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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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unruhig zu sein. Große Ereignisse
machen nervös.«
    Alfreds Hand umklammerte den
Griff. Die Klinge stand nach oben. Ganz nach den Regeln der Kunst. Er trat
einen Schritt auf mich zu. Tessa sah interessiert aus. Sie wippte mit dem
übergeschlagenen Bein.
    Ich schob meinen Fuß noch näher
an das Pedal. Alfred war etwa vier Meter weg. Zeit genug. Ich konnte sie beide
abknallen. Bedrohung, Panik, Notwehr, Alfred der Mörder von allen, alles okay.
Aber ich hatte Lust, noch ein Spielchen mit ihnen zu versuchen, ein kleines,
höllisches Spielchen.

XIX
     
     
    »Nun laß mich wenigstens mein
Glas noch austrinken, Freund«, bat ich. »So viel Zeit müßte eigentlich sein.
Und eine Chance könntest du mir auch noch geben.«
    »Welche brauchst du noch?«
fragte Alfred. »Glaubst du, du kommst raus? Glaubst du, es interessiert mich,
wenn ich sitzen muß? Du hast Mara ermordet. Du hast hintertrieben, daß sie mich
heiratet. Du hast mich nie gekannt. Nie für voll genommen. Gleich wirst du es
tun.«
    »Ich tue es jetzt schon,
Alfred. Und deswegen hör mir noch fünf Minuten zu. Tessa hat mir erzählt, sie
glaube nicht, daß ich der Mörder bin. Jemand anders. Sie hat völlig recht
gehabt.«
    Alfred blieb, wo er war. Das
Messer funkelte.
    »Hör dir seinen Quatsch an, und
glaub ihm nicht«, sagte Tessa.
    »Ich höre«, sagte Alfred.
    »Ich war nicht der Mörder,
Onkel Noralsky. Tessa hat ihr Schwesterchen umgebracht. Tessa hat ihr
Brüderchen umgebracht auf unserer munteren Party in London. Tessa hat mich
angestiftet, das LSD für ihren Vater zu besorgen und hat es in seinen Whisky
gelegt. Jetzt brauchte sie einen, der Walter umbrachte, denn von mir konnte sie
es schwer verlangen. Und nun erledigst du mich, und sie ist allein. Mit allem
Geld und ohne Verwandtschaft. Die schöne Alleinerbin. Reich und unabhängig. Die
Welt steht ihr offen. Niemand kann ihr mehr in den Arm fallen. Und dich verrät
sie ganz schnell. Wie uns alle. Du machst hier nur den Schlächtergesellen.«
    »Spinnt er nicht schön,
Alfred?«
    Alfred nickte mit höhnischem
Sarkasmus in den Augen. Noch war er nicht umgedreht.
    Ich log kräftig weiter. »Ich war
oft dabei, Alfred. Als sie Mara sagte, sie würde sie auf der Hochzeit
ohrfeigen, wenn sie dich heiratete. Einen hirnlosen Bullen, der Mühe hätte,
seine Muskeln zu tragen. Mit dem Schädelinhalt wär’s leichter.«
    Alfred strich mit der linken
Hand über die Klinge. »Wenn das so gewesen wäre — warum hat sie dich
geheiratet? Wäre doch gar nicht mehr nötig gewesen.«
    »Aber Alfred«, sagte ich
tadelnd und trank meinen letzten Schluck Gin, »das wäre doch aufgefallen. Hat
sie mir nicht ewig in den Ohren gelegen, sie an den Altar zu führen? Hat sie es
nicht immer so hingestellt, als sei ihre böse Familie das einzige Hindernis?
Die Familie, die ich nun umgebracht haben soll? Hast du jemals von mir gehört,
daß ich sie wollte? Niemals hast du das gehört! Immer nur von ihr. Warst du es
nicht, der mir in den Ohren gelegen hat, ich sollte endlich Farbe bekennen und
dieses Mädchen nehmen? Wir würden uns als Schwager doch so nett ausnehmen?«
    Ich wartete. Alfred ließ seine
Hand von der Klinge. Tessas Augen waren anders als vorher. Nicht mehr so
sicher.
    »Ein Mann voller Angst«, sagte
sie mit grausamem Lächeln. »Ein Mann mit Angst will sich rausreden. Lauter
Unsinn. Er kann nicht mehr weg. Er greift nach Strohhalmen.«
    »Wenn ich dazu etwas sagen
darf, lieber Alfred — lieber Herr Mörder — , hysterisch war sie immer schon.
Ich kenne sie lange Zeit. Sie hat mich sicher eine Weile geliebt, bestimmt. Das
war auch schön. Aber jetzt hat sie es sich anders überlegt. Und genauso wird es
dir passieren. Kann sein, schon morgen. Sie schneidet dir in der Nacht den Hals
durch und behauptet, du hättest sie umbringen wollen, wie du es bei mir getan
hast. Und bei Mara. Und bei Walter. Sie ist süchtig geworden nach dem LSD. Das
geht niemals mehr weg.«
    Alfreds Kopf drehte sich ganz
langsam zu Tessa hin.
    »Alfred«, sagte ich sanft,
»denk doch nach. Wie sie Trauer markiert hat, als wir nach Sandmanns Verhör
beisammensaßen. Als du nach der Beerdigung gesagt hast, du würdest den Kerl
gern zwischen deine Finger bekommen, und sie meinte, du solltest das lieber der
Polizei überlassen. Weißt du noch, wie wir uns darüber unterhalten haben, daß
Zerstückelungen mehr Frauensache sind? Wie sie nach Maras Tod über sie geredet
hat? ›Ich war nicht die fleischgewordene schwesterliche Liebe. Mara hat

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