streckte sich aus, blieb liegen in dem Winkel zwischen Wand
und Boden. Das Blut saugte sich in ihr Kleid wie in Löschpapier. Die Hände, die
ich so oft gestreichelt hatte, hielt sie über die Wunde gepreßt.
    Alfred stand still. Er mußte
erst überlegen, was geschehen war. Ein paar Sekunden hatte ich Zeit. Eine
Spanne zum Nachdenken.
    Man konnte alles so lassen.
Alfred als Täter, ich als Zeuge. Tessa die Mörderin der anderen. Ganz
einwandfrei und klar. Alle Ermittlungen eingestellt, alle Kreise geschlossen.
Aber ich sah Alfred an und sah Walters Blut im Fichtennadelbad vor mir. War es
nötig, daß dieser hirnlose Bulle am Leben blieb? Es war nicht nötig. Er würde
nur überflüssiges, dummes Zeug erzählen. Er wurde nicht mehr gebraucht.
    Ich faßte in den Deckel des
Mülleimers. »Ach, dieses Leukoplast hält gar nicht mehr. Gleich fällt das Ding
zwischen die Eierschalen.«
    Die Pistole löste sich leicht
aus dem Deckel. Alfred sah mir zu. Er hatte wohl noch nicht begriffen, wo die
Schwierigkeiten lagen. Ich hatte Zeit, sie zu entsichern.
    »Alfred, Alfred«,

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