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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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scheiß auf das Ding«, beschloss Galja. Dann beugte sie sich langsam zu mir herunter, um ihre Lippen in Richtung der meinen zu spitzen und Jean auf diese Weise die Möglichkeit zu geben, ihr … Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, was er jetzt zu sehen bekam!
    Und wie er hinsah!
    »Pass auf«, flüsterte Galja. Die Augen des Mädchens blickten ernst drein. Ängstlich. Dennoch berührte sie meine Lippen -und in ihren Augen loderten spitzbübische Funken …
    Nur kurz, nur für den Moment, bevor sie sich in eine Wölfin verwandelte. Auf eine grobe, schreckliche Weise, Blutstropfen verspritzend und Hautfetzen von sich schleudernd, ohne Zeit auf eine vollständige Transformation zu verschwenden. Sie verwandelte sich – und sprang als schwarzer zerzauster Schatten auf den Mörder zu.
    Er schoss genau in dem Moment los, als ich nacheinander zwei Dreifachschneiden gegen ihn schleuderte.
    Die erste säbelte ihm die Hand mit der MP ab und hackte ein Stück seines Körpers weg. Wo die zweite gelandet war, begriff ich nicht gleich. Ich sprang auf, stürzte auf die sich am Boden krümmende Wölfin zu. Ihr Körper hatte alle Kugeln aufgenommen, die für mich bestimmt gewesen waren. Es waren nicht einmal viele, fünf oder sechs. Wenn sie bloß nicht mit einem Zauber belegt gewesen wären …
    Jean stand schwankend da. Sah mich mit verständnislosen Augen an.
    »Wer hat dich geschickt?«, schrie ich, während ich mit der Dominante auf ihn einschlug, einem Zauber, der zu absolutem Gehorsam zwingt.
    Jean seufzte und versuchte, den Mund zu öffnen – worauf sein Kopf in drei Teile zerschellte. Mein zweiter Schuss hatte seinen Kopf getroffen.
    Sein Körper wankte und krachte zu Boden, direkt neben das Tiermädchen. Aus der Halsschlagader schoss pulsierend das Blut.
    Wäre sie doch eine Vampirin und keine Tierfrau …
    Ich beugte mich über sie. Und sah, dass sich das Mädchen in einen Menschen zurückverwandelte.
    »Wag das ja nicht! Du stirbst!«
    »Ich sterbe sowieso«, brachte sie klar und deutlich hervor. »Aber ich will nicht … als Tier …«
    »Du wirst nicht …«
    »Dummer … Lichter.« Einen Moment schimmerte Ironie in ihrer Stimme durch.
    Ich erhob mich. Meine Hände waren voller Blut. Unter meinen Füßen gluckste Blut. Der enthauptete Körper des Mörders zuckte krampfhaft.
    »Was ist hier …« Semjon blieb wie erstarrt in der Tür stehen. Fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Fluchte.
    In der anderen Hand trug er zwei Tüten. Eine mit Flaschen. Die zweite vermutlich mit Schals.
    »Hier? Hier ist gar nichts los«, bemerkte ich mit einem Blick auf das tote Mädchen. »Die Vorstellung ist leider schon zu Ende.« Den Magneten für Sebulon kaufte ich im Flughafen von Edinburgh, während Lermont und Semjon die Tickets aktualisierten. Wir brauchten jetzt nur noch zwei Plätze und ein Ticket für eine nicht normative Fracht, eine lange Holzkiste, die mit Zaubern belegt war. Einer der Zauber schützte den Inhalt vor Zerfall. Ein zweiter überzeugte die Zöllner davon, dass keine Notwendigkeit bestand, diese Kiste zu kontrollieren, da in ihr ganz harmlose Skier lagen.
    Der Magnet war banal, aber hübsch: ein Schotte im Kilt und mit Dudelsack. Ich steckte ihn in die Tasche und baute mich vor einem Stand mit Postkarten auf, wo ich eine mit einer Ansicht des Edinburgh Castle wählte, die ich in den Reiseführer von Großbritannien einlegte. Noch durfte ich sie Lera nicht schicken. Doch ich hoffte sehr, früher oder später das Versprechen erfüllen zu können, das ich Viktors Freundin gegeben hatte.
    Semjon war ungewöhnlich still. Er verlor sich nicht in Erinnerungen daran, wie die Flugzeuge in den Pioniertagen der Luftfahrt ausgesehen hatten, machte keine Spaße. Wir passierten die Pass- und die Zollkontrolle und nahmen unsere Plätze im Flugzeug ein. Semjon holte eine kleine Flasche Whisky heraus und sah mich fragend an. Ich nickte. Wir tranken direkt aus der Flasche, was uns den missbilligenden Blick der Stewardess eintrug. Unverzüglich verschwand sie in ihrem Eckchen, um mit Gläsern und einigen Fläschchen zurückzukehren, die sie Semjon schweigend reichte.
    »Sei nicht traurig«, meinte Semjon leise. »Dunkle bleiben immer Dunkle. Sie wäre herangewachsen und ein Monster geworden. Vermutlich.«
    Ich nickte. Gewiss, er hatte recht. Das musste selbst ein so dummer Lichter wie ich begreifen …
    Ich lehnte mich im Sitz zurück und schloss die Augen. Dachte daran, dass ich sogar vergessen hatte, die

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