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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Vampire herabsieht. Selbst wenn er mit ihnen verbündet ist.
    »Die Inquisition hat den Artefakten, die sie nicht an sich zu bringen vermochte, immer große Aufmerksamkeit gewidmet«, holte Edgar aus. »Vor allem den Artefakten, die Merlin geschaffen hat, galt ihr Interesse … aus durchaus verständlichen Gründen. Über den Kranz der Schöpfung wusste man nur wenig. Lediglich, dass er sich in Schottland befindet und potenziell einer der stärksten magischen Gegenstände ist. Wenn nicht gar der stärkste. Lange glaubte man, über den Kranz gäbe es keine weiteren Informationen. Zum Glück begann man vor ein paar Jahren dann mit der vollständigen Katalogisierung und Digitalisierung der Archive. Unter anderem wurden dabei die Ergebnisse der Verhöre von Hexen im Mittelalter sowie vollständig in Vergessenheit geratene Berichte von Agenten und Gelehrten in die Datenbank eingegeben. Ich habe alles herausgesucht, was mit Merlin verbunden war, und dabei einige Zeilen entdeckt, an die sich schon seit langem niemand mehr erinnerte. Eine Lichte Zauberin aus dem 13. Jahrhundert, eine Lichte ersten Grades … war, um es einmal so auszudrücken, nicht aufgrund ihres Rangs an diese Informationen gelangt … Die Zauberin wurde im Zusammenhang mit einem Zwischenfall in Glasgow verhört, das damals noch ein kleines Provinzstädtchen gewesen ist. Im Zuge der Vernehmung hat sie ›das letzte von Merlin geschaffene Artefakt‹ erwähnt. Man wollte von ihr wissen, wozu dieses Artefakt dient. Daraufhin hat sie in wörtlicher Übersetzung Folgendes geantwortet: ›Der Kranz ist das, wovon die von uns gegangenen Anderen träumen, das, worauf sie im Zwielicht warten, das, was ihnen Glück beschert, ihnen die Freiheit zurückgibt …‹ Damals hat ihren Worten niemand Bedeutung beigemessen, und über Jahrhunderte verstaubte das Protokoll in den Archiven. Bis wir das Pergamentblatt scannten und ich den Suchbegriff ›Merlin‹ eingegeben habe.«
    »Ich nehme an, dass diese Informationen inzwischen nicht mehr in der Datenbank der Inquisition abrufbar sind«, brachte ich hervor.
    Edgar grinste.
    »Wollt ihr die toten Anderen wiederbeleben?«
    »Die von uns gegangenen«, schaltete sich Gennadi ein. »Die von uns gegangenen, nicht die toten.«
    »So einfach ist das nicht«, fuhr Edgar fort. »Wir glauben, dass der Kranz der Schöpfung die Zwielicht-Welt und die Welt der Menschen miteinander verschmilzt, indem er die Barrieren zwischen den Schichten zerstört. Wenn die von uns Gegangenen zur Zeit nicht … praktisch nicht in unsere Welt zurückkehren können, während wir keine Möglichkeit haben, uns lange in den tieferen Schichten des Zwielichts aufzuhalten, wird der
    Kranz das ändern. Die von uns Gegangenen werden wieder bei uns sein.«
    »Edgar, das wisst ihr doch nicht mit Sicherheit«, sagte ich. »Das könnt ihr gar nicht wissen. Das sind bloß Vermutungen. Was ist, wenn die Schichten tatsächlich mit unserer Welt verschmelzen? Das wäre eine Katastrophe!«
    »Wir wissen, dass die von uns gegangenen Anderen es so wollen«, brachte Edgar nachdrücklich hervor.
    »Auf der Grundlage eines Satzes, den eine Hexe im 13. Jahrhundert von sich gegeben hat?«
    »Sie war die Geliebte Merlins. Sie wusste es ganz genau.«
    Damit gab ich den Streit auf.
    Was hätte ich ihrem Glauben auch entgegensetzen können? Nichts! Glauben kann man nur mit Glauben bekämpfen, nicht mit Fakten und schon gar nicht mit Hypothesen.
    »Edgar, wenn ich mit Sicherheit wüsste, dass der Kranz die von uns gegangenen Anderen zurückbringt, würde ich euch helfen. Aber ich bin mir dessen nicht sicher.« Ich bog in die Leningrader Chaussee ein. »Das ist Punkt eins.«
    »Fahr fort«, forderte mich Edgar freundlich auf.
    »Selbst wenn ich euch gern helfen wollte – der Schutz des Artefakts in Edinburgh ist verstärkt worden. Alle gehen davon aus, dass du einen weiteren Entführungsversuch unternehmen wirst. Inzwischen dürfte man wohl auch geklärt haben, wie viele und welche magischen Artefakte du aus den Depots geschmuggelt hast, sodass deine Amulette keine Überraschung mehr darstellen werden. Wir werden nicht durchkommen. Das ist Punkt zwei.«
    »Glaube mir, ich habe gute Arbeit geleistet«, verkündete Edgar stolz. »In der Inquisition wissen sie jetzt selber nicht mehr, was sie hatten, was sie nicht hatten und was ihnen geblieben ist. Die Inquisition ist eine sehr, sehr bürokratische Einrichtung. Das ist vermutlich das Schicksal jeder überstaatlichen Organisation,

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