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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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bewachen ihre Felshöhlen. Hierher kommen wir … ich früher, du später … und unsere Freunde werden uns entgegenkommen. Ich werde mich auch freuen, dich wiederzusehen, junger Magier.«
    Eine Riesenhand legte sich um meine Schultern, als sei ich ein Kind. Foma seufzte tief und schwer. »Aber noch ist die Zeit nicht gekommen«, fuhr er fort. »Noch nicht. Wenn ich in die siebte Schicht vordringen könnte … würde ich nicht zurückkehren. Aber dafür reichen meine Kräfte nicht. Und deine auch nicht, junger Magier.«
    »Ich habe keine Eile«, brummte ich. »Ich habe …«
    Was hatte ich? Eine Frau und eine Tochter? Sie waren Andere. Hohe Andere. Wir könnten alle zusammen hierherkommen. In die Städte aus Licht und Dunkel … in denen Alissa und Igor glücklich miteinander leben können, in denen niemand mehr an die dummen kleinen Menschen denkt …
    Ich erschauerte. Kam es mir nur so vor, oder war ich auch gewachsen? Oder schrumpfte Lermont?
    »Gehen wir, Foma!«
    »Warte. Sieh dir das an!«
    Über uns tanzte plötzlich ein weißes Feuerchen. Foma streckte seine Pranke aus, um auf die Platte aus transparentem roten Stein zu zeigen, die versteckt im Gras lag. Was war das? Ein Rubin von der Größe eines Tabletts?
    Ich hockte mich hin. Strich mit der Hand über die glatte Oberfläche. Sah mir die Zeilen keltischer Buchstaben an.
    »Was steht hier, Foma?«
    »Das hat Merlin geschrieben.« In Lermonts Stimme schwang sein Wissen mit. »Das hat Merlin geschrieben, und gleichzeitig ist es sowohl das Schlüsselloch wie auch das dritte Element des Schlüssels. In Coelbrenschrift steht hier …« Er verstummte. »Wenn man es gepflegt ausdrückt, dann …«
    »Sag es irgendwie!«, schrie ich, da ich beinah körperlich spürte, wie die Zeit verrann.
    Der Kranz der Schöpfung liegt verborgen hier.
    Ein Schritt nur bleibt.
    Doch erben solln ihn nur die Starken und die Klugen. Die Worte trug Foma mit fremder, zarterer und melodischerer Stimme vor. Sobald seine Stimme erklang, fingen die in den Stein geritzten Buchstaben zu leuchten an, als habe man unter der roten Tafel eine starke Lampe angeschaltet. Ein Buchstabe nach dem nächsten verwandelte sich in eine zarte Lichtsäule, die in den Himmel schlug.
    Alles erhältst du und nichts, bringst du ihn an dich.
    So geh voran, wenn du stark bist wie ich;
    Wenn du klug bist wie ich, weich zurück.
    Anfang und Ende, Kopf und Schwanz, alles ist eins im
    Kranz der Schöpfung. So sind Leben und Tod nicht zu
    trennen. Der letzte Buchstabe flammte weiß auf, kaum dass Lermont das Wort »Tod« aussprach.
    »Ich hasse Karaoke«, meinte ich. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Thomas weiß nicht mehr als du, junger Magier.« Der Riese packte mich mit beiden Armen. »Und jetzt gehen wir!«
    Ich ging davon aus, dass Lermont sofort in die Realität zurückwollte. Doch nein, zunächst kehrte er in die fünfte Schicht zurück, wo er Semjon und dem Schwarzen zuwinkte. »Geht!«
    Er brauchte sie nicht lange zu bitten. Dann zwinkerte Lermont mir zu, beugte sich über den Golem – und zog aus dem Körper der Schlange die Rune Merlins heraus.
    Die Augen des Raubtiers funkelten zornig auf. Der Körper schraubte sich schlaufenartig in die Luft, die beiden Mäuler öffneten sich synchron.
    Doch wir befanden uns bereits außerhalb der Reichweite des Hüters. In der normalen Menschenwelt. In einem Raum voller toter Körper.
    Der angejahrte, dickliche Lermont ließ mich los und fiel zu Boden. Sein Gesicht war schweißgebadet, sogar an den abstehenden Ohren hingen Tropfen.
    Um uns herum tobte die übliche Aufregung: Die Lichten nahmen die Spuren der Auren auf, untersuchten die Körper, sammelten Fleischproben und Blutstropfen zur Analyse. Auf mich und den mir folgenden Semjon richteten sich sofort misstrauische Blicke, über unsere Körper tasteten die Fühler ihrer Zauber. Als sie in uns die Lichten erkannten, noch dazu solche höheren Ranges, stellten die Wächter verwirrt ihre Sondierung ein.
    Etwas abseits erblickte ich Bruce. Der Meister der Vampire sah bereits nicht mehr wie eine wandelnde Leiche aus, auf seine Wangen hatte sich sogar eine leichte Röte gelegt. Er hockte in einer Ecke und trank etwas aus einem Glas. Ich schaute nicht näher hin, was genau.
    »Alle Achtung!«, sagte Semjon, der den Kopf hin und her drehte. Er wirkte absolut glücklich. »Nie und nimmer hätte ich geglaubt, in die fünfte Schicht vorzudringen wie der Große Geser oder Thomas Rhymer. Ach … jetzt habe ich auch vor dem

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