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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dass ich ins Schwarze getroffen hatte.
    Allmählich dämmerte mir, worum es bei dem Ganzen eigentlich ging.
    »Meine Frau«, antwortete Edgar nach einer Weile. »Annabel.«
    »Du hast mir doch gesagt, du seist mit ihr auf Kreta«, erinnerte ich mich.
    »Das war ich auch. Vor ziemlich genau einem Jahr. Wir schlenderten vom Strand zum Hotel zurück, am Straßenrand … An uns raste ein Laster vorbei. Der Fahrer verlor die Kontrolle über das Steuer und rammte sie mit 80 km/h. Ich konnte nichts mehr für sie tun.«
    »Du hast sie geliebt«, stellte ich verwundert fest.
    »Ja.« Edgar nickte. »Das habe ich. Ich bin nicht Sebulon, ich vermag zu lieben. Vermochte es.«
    »Das tut mir aufrichtig leid«, versicherte ich.
    »Danke, Anton«, brachte Edgar in völlig normalem Ton hervor. »Ich weiß, dass du das ernst meinst. Aber das ändert nichts … an unserer Beziehung.«
    »Warum stellst du dich gegen alle? Warum ziehst du Menschen in deine Angelegenheiten rein?«
    »Die Menschen? Was spielt es schon für eine Rolle, wie wir sie benutzen, Anton? Wir leben ohnehin von ihrer Energie. Warum sollen wir sie da nicht auch als Kanonenfutter verwenden … Und weshalb ich mich gegen alle stelle … Die Frage stimmt schon nicht. Ich will wirklich niemandem schaden. Ich will nützen. Wenn du so willst, will ich allen Anderen nützen. Den Dunklen und den Lichten. Wenn wir unser Ziel erreichen, wirst du das verstehen. Selbst du wirst das dann verstehen.«
    »So haben wir das aber nicht vereinbart«, mischte sich Gennadi ein.
    »Ich weiß, was wir vereinbart haben«, fuhr Edgar ihn an. »Und wir werden verwirklichen, was wir geplant haben. Danach kannst du Anton zum Kampf herausfordern. Das willst du doch, oder? Ein ehrliches Duell?«
    »Ja«, bestätigte Gennadi in leicht zweifelndem Ton.
    »Wenn du so überzeugt davon bist, dass ich euch begreifen werde …« Als ich jetzt auf die Ringautobahn fuhr, musste ich gegen die Versuchung ankämpfen, das Steuer herumzureißen und über die Brücke zu schießen. »… dann kannst du mir auch gleich sagen, was ihr vorhabt. Vielleicht helfe ich euch ja sogar freiwillig.«
    »Diese Frage habe ich mir bereits durch den Kopf gehen lassen«, meinte Edgar nickend. »Gleich am Anfang habe ich mir überlegt, dass du von allen Lichten, die ich kenne, derjenige bist, auf den wir am ehesten zählen könnten. Dann hat es sich aber so ergeben, dass ich mich mit Gennadi zusammengetan habe. Und er war ganz entschieden dagegen. Wie du dir vorstellen kannst, hat er dich nicht gerade in sein Herz geschlossen. Du hast seinen Sohn umgebracht. Deinetwegen hat sich seine Frau dematerialisiert. Wie hätten wir dich in die Ewige Wache aufnehmen können?«
    »Was für eine romantische Bezeichnung.«
    »Die stammt von Gena, er ist der Romantiker unter uns.« Edgar lachte schallend los. »Nein, wir wollen dir kein Haar krümmen. Rache ist eine feine Sache, aber nur, wenn dir nichts bleibt außer der Rache … Warum musste Geser bloß ausgerechnet dich nach Edinburgh schicken!«
    »Habt ihr Viktor umgebracht, weil er Gennadi erkannt hat?«
    »Ja«, bestätigte Edgar. »Da haben wir improvisiert. Gena hat die Nerven verloren, denn er hat geglaubt, Kostjas Schulfreund tauche nicht zufällig auf, sondern sei uns auf den Fersen. Natürlich war das eine Fehleinschätzung. Dafür haben wir bei dieser Gelegenheit entdeckt, wie die Barriere in der dritten Schicht zu überwinden ist. Diesbezüglich hatten wir nämlich keine genauen Informationen.«
    »Aber über den Golem in der fünften Schicht wusstet ihr Bescheid?«
    »O ja!« Edgar lachte. »Nach Annabels Tod hat man mich in die Abteilung für die Spezialdepots versetzt. Damit … damit ich wieder zur Ruhe komme, meinen Schmerz bei der beschaulichen Tätigkeit eines Archivars verwinden kann … Du machst dir ja kein Bild, Lichter, was sich alles in den Spezialdepots der Inquisition befindet! Mir selbst war vorher nicht klar, dass man solche Sachen überhaupt herstellen kann. Ehrlich gesagt, ist es mit der Magie in den letzten hundert Jahren ein wenig bergab gegangen. Wir sind dekadent geworden, greifen lieber zu den Erfindungen der Menschen. Dabei haben wir unsere eigenen
    Analogien zu Telefonen, Autos und Flugzeugen … Aber was heißt eigentlich Analogien! Wir könnten eine Zivilisation schaffen, die ausschließlich auf Magie beruht!«
    »Nur erzeugen wir weniger Kraft, als wir verbrauchen«, wandte ich ein. »Ohne die Menschen können wir nicht leben.«
    »Auch darüber

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