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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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auch Technik würde er ohne zu zögern einsetzen. Außerdem … dürfte er mich hassen. So sehr, dass er versuchen könnte, mich zu erschießen. Und das ist meine eigene Schuld! Ich habe ihn in den Tod geschickt. Er hat überlebt – und will sich jetzt rächen.«
    »Zieh keine voreiligen Schlüsse, Anton«, gab Semjon zu bedenken. Dann erklärte er Foma schuldbewusst: »Nehmen Sie ihm das nicht übel, Mister Lermont! Anton ist ein junger Mann, ein Hitzkopf. Gestern glaubte er noch, Kostja sei tot. Dann überlegt er sich von heut auf morgen wieder alles anders. Es gibt aber etwas, über das wir uns jetzt Gedanken machen sollten. Was glauben Sie, Mister Lermont, haben diese Mistkerle dieses feine Versteck Merlins schon gefunden?«
    »Merlin war ein Magier alten Schlages«, antwortete Lermont nach kurzer Überlegung. »Der Schlüssel müsste sich deshalb aus drei Elementen zusammensetzen. Die Drei ist die Zahl der Magie, die Zahl der Kraft. Die Drei, die Sieben und die Elf.«
    »Hm, sicher, das sind Primzahlen«, stimmte Semjon zu. »Das wissen alle. Aber was ist der dritte Teil des Schlüssels?«
    »Vom zweiten habe ich, wie gesagt, zufällig erfahren«, erklärte Lermont. »Vom dritten weiß ich gar nichts. Ich nehme lediglich an, dass es ihn geben muss. Doch was es genau ist – ein Gegenstand, ein Zauberspruch, ein Opfer, eine Tageszeit –, das weiß ich nicht. Vielleicht muss man in einer Neumondnacht nackt ins Zwielicht eintreten und dabei eine Distel im Mund halten. Merlin war ein ausgemachter Spaßvogel.«
    Wir hüllten uns in Schweigen. Nach einer Weile lächelte Lermont verkrampft. »Gut, Freunde. Ich habe euch alle Geheimnisse offenbart, die mir bekannt sind. Ich glaube, wir sollten nicht vorschnell in Panik geraten. Das Geheimversteck Merlins wird ein Hoher Anderer von beispielloser Kraft bezwingen, der erneut in den Verliesen jemandes Blut vergießen und das dritte Fragment des Schlüssels an sich bringen wird. Aber worum es sich bei diesem Fragment handelt, weiß niemand. Beruhigen wir uns also, gehen ins Haus und trinken Tee.«
    »Die Tradition des englischen Teetrinkens!«, brachte Semjon anerkennend hervor.
    Amüsiert blickte Foma ihn an. »Nicht des englischen«, korrigierte er ihn. »Vergesst nicht, dass ihr in Schottland seid. Seid nun Gäste in meinem Haus …«
    »Ich hätte da noch eine Frage«, unterbrach ich Lermont. »Wozu haben Sie Jegor nach Edinburgh eingeladen?«
    »Meinst du den jungen Illusionisten?« Lermont seufzte. »Ich wollte mich absichern. Wenn hier ernsthaft alles aus den Fugen geriete, würde in erster Linie unsere Nachtwache darunter zu leiden haben. Viele Kampfmagier stehen mir nicht zur Verfügung. Ein Spiegel ist das Beste, was man gegen …«
    »Gegen wen?«, hakte ich nach, als Lermont mitten im Satz abbrach.
    Der späte Nachfahr Lermontows blickte mich mit einer solchen Verärgerung an, dass ich einen guten Eindruck von der familientypischen Hitzköpfigkeit des vor seiner Zeit aus dem Leben geschiedenen russischen Dichters erhielt.
    »Merlin! Seid ihr jetzt zufrieden?«
    »Glauben Sie denn, dass er …«
    »Nichts hat Merlin so geschätzt wie seine eigene Person. Und als Kranz der Schöpfung hätte er durchaus die Möglichkeit bezeichnen können, sich selbst aus dem Nichts wieder herauszuziehen. Das wäre ganz gewiss ein Spaß nach seinem Geschmack.«
    »So etwas hat es noch nie gegeben.« Semjon schüttelte den Kopf.
    »Stimmt. Doch auch Magier wie Merlin hat es nie wieder gegeben. Sein Wesen … seine Seele, wenn ihr so wollt, kann noch irgendwo da unten, in der siebten Schicht, schlummern … bis ein ausreichend starker Magier dort hingelangt. Grob gesagt, bis ein dummer Körper der schwarzen Seele Merlins eine neue Heimstatt bietet! Würde es euch gefallen, wenn der Große Merlin in die Welt zurückkäme? Mir nicht! Und für diesen Fall wollte ich einen potenziellen Spiegelmagier zur Hand haben. Vielleicht hätte das funktioniert. Vielleicht hätte Jegor sich in einen Spiegel verwandelt und Merlin vernichtet. Was stört dich daran, Gorodezki?«
    »So geht das nicht!«, rief ich mit einem Schmerz aus, der mich selbst überraschte. In meinem Kopf verhedderte sich bereits alles: Kostja, den ich getötet hatte und der vielleicht noch lebte; der Dunkle Magier Merlin, den es nach Auferstehung dürstete; Jegor, der von all dem nichts ahnte … »Seit seiner Kindheit missbrauchen wir ihn für unsere Operationen! Und jetzt wollen wir ihn in die Hölle werfen, uns hinter

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