4 - Wächter der Ewigkeit
Maschinenpistolen im Anschlag!
O ja, die Kunst des Kokettierens beherrschst du, Thomas Rhymer! Von wegen: die Technik nicht schätzen! Wer’s glaubt, wird selig …
Lermont trat ins Portal. Ich zögerte kurz, wartete auf Semjon. Der hielt jedoch plötzlich inne und bohrte den Blick in einen hageren rotblonden Mann. »Kevin!«, rief er. »Altes Haus!«
»Simon, du Bauerntropf!«, schrie der Rotblonde begeistert. »Wo willst du denn hin? Warte!«
Sie umarmten sich und klopften einander mit jenem Enthusiasmus auf den Rücken, wie ich ihn von den irren Hasen aus den Werbespots für Batterien kannte.
»Nachher, später quatschen wir in aller Ruhe«, murmelte Semjon, nachdem er sich aus Kevins Umarmung befreit hatte. »Mist, das Portal erlischt schon … Ich hab dir Wein aus Sewastopol mitgebracht. Erinnerst du dich noch? Einen Muscadet, ein feines Tröpfchen!«
Ich spuckte aus und schüttelte den Kopf. Was sollte denn das – nachher, später … Im Kino harrte auf den Helden, der einem alten Freund solche Worte sagte, ein rascher, unabwendbarer Tod.
Nur gut, dass wir keine Helden aus einem Actionfilm sind.
Ich trat ins Portal.
Um mich herum ein milchiges Licht. Eine Leichtigkeit, die sich nur mit der vergleichen lässt, die Kosmonauten kennen. Geheime Pfade, die Menschen nicht beschreiten können.
Was stand den Anderen in der Polizeiuniform jetzt bevor? Sie würden den zufälligen Zeugen das Gedächtnis löschen, alle Spuren der Explosion beseitigen und die Attentäter verhören, falls diese am Leben blieben. Sie mussten jene Drecksarbeit leisten, die im Grunde den Alltag der Wachen ausmacht.
Wer konnte das getan haben? Den Mitarbeiter einer Wache zu überfallen zeugt schon von ungeheurer Dummheit. Den Chef der Wache plus zwei ausländische Magier anzugreifen -das hatte es noch nie gegeben. Dafür auch noch Menschen einzusetzen …
Schlagartig wurde mir klar, dass der Franzose aus den Verliesen ebenfalls ein Mensch gewesen war. Kein Hoher Magier, der sein Wesen vor mir tarnte. Sondern ein ganz gewöhnlicher Mensch. Wenn auch ausgesprochen geschickt, kaltblütig und schauspielerisch versiert. Kein Bauer – wie die in den Tod geschickten Banditen. Ob er vielleicht auch die Rakete auf uns gejagt hatte?
Dann noch der Vampir. Konnte das Kost ja sein? Konnte er wirklich überlebt haben?
Um die Verwirrung komplett zu machen, trugen die Banditen Schutzamulette, die es ihnen erlaubten, auf Zeit zu spielen. Vampire konnten keine Amulette herstellen. Das war die Arbeit eines Magiers, eines Zauberkundigen oder einer Hexe!
Mit wem hatten wir es hier zu tun? Wer suchte im Zwielicht nach Merlins Erbe?
Und war dieser Jemand in der Lage, bis zur siebten Schicht vorzudringen?
Das Portal endete wie immer unvermutet. Das weiße Licht im Rahmen schrumpfte, ich trat in es hinein – und im selben Moment packte mich schon jemand bei der Schulter, zog mich scharf nach links, riss mich nach unten und stieß mich hinter eine improvisierte Barrikade, die aus einigen umgekippten Tischen bestand.
Gerade noch rechtzeitig. Über meinen Kopf schoss eine Kugel hinweg.
Ich war in Schottlands Verliesen gelandet. In einem der ersten Räume.
Neben mir duckte sich Lermont hinter der Barrikade, ein schwarzer Anderer ersten Grades hatte mich auf den Boden gezogen. Der Zahl der Zauber nach, mit denen seine Finger behangen waren, musste es sich um einen Kampfmagier handeln.
Abermals krachte ein Schuss. Jemand feuerte aus der offenen Tür, die in den Nachbarraum führte.
»Was ist passiert, Foma?« Verständnislos sah ich ihn an. »Warum liegen wir hier rum? Wir müssen einen Schild aufstellen …«
Lermont rührte sich nicht einmal, doch an der Tür entstand eine Barriere, die diese vollständig einnahm. Noch bevor ich mich über die Dummheit des schottischen Magiers wundern und über meinen eigenen Scharfsinn freuen konnte, ging bereits ein weiterer Schuss los. Die Kugel pfiff über uns hinweg -die Barriere hatte sie nicht aufhalten können.
»Entschuldigung, das hätte ich wissen müssen …«, brummte ich. »Können sie durchs Zwielicht?«
»Es ist das gleiche Dilemma wie mit der Rakete«, erklärte Lermont. »Die Kugeln sind magisch manipuliert, damit sie bis in die zweite Schicht eindringen.«
»Gehen wir in die dritte!«
»In der dritten ist die Barriere!«, erinnerte mich Lermont. Bedripst schwieg ich.
Der schwarze Magier richtete sich leicht auf und schickte einige Zauber in den Gang. Ich machte den Opium, den Freeze und den
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