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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Wenn du weißt, was du suchst, liegt alles glasklar vor dir.
    Die durch den Raum treibende Kraft, diese von den Menschen ausgestoßene Lebensenergie, verschwand ungleichmäßig im Zwielicht, Gewiss, sie sickerte unablässig durch das Gewebe des Universums hindurch – in die erste Schicht, die zweite, die dritte … Aber in der Nähe der Verliese klaffte ein Loch, zu dem ein ununterbrochener Kraftstrom wogte. Als hätte jemand in den Stoff, durch den etwas langsam tropfte, in einen Stoff, mit dem man Wasser filterte, ein kleines Loch geschnitten.
    Ein Übermaß an Nahrung für einen hirnlosen Parasiten. Das Moos kroch zu der Touristenattraktion, angezogen von dem Kraftstrom und jenen Emotionen, die von den erschreckten Besuchern stammten. Es kroch dorthin – und vertrocknete.
    Mir schwante, warum Foma Lermont gerade hier diese Sehenswürdigkeit eingerichtet hatte. Die an einer Stelle zusammenfließende Energie musste vor gewöhnlichen Anderen getarnt werden. Hier würde man die überbordende Gratiskraft den beschwipsten Touristen zuschreiben, den erschrockenen Kindern, dem endlosen Edinburgher Karneval.
    Mich würde nicht wundern, wenn Foma diese außerordentlichen Anstrengungen, Edinburghs Popularität weiter zu erhöhen, ausschließlich wegen eines einzigen Zieles unternommen hatte: um diesen Ort zu tarnen.
    Denn an einem gab’s nichts zu rütteln: Auch die Lichten spielen mitunter sinistre Spiele.
    Langsam schlenderte ich eine der Straßen, die zur Royal Mile führten, hinauf. Hier wimmelte es nicht so von Touristen. Die Straße war dunkel, nur aus den Fenstern drang Licht nach draußen, alle Geschäfte waren bereits geschlossen. Doch sie müsste geradenwegs zum Hotel führen. Nichts wollte ich jetzt lieber als schlafen. Ob ich vielleicht doch ein Taxi nehmen sollte? Allerdings brauchte ich zu Fuß nur zehn Minuten …
    Nachdem ich in eine zwischen den Häusern liegende Gasse gebogen war, fand ich mich auf einem kleineren Platz oder in einem größeren Innenhof wieder. Ich steuerte auf ein winziges, sich nur einen Meter über das Straßenpflaster erhebendes Denkmal zu. Auf einer Steinschale, aus der ein kleiner Strahl emporsprudelte – handelte es sich nun um einen zu klein geratenen Springbrunnen oder um einen Trinkbrunnen? –, saß ein bronzener Papagei. Darunter prangte eine Tafel. Unter Zuhilfenahme meines Feuerzeugs las ich, dass dieser Brunnen von einem Bürger der Stadt in Erinnerung an seinen geliebten Papagei aufgestellt worden war, der im fortgeschrittenen Alter an Lungenentzündung gestorben war …
    Hinter mir knallte es, und etwas stieß mich heftig gegen die Schulter. Und zwar so heftig, dass ich einige Schritte machen musste, um nicht mit dem Gesicht in der mit Wasser gefüllten Schale zu landen.
    Ein heißer Strom lief mir über den Rücken.
    Was war das? Was?
    Erneut knallte es. Scheppernd flog etwas von dem Bronzevogel ab. Um mich endgültig davon zu überzeugen, dass ich dem Tod am Denkmal des Papageien nur knapp entgangen war, klatschte eine heiße Kugel zischend in die Brunnenschale.
    Jemand schoss auf mich!
    Auf mich! Einen Anderen!
    Einen Hohen Magier!
    Der mit einer einzigen Handbewegung Paläste zu zerstören und Städte aufzubauen vermochte!
    Nun gut, das mit den Städten war Angeberei – zu zerstören ist immer leichter als etwas zu schaffen.
    Ich duckte mich hinter dem Brunnen und sah ins Dunkel. Niemand. Und … durchs Zwielicht!
    Das Ergebnis verdutzte mich.
    Jemand schoss zweifelsohne aus der Gasse, die parallel zu der verlief, durch die ich zu diesem Platz gelangt war. Doch ich sah niemanden! Weder einen Anderen noch einen Menschen!
    Bloß gut, dass die Wunde nicht allzu ernst war. Die Kugel hatte das weiche Gewebe durchdrungen. Keine Sekunde danach hatte ich im Reflex das Blut gestillt. Gleich würden mir einige gute Heilzauber einfallen, um die durchtrennten Muskeln wieder zusammenwachsen zu lassen …
    Ein weiterer Schuss. Die Kugel sauste über meinen Kopf hinweg, zerzauste mir sogar das Haar. Dem leisen Geräusch nach zu urteilen, musste es sich um eine Waffe mit Schalldämpfer handeln. Und da ich immer noch nicht tot war, musste jemand entweder mit einer Pistole schießen – und ein guter Schütze sein – oder mit einem Scharfschützengewehr – und als Schütze nichts taugen.
    Aber warum sah ich ihn nicht?
    Indem ich mit den Händen wedelte, überzog ich die ganze Gasse mit einem fünfminütigen Morpheus. Dann, nach kurzem Zögern, schickte ich den Zauber auch in die

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