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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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das Gespräch natürlich vom ersten bis zum letzten Wort verfolgt hatte, unterbrach die Verbindung mit Erik sofort.
    »Meinen Glückwunsch, Anton«, lobte er mich. »Einen der drei haben wir ermittelt. Du hast ihn ermittelt.«
    »Vielen Dank für die SIM-Karte«, erwiderte ich. »Wenn sie die Zielkoordinaten nicht verschoben hätte, wäre ich jetzt tot.«
    »Eigentlich sollte sie deiner Stimme nur mehr Überzeugungskraft bei Telefonaten mit Menschen verleihen«, erklärte Geser. »Die Verschiebung von Koordinaten ist nur ein Nebeneffekt, den ich einfach nicht umgehen konnte. Das war’s, mach dich an die Arbeit! Wir werden Edgar unverzüglich festnehmen.«
    Nachdenklich schaute ich auf das Handy. Dann schaltete ich es aus und steckte es in die Tasche. Hatte Geser das mit der Überzeugungskraft im Spaß gesagt oder ernst gemeint?
    »Edgar«, brachte Alischer zufrieden hervor. »Also doch Edgar! Ich habe gewusst, dass man Dunklen nicht trauen kann. Selbst dann nicht, wenn sie Inquisitoren sind.«

Sechs
    Das Plateau der Dämonen erreichten wir um halb vier morgens. Unterwegs waren wir an einem winzigen Bergdorf vorbeigekommen, das aus weniger als einem Dutzend kleiner Lehmhütten bestand und etwas abseits vom Weg lag. Auf der einzigen kleinen Straße hatte ein Lagerfeuer gebrannt, um das sich vielleicht zehn oder zwanzig Menschen geschart hatten, mehr nicht. Offenbar hatte das Erdbeben die Bewohner des Berg-Auls so erschreckt, dass sie Angst hatten, in ihren Häusern zu schlafen.
    Nach wie vor fuhr Alischer das Auto. Ich döste auf dem Rücksitz und dachte über Edgar nach.
    Was hatte ihn dazu gebracht, sich gegen die Wachen und die Inquisition zu stellen? Warum verstieß er gegen alle vernünftigen Verbote und zog Menschen in seine Intrigen hinein?
    Das passte einfach nicht zusammen! Freilich, Edgar war ein Karrierist wie alle Dunklen – daran gab’s nichts zu rütteln. Er könnte sich auf einen Mord einlassen. Er könnte sich mit Sicherheit auf allerlei einlassen, denn Dunkle, da brauchte ich mir nichts vorzumachen, kennen keine moralischen Bedenken. Aber um dergleichen anzuzetteln, um gegen sämtliche Anderen zu opponieren, musste er in seinem Machthunger völlig den Verstand verloren haben. Die baltische Selbstdisziplin wurzelte jedoch nach wie vor tief und fest in Edgar. Jahrzehntelang die Karriereleiter hochzuklettern hatte kein Problem für ihn dargestellt. Aber dass er jetzt alles auf eine Karte setzte? Undenkbar!
    Was wusste er vom Kranz der Schöpfung? Welche Informationen hatte er in den Archiven der Inquisition ausgegraben? Wen hatte er noch auf seine Seite ziehen können? Einen Dunklen Vampir und einen Lichten Heiler. Wer waren sie? Woher kamen sie? Warum paktierten sie mit einem Inquisitor? Welches Ziel konnte einen Dunklen, einen Lichten und einen Inquisitor verbinden?
    Über das Ziel zerbrach ich mir allerdings nicht den Kopf. Das Ziel ist immer dasselbe. Stärke. Kraft. Macht. Man könnte meinen, für uns Lichte träfe das nicht zu. Was brauchen wir Macht um der Macht willen, wo wir doch nur den Menschen helfen wollen? Da ist etwas Wahres dran – aber Macht brauchen wir eben trotzdem. Jeder Andere kennt die süße Versuchung, das mitreißende Gefühl der eigenen Stärke. Sowohl der Vampir, der zum ersten Mal in einen jungfräulichen Hals beißt, wie auch der Heiler, der mit einer einzigen Handbewegung ein sterbendes Kind rettet. Jeder findet etwas, für das es sich lohnt, die gewonnene Macht einzusetzen. Wofür genau, spielt keine Rolle.
    Es gab aber etwas, das mich viel stärker beunruhigte. Edgar war in die Geschichte mit dem Fuaran involviert gewesen. Er kannte Kostja Sauschkin.
    Das brachte mich zu dem Unglücksraben Viktor Prochorow zurück. Zu dem kleinen Vitja, der mit einem Jungen namens Kostja befreundet gewesen war …
    Abermals wies alles auf Kostja Sauschkin hin. Was, wenn er sich auf irgendeine Weise hatte retten können? Wenn er mit letzter Kraft einen Schild aufgestellt hätte – was er ja vermochte – und lange genug durchgehalten hätte, um ein Portal zu errichten und aus dem brennenden Skaphander zu verschwinden? Und anschließend Kontakt mit Edgar aufzunehmen!
    Nein, das konnte nicht sein. Die Inquisition hatte diese Frage sorgfältig geprüft. Aber wenn Edgar schon damals sein doppeltes Spiel gespielt hätte? Und die Untersuchungsergebnisse gefälscht hätte?
    Auch so ging das Puzzle nicht auf. Warum hätte Edgar einen Vampir retten sollen, auf den er noch kurz zuvor Jagd

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