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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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und setzte mich neben den Roboter. Betrachtete die kurze Antenne, die aus dem Zylinder herausragte. Der eigentliche Schütze konnte sonst wo sein. Ich hatte gegen einen Roboter gekämpft.
    Wobei ich sehr davon profitiert hatte, dass das Visier leicht schief stand.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, meinte ich mit einem Blick auf den Roboter. »Wohin soll das bloß noch führen? Müssen wir uns jetzt Zauber gegen die Technik einfallen lassen?«
    Aus der Dunkelheit trat der Wolf heraus. Er setzte sich mir gegenüber hin und fing an, seine Pfote zu lecken. Eine Wunde konnte ich nicht erkennen, der Werwolf dürfte sich jedoch an dem heißen Lauf verbrannt haben, als er den Dreifuß zu Boden geworfen hatte.
    »Wenn die Dreifüße der Marsianer Flöhe gehabt hätten, hätten die genau so ausgesehen«, sagte ich zum Wolf. »Hast du den Krieg der Welten gelesen?«
    Anfangs glaubte ich, er würde nicht antworten. Außerdem können nicht alle Tiermenschen sprechen, wenn sie sich in ein Tier verwandelt haben. Doch nach einer Weile bedachte mich der Wolf mit einem aufmerksamen Blick. »Ken-ne nur den Film«, bellte er.
    »Dann weißt du ja, was ich meine«, erwiderte ich. »Vielen Dank.«
    »Leck dei-ne Wun-de.«
    »Ich bin kein Verwandlungsmagier, der seine Wunde leckt …« Während ich die Hand auf die rechte Schulter presste, konzentrierte ich mich. Mir verschwamm alles vor Augen, in der Hand pulsierte der Schmerz. Eine widerliche Sache, so eine Schusswunde. Selbst für einen Magier. Sweta … ja, sie hätte mich binnen weniger Minuten geheilt.
    »Wem bist du denn auf den Schwanz getre-ten?« Die Worte kamen dem Werwolf jetzt bereits besser über die Lippen. »Dem Ei-ffel-turm?«
    Im ersten Moment begriff ich nicht, dass er einen Scherz machte. »Oh, oh, was für eine scharfe Zunge«, meinte ich kopfschüttelnd. »Da bekommt der Satiriker Petrosjan wohl Konkurrenz. Vielen Dank für die Hilfe. Bist du verletzt?«
    »Die Pfote«, brummte der Wolf kaum hörbar, bevor er diese wieder beleckte. »Das Gewehr war heiß.«
    »Verwandel dich in einen Menschen zurück, dann heile ich dich.« Ich stand auf. Mein Blut war bereits zum Stillen gebracht. Nachdem ich einen Tarnzauber über den abgeschalteten Dreifuß geworfen hatte – nun würde man an seiner Stelle etwas Banales nach persönlichem Gusto sehen –, klemmte ich ihn mir unter den linken Arm. Ein schweres Ding. Das stark nach heißem Metall, bitter nach Schießpulver und nach irgendwas Öligem roch. Trotzdem musste ich es mitschleppen, schließlich konnte ich nicht mitten in der Stadt eine Waffe stehen lassen.
    »Spä-ter«, kläffte der Wolf ausweichend. »An ein-em si-che-ren Ort. Wo wohnst du?«
    »Im Hotel. Es wird dir gefallen. Gehen wir. Versuch nur, die ganze Zeit dicht an meiner Seite zu bleiben und wie ein braver Hund auszusehen.«
    Der Wolf knurrte, bedeckte seine Hauer aber sofort. Da das Tier nicht sehr groß war, konnte es in der Dunkelheit durchaus als Schäferhund durchgehen.
    Ehrlich gesagt, glaubte ich nicht, dass die Schwierigkeiten damit für heute ein Ende hatten. Doch zum Hotel gelangten wir ohne weitere Probleme. An der Rezeption langweilte sich ein neuer Portier, der jedoch keine Fragen stellte. Offenbar hatte man ihn über mich ins Bild gesetzt und entsprechende Anweisungen gegeben. Den Tiermenschen musterte er neugierig, schwieg indes auch in diesem Fall. Ich trat an den Tresen heran. »Den Schlüssel für die dunkle Luxussuite oben«, bat ich.
    Der Mann erhob keine Einwände. Gab mir einfach den Schlüssel. »Sie können wohl nicht in einem Zimmer schlafen?«, wollte er dann aber doch wissen.
    »Ich bin gegen Tierhaare allergisch«, teilte ich ihm mit.
    Aus dem Restaurant klangen Stimmen und Gläserklirren herüber. Die Gäste genossen den Abend. Ich dagegen verspürte keinen besonderen Wunsch, mich jenem entspannten Treiben anzuschließen, bei dem kein Cocktail so gern getrunken wurde wie Bloody Mary – dessen Bezeichnung freilich wörtlich genommen wurde.

Fünf
    Erst schloss ich die Tür für den Wolf auf, dann die zu meinem Zimmer. Der Wolf tauchte in die Dunkelheit seiner Suite ein, drehte sich um und stieß die Tür mit dem Maul zu. Unmittelbar darauf ließ sich ein schmatzendes, reißendes Geräusch vernehmen, als werde feuchter Schaumstoff zerrissen. Der Werwolf verwandelte sich in einen Menschen zurück.
    Ich ging in mein Zimmer, schaltete das Licht ein und schloss die Tür. Den Schützen I, der immer noch nach Schießpulver roch,

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