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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Nachtsicht (was bei Alischer nach meiner Stimulation im Grunde nicht nötig gewesen wäre).
    Und sahen, wie der nächst liegende, dicht mit Wald bewachsene Berg zu Staub zerfiel.
    Das sah aus, als hämmere jemand von innen mit gewaltigen Schlägen gegen ihn. Der Berg erzitterte, Geröll schoss wasserfallartig herab, Steinlawinen und ganze Haine jahrhundertealter Bäume stürzten in die Schlucht, die sich rasch füllte. Binnen weniger Minuten war die kilometerhohe Spitze in ein Plateau aus zertrümmerten Steinen und zerhackten Holzstämmen verwandelt.
    Dann kam ich auf die Idee, mir den Berg durchs Zwielicht anzusehen.
    Worauf ich einen Kraftstrudel erblickte, der über der Katastrophenzone kreiste.
    Vielleicht ein durch einen Fluch heraufbeschworener Strudel, der zu dieser Stelle gebracht worden war. Oder ein spezieller Zauber, der das Erdbeben heraufbeschworen hatte. Keine Ahnung. An dem magischen Ursprung dieser Katastrophe konnte indes kein Zweifel bestehen.
    »Sie haben schlecht gezielt«, höhnte Alischer. »Anton … du hast doch mit Edgar gesprochen?«
    »Ja.«
    »Bist du sicher, dass die Inquisition dir nichts vorzuwerfen hat?«
    Ich schluckte den Klumpen hinunter, der sich in meinem Hals gebildet hatte. Wenn die Inquisition etwas hätte, was sie mir ankreiden könnte, wäre das sehr, sehr betrüblich. Keine sonderlich erquickliche Perspektive.
    »Die Inquisition würde nicht daneben schießen …«, setzte ich an. Und verstummte. Ich holte mein Handy heraus und betrachtete es durchs Zwielicht.
    In dem Kokon aus Plastik, Metall und Silizium pulsierte mit blauem Licht die SIM-Karte. Eine typische Erscheinung für ein Amulett im Einsatz.
    »Ich glaube, ich weiß, was passiert ist«, sagte ich, während ich wählte. »Die Inquisition hat damit vermutlich nichts zu tun.«
    »Hallo, Anton«, meldete sich Geser, als hätte ich ihn nicht geweckt. Obwohl … in Moskau war es ja erst Abend.
    »Geser, ich muss mit jemandem vom Europäischen Tribunal reden. Sofort.«
    »Mit einem der Magister?«, hakte Geser nach.
    »Mit dem Helfer des Nachtwächters bestimmt nicht!«
    »Warte kurz«, verlangte Geser gelassen. »Und danach will ich noch mal mit dir sprechen.«
    Insgesamt musste ich drei Minuten warten. Die ganze Zeit standen wir da und beobachteten den sich allmählich auflösenden Kraftwirbel. In der Tat: ein zauberhafter Anblick. Für dieses Erdbeben musste ein altes und sehr starkes Amulett eingesetzt worden sein. Wie sie in den Spezialdepots der Inquisition aufbewahrt werden.
    »Ich heiße Erik«, vernahm ich eine selbstsichere, kräftige Stimme. »Was gibt es, Lichter?«
    »Herr Erik.« Ich erkundigte mich nicht, welchen Posten er bei der Inquisition bekleidete. Sie legen ihre Hierarchie nicht gern offen. »Ich befinde mich in der Nähe der Stadt Samarkand in Usbekistan. Wir haben hier eine Ausnahmesituation. Könnten Sie mir vielleicht sagen, ob die Inquisition ihren Mitarbeiter Edgar hergeschickt hat?«
    »Edgar?«, fragte Erik gedankenversunken zurück. »Welchen Edgar?«
    »Ehrlich gesagt, habe ich seinen Familiennamen nie in Erfahrung bringen können«, gestand ich. »Ein ehemaliger Mitarbeiter der Moskauer Tagwache, der nach dem Prager Prozess gegen Igor Teplow der Inquisition beigetreten ist …«
    »Ach ja, ja«, erinnerte sich Erik. »Edgar. Natürlich. Nein, wir haben ihn nicht nach Samarkand geschickt.«
    »Und wen haben Sie geschickt?«
    »Ich weiß nicht, ob Sie sich darüber im Klaren sind, Anton«, meinte Erik mit unverhohlener Ironie, »aber das Europabüro der Inquisition beschäftigt sich mit Europa. Außerdem noch mit Russland, aufgrund seiner ambiguen geografischen Lage. Es überstiege unsere Kräfte und Wünsche, Ereignisse in Asien, in dem das Land Usbekistan liegt, zu kontrollieren. Da müssen Sie sich mit dem Asienbüro der Inquisition in Verbindung setzen. Das hat seinen Sitz gegenwärtig in Peking. Soll ich Ihnen die Nummer geben?«
    »Nein, vielen Dank«, antwortete ich. »Wo ist Edgar jetzt?«
    »Im Urlaub. Bereits …« Es folgte eine kurze Pause. »… seit einem Monat. Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?«
    »Einen kleinen Rat würde ich Ihnen gern geben«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. »Sie sollten vielleicht einmal überprüfen, wo sich Edgar während der Ihnen bekannten Edinburgher Ereignisse aufgehalten hat.«
    »Moment mal, Anton!« Jede Gelassenheit fiel von Erik ab. »Wollen Sie damit andeuten …«
    »Ich habe dem nichts hinzuzufügen«, brummte ich.
    Geser, der

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