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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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waren.
    »Davon bin ich überzeugt«, versicherte ich aufrichtig. Dann gab ich Gas und fuhr gemächlich vom Parkplatz herunter. Ob ich gegen einen Brückenpfeiler rasen sollte? Nein, damit würde ich sie nicht übertölpeln, mit dergleichen rechneten sie … »Wenn es um Nadja geht, macht Swetlana Kleinholz aus euch.«
    »Ferner glaube ich«, bemerkte Edgar ebenso höflich wie friedfertig, »dass wir es uns nicht leisten können, eine tobende Furie auf den Fersen zu haben. Ob deine Tochter in die siebte Schicht vordringen kann oder nicht, vermag niemand zu wissen. Aber wenn wir dich entsprechend pushen, stehen unsere Chancen auch nicht schlechter.«
    Ich schnaubte. »Ich möchte euch nicht enttäuschen. Aber ich kenne meine Grenzen. Ich bin ein Hoher, kein Null-Magier. Man muss Merlin sein, um in die siebte Schicht vorzustoßen.«
    »Ich habe doch gesagt, wir hätten uns das Mädchen holen sollen«, bemerkte Gennadi leise. »Ich habe doch gesagt, er kann das nicht.«
    »Ganz ruhig!«, besänftigte Edgar ihn. »Er wird es schaffen. Im Moment fehlt ihm noch die Motivation, aber da werden wir ein wenig nachhelfen. Dann kriegt er das schon hin.«
    »Versuch’s nur«, forderte ich ihn auf. »Wohin fahren wir?«
    »Nach Scheremetjewo 2, wohin sonst.« Edgar lachte. Nach und nach gab er seine Unsichtbarkeit auf und nahm Gestalt an – zunächst zeichnete sich eine halbdurchscheinende Figur ab, dann stellten sich die Farben ein. Gennadi zeigte sich immer noch nicht, ihn erblickte ich nur im Spiegel. »Meiner Ansicht nach kommen wir am schnellsten über die Ringautobahn hin, oder? Und komm nicht auf die Idee zu trödeln. In einer Stunde geht unser Flug nach Edinburgh. Ich denke, wir dürften weg sein, bevor dich jemand vermisst. Ich hätte keine Lust, die letzte Ladung der Minoischen Sphäre für ein Portal nach Edinburgh zu vergeuden. Du aber mach dir eins klar: Sollten wir den Flug verpassen, gehen wir durch ein Portal.«
    »Ich nehme an, in Edinburgh wartet Arina auf uns?«, fragte ich.
    »Nimm nichts an, sondern fahr lieber.« Edgar lachte. »Inzwischen werde ich dir erklären, warum du uns helfen wirst.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, erwiderte ich. In meiner Brust breitete sich Kälte aus, doch ich wollte mir meine Angst auf gar keinen Fall anmerken lassen. Obwohl – was bildete ich mir eigentlich ein? Vampire wittern Angst instinktiv. Nicht einmal Magie hilft da, sie nehmen sie doch wahr.
    »Du wirst dir natürlich um deiner Tochter willen alle Mühe geben«, erklärte Edgar. »Um deiner Tochter und deiner Frau willen. Bei einem Dunklen würde dieser Ansatz nicht funktionieren, aber bei einem Lichten ist es genau das Richtige.«
    »An meine Familie kommt ihr nicht ran.«
    »Persönlich sicher nicht. Geser und Sebulon haben exzellent für ihren Schutz gesorgt. Insgesamt habe ich sechs Wachtposten gezählt. Von wie vielen weißt du? Von den beiden Dummköpfen im Treppenhaus?«
    Ich hüllte mich in Schweigen.
    »Ich vermute, es sind nicht weniger als acht, vielleicht sogar zwölf«, fuhr Edgar besorgt fort. »Sich darüber den Kopf zu zerbrechen wäre sinnlos, denn die beiden alten Hasen haben nichts anbrennen lassen. Aber sollte neben deinem Haus eine Bombe … nun, keine normale Bombe, sondern eine Atombombe … hochgehen, dann würden sogar die Hohen Anderen sterben. Hiroshima hat das eindeutig bewiesen.«
    »So weit würdest du nicht gehen, Edgar«, brachte ich hervor. »Du bist zwar ein Dunkler, aber kein Psychopath. Würdest du wirklich mitten in Moskau eine Atombombe hochgehen lassen? Nur um meine Frau und meine Tochter umzubringen? Wie viele Menschen würden dabei sterben? Und wenn jemand den Kopf verliert und glaubt, es handle sich hier um einen atomaren Angriff – und deshalb einen Weltkrieg anzettelt?«
    »Siehst du! Entscheidend ist dabei nämlich …« Edgar lachte schallend los. »… dass sich an der Situation nichts grundlegend ändert, selbst wenn Geser Probleme wittert und deine Familie aus Moskau rausbringen lässt, von mir aus sogar in einen Bunker in Ufa. So oder so hängt von deinem Verhalten das Leben von Hunderttausenden, wenn nicht von Millionen von Menschen ab. Kein schlechter Köder für einen Lichten, oder?«
    »Edgar«, sagte ich, »was ist mit dir passiert?«
    »Nichts.« Edgar stimmte ein nervöses, unnatürliches Lachen an. »Mit mir ist alles in Ordnung!«
    »Wen hast du verloren, Edgar?«
    Die Frage hatte ich auf gut Glück gestellt. Edgar gab mir keine Antwort. Womit ich verstand,

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