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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Anton, mein Guter, was geht da eigentlich vor? Ich habe gehört, gestern sei ein zweiter Mord geschehen. Wurde noch einem Mensch das Blut abgelassen?«
    »Ja«, bestätigte ich, während ich mich im Bett aufsetzte. »Noch einem. Ihm wurde der Kopf mit einem Guillotinemodell abgeschlagen.«
    »Und was ist mit seinem Blut geschehen?«, wollte Sebulon wissen.
    »Es wurde in einen Putzeimer aufgefangen.«
    »Verstehe.«
    »Wie schön, dass Sie wenigstens etwas verstehen«, bemerkte ich.
    »Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Anton …« Sebulon zögerte. »Frag Foma, wann er das letzte Mal seinen Grabnachbarn besucht hat.«
    /
    »Was?« Ich meinte, mich verhört zu haben. »Das Grab des Nachbarn?«
    »Wann er das letzte Mal seinen Grabnachbarn besucht hat«, wiederholte Sebulon amüsiert. Dann beendete er das Gespräch.
    Halblaut vor mich hinfluchend, stand ich auf und ging ins Bad. Brachte mich in Ordnung und nahm eine kalte Dusche. Zog mir ein kurzärmeliges Hemd und Jeans an, weil mir aus irgendeinem Grund der Sinn nicht mehr nach unseriösen Shorts und T-Shirt stand. Wenn das Wetter es erlaubt hätte, wäre ich sogar in Pullover und Jackett geschlüpft.
    Abermals klingelte das Handy.
    »Hallo, Geser«, meinte ich nach einem Blick aufs Display.
    »Wie geht’s dir?«
    »Meine Schulter ist wieder in Ordnung«, antwortete ich, ohne den geringsten Zweifel daran zu hegen, dass Geser über alles Bescheid wusste.
    »Was soll das heißen? Deine Schulter ist wieder in Ordnung?«
    »Gestern Abend hat man auf mich geschossen.« In knappen Worten berichtete ich ihm von dem Vorfall. Durch das Handy drang eine derartige Grabesstille an mein Ohr, dass ich wie bei einem alten Telefon ins Mikro blies.
    »Ich frage mich …«, meinte Geser kalt. »Ich überlege …«
    »Vielleicht könnte ich zunächst einmal frühstücken?«
    »Mach das«, gestattete mir der Chef. »Danach suchst du Foma auf. Sag ihm, die Zeit der Geheimniskrämerei und Spielchen sei vorbei. Er soll die Rune überprüfen.«
    »Welche genau?«, fragte ich im Ton eines Menschen, der tagein, tagaus Runen überprüft.
    »Die Rune Merlins.«
    »Ach Ja …«, meinte ich, während ich langsam anfing, mir einen Reim auf alles zu machen. »Merlins … Sollte sie etwa nicht mehr im Grab sein?«
    Ich hatte einen Schuss auf gut Glück abgegeben, doch anhand von Gesers Schweigen begriff ich, dass ich ins Schwarze getroffen hatte.
    »Anton, woher weißt du …« Er fluchte kurz. »Finde Foma und sprich in aller Offenheit mit ihm! Ich setze mich ebenfalls mit ihm in Verbindung.«
    »Zu Befehl!«, antwortete ich in abgehacktem Ton. Dann steckte ich das Handy in die Tasche.
    Ging es darum?
    Es gab eine Rune. Eine Rune im Grab. Im Grab Merlins.
    Aber Merlin war doch eine Figur aus der Mythologie, oder? König Artus, die Ritter der Tafelrunde, Merlin … Niemand von ihnen hatte je existiert!
    Hm! Genauso wenig wie der Große Geser und Thomas Rhymer existieren. Oder verrückte Vampire, Tiermädchen, Lichte Heiler und aufmüpfige junge Magier, die zufällig das höchste Kraftniveau erreicht hatten …
    Seltsamerweise besserte sich meine Stimmung daraufhin zusehends. Weil es in der Sache anscheinend vorwärts ging? Ich eilte die Treppe hinunter, begrüßte an der Rezeption den Mann von gestern und öffnete die Tür zu dem kleinen Restaurant.
    Es saß kein einziger Mensch darin.
    Nur zwei junge Vampire und das Tiermädchen.
    Die Vampire aßen Carpaccio, Galja ein Omelett. Erstaunlich, denn normalerweise vertilgen Tiermenschen nach zwei aufeinanderfolgenden Transformationen gern kiloweise Fleisch.
    »Guten Morgen«, begrüßte ich sie alle miteinander.
    Die Vampire lächelten schief und nickten. Galja spießte mit der Gabel das Omelett auf. Natürlich: Die Hormonwelle war verebbt, jetzt fühlte sie sich verlegen. Von irgendwoher hatte sie sich etwas zum Anziehen besorgt: schwarze Hosen, eine weiße Bluse, ein kurzärmeliges Jäckchen. Etwas in der Art tragen die Schüler in japanischen Zeichentrickfilmen.
    »Hallo«, begrüßte ich sie, während ich mich neben sie setzte. »Ausgeschlafen?«
    »Hm.«
    »Hast du keine Albträume gekriegt? Dein Zimmer ist grauenvoll, kein Wunder, dass du Angst hattest, dort zu schlafen. Der Designer hat ganz schön übertrieben, stimmt’s?«
    Nachdenklich sah Galja mich an. Schob sich ein Stück Omelett in den Mund und kaute. »Vielen Dank, Lichter. Aber du gefällst mir, ehrlich. Soll ich dir was zu essen holen? Dich verwöhnen?«
    »Mach das«,

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