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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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irgendwohin verschwindet?«
    »Soll ich den Fahrer bitten, zu wenden und bei den Verliesen vorbeizufahren?«
    Semjon seufzte. Schüttelte den Kopf. »Ein Depot«, meinte er lakonisch.
    »Und das heißt?«
    »Ein Geheimversteck. Dort wird etwas sehr Wichtiges verborgen gehalten.«
    »Semjon, ich verstehe aber trotzdem nicht …«
    »Stell dir einmal vor, dass du ein sehr, sehr starker Magier bist, Anton. Und beispielsweise bis in die fünfte Zwielicht-Schicht vordringen kannst.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Es dir vorstellen?«
    »Ich kann nicht dorthin vordringen. Vorstellen – das ist einfach.«
    »Also stell es dir vor. Du kannst so tief eindringen, wie kein Anderer sonst, den du kennst. Und jetzt musst du plötzlich etwas sehr Wertvolles verstecken. Ein magisches Artefakt, einen starken Zauber … von mir aus auch einfach einen Sack voll Gold. Was tust du? Ein Loch buddeln? Das wird man entdecken. Vor allem, wenn du eine magische Sache versteckst, denn sie wird die Kraft um sich herum in Aufruhr bringen, egal, wie gut du sie tarnst. Deshalb nimmst du dieses Ding, gehst tief ins Zwielicht …«
    »Und lasse es dort. Mal angenommen, in der fünften Schicht.« Ich nickte. »Aber dieser Gegenstand aus unserer Welt will wiederauftauchen …«
    »Deshalb brauchst du einen beständigen Kraftzulauf. Hm … als ob du einen schwimmenden Gegenstand am Boden der
    Badewanne halten willst. Er selbst will wieder aufsteigen. Aber wenn du ihn von oben herunterdrückst, indem du Wasser drauf laufen lässt …«
    »Ich hab’s verstanden, Semjon.«
    »Hast du eine Idee, wer da was versteckt haben könnte?«
    »Ja«, gestand ich. »Aber erst will ich Foma danach fragen.«
    In meiner Tasche klingelte schon wieder das Handy. Was für eine Strafe …
    »Ja?«, meldete ich mich, ohne vorher aufs Display zu schauen.
    »Hier ist Geser, Anton.«
    Die Stimme des Chefs klang irgendwie merkwürdig. Als ob er verwirrt sei.
    »Was gibt’s?«
    »Ich habe mit Foma gesprochen … Er hat mir versprochen, offen mit dir zu reden. Und mit Semjon, da er nun schon mal da ist …«
    »Danke, Boris Ignatjewitsch.«
    »Anton …« Geser verstummte. »Da ist noch was … Wir haben in der Vergangenheit von Viktor Prochorow gegraben. Und etwas gefunden.«
    »Ja?« Mir schwante, dass mich nichts Gutes erwartete.
    »Kam dir sein Foto nicht bekannt vor?«
    »Ein normaler junger Mann. Ein typischer Moskauer, eine Allerweltsvisage.« Ich ertappte mich dabei, wie ich grob wurde -wie immer, wenn Nervosität mich packte. »In jedem Institut trifft man solche Jungen … jeder zweite sieht so aus.«
    »Versuch, dir Viktor jünger vorzustellen. Als Teenager, als Jungen …«
    Ich strengte mich ehrlich an. »Dann sehe ich einen durchschnittlichen Moskauer Schüler vor mir«, antwortete ich. »In jeder Schule trifft man …«
    »Vermutlich hast du ihn schon mal gesehen, Anton. Sogar mehrmals. Er war der Klassenkamerad deines ehemaligen
    Nachbarn Kostja Sauschkin. Und er war ein guter Bekannter von ihm, man kann sogar sagen, ein Freund. Vermutlich hat er ihn oft besucht. Du bist ihm bestimmt öfters über den Weg gelaufen, wenn er mit der Schultasche herumgefuchtelt und ohne Grund gekichert hat.«
    »Das kann nicht sein …«, flüsterte ich. Gesers Worte brachten mich dermaßen aus der Fassung, dass mich noch nicht einmal die nie beispiellose Anschaulichkeit seiner Erzählung verwunderte. Mit dem Ranzen fuchtelnd und kichernd? Das war gut möglich. Wenn bei dir im Haus Kinder wohnen, stolperst du automatisch über ihre Schulmappen, hörst ihr Gelächter und trittst in Kaugummibrocken. Wer würde sich da noch an Gesichter erinnern …
    »Das ist die Wahrheit, Anton. Der einzige Vampir, den Viktor kannte, war Kostja Sauschkin.«
    »Aber Kostja ist tot, Geser!«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Geser. »Genauer gesagt, wir gehen davon aus.«
    »Er hat sich nicht retten können«, behauptete ich. »Niemals hätte er das gekonnt. Dreihundert Kilometer über der Erde. Dort gibt es keine Kraft. Er ist in der Atmosphäre verbrannt. Er ist verbrannt, begreifst du das, Geser? Verbrannt!«
    »Schrei nicht so«, bat Geser ruhig. »Ja, er ist verbrannt. Wir haben den Skaphander bis zum Ende auf den Radarschirmen verfolgt. Wir wissen aber nicht, ob wirklich Kostja Sauschkin in diesem Raumanzug steckte, Anton. Bei der Höhe ließ sich das nicht mit Sicherheit feststellen. Wir müssen an alles denken. Wir müssen das genau berechnen.«
    Dann unterbrach er die Verbindung. Ich sah Semjon an,

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