4 - Wächter der Ewigkeit
Sterben keine Angst mehr …«
Er zwinkerte mir zu.
»Ich näh dir den Mund zu«, presste Lermont mit altbekannter Intonation hervor. »Die fünfte Schicht des Zwielichts ist kein Thema für Gequassel.«
»Natürlich«, lenkte Semjon sofort ein. »Ich habe einfach so, aus meiner Dummheit heraus, losgeschwatzt …«
»Foma …« Ich streckte die Hand aus, um dem Magier hochzuhelfen. »Vielen Dank … . dass Sie zurückgekehrt sind. Und auch für das, was Sie mir gezeigt haben, danke ich Ihnen.«
»Komm mit.« Raschen Schrittes ging Foma in den Nebenraum, zum »Ankerplatz«, wo im dunklen Wasser sanft der Eisenkahn schaukelte. Ich folgte ihm. Lermont spannte über uns den Schirm der Stille aus – und sofort verstummte jedes Geräusch. »Du möchtest mich etwas fragen?«
»Ja. Wer waren die?«
»Ich weiß es nicht.« Foma holte ein Taschentuch heraus und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Man hat schon mehrfach versucht, das Erbe Merlins an sich zu bringen. Ich bin mir aber nicht sicher, dass es unbedingt dieselben Anderen waren … Der letzte Versuch liegt mehr als ein Jahrhundert zurück. Außerdem hat früher niemand in so großem Umfang Menschen eingesetzt … Das alles ist sehr ernst, Anton. Aber wir haben es geschafft, mit dem dritten Schlüssel hat Merlin alle genarrt.«
»Was bedeutet dieses Gedicht?«
»Es ist ein Rätsel. Damals liebte man Rätsel sehr, Anton. Es gehörte zum guten Ton, dem Gegner die Möglichkeit des Siegs einzuräumen. Eine trügerische Möglichkeit, gleichwohl eine Chance.«
»Eins ist klar: Es führt noch ein Schleichweg in die siebte Schicht, man muss sich nicht den Kopf auf direktem Wege einrennen«, sagte ich.
»Offenbar, ja. Aber diesen Schleichweg kenne ich nicht. Und wenn ich etwas darüber wüsste, würde ich es dir nicht sagen.«
»Wirst du Merlins Geheimversteck bis ans Ende der Zeiten schützen?«
»Solange ich es kann.« Lermont drehte die Rune Merlins in den Händen. Seufzte. »Zumindest bewacht der Hüter jetzt wieder die fünfte Schicht. Und der Feind muss es erst noch einmal schaffen, die Rune an sich zu bringen.«
»Vernichte sie, Foma!«
»Es gibt keine einfachen Lösungen, Anton«, meinte er kopfschüttelnd. »Wenn ich die Rune vernichte, wird der Hüter auch verschwinden. Ich werde ein zuverlässigeres Versteck für sie finden. Du brauchst nicht zu wissen, wo. Und … vielen Dank … für deine Hilfe.«
»Das heißt wohl: Und jetzt hau ab!« Ich lächelte.
»Das heißt: Vielen Dank für deine Hilfe. Je mehr Außenstehende hier sind, desto mehr Aufhebens wird um den Vorfall gemacht werden. Ich bin dir und Semjon zu Dank verpflichtet. Die Flugtickets werden euch ins Hotel gebracht.«
»Alles klar. Ich danke Ihnen auch, Foma.« Ich verbeugte mich. »Möge das Licht mit Ihnen sein!«
»Warte!«, meinte Thomas sanft. Er trat auf mich zu, um mich überraschend zu umarmen. »Ich danke dir, das wollte ich sagen! Nimm es mir nicht übel. Wir werden jetzt genug Probleme und reichlich Gäste von der Inquisition haben. Du möchtest hier doch nicht einen Monat lang festhängen?«
»Pass auf den Kranz auf, Foma«, sagte ich nach einer kurzen Pause.
»Denk über das, was du gesehen hast, nach, Anton, Ich bin sicher, dass in die Ereignisse einer deiner Landsleute verwickelt ist. Geh das Geheimnis von deiner Seite an – und wir werden uns wieder treffen.«
»Wenn ich herausfinde, wer es von uns ist, mach ich Kleinholz aus ihm«, versprach ich. »Auf Wiedersehen, Thomas Rhymer.« Die Klinke in der Hand fügte ich dann noch hinzu: »Ach ja, wir sind daran gewöhnt, erster Klasse zu fliegen.«
»Ihr solltet mir dankbar sein, wenn ich euch nicht als Frachtgut aufgebe«, bot mir Foma Paroli. Um sich gleich darauf umzudrehen und zurückzugehen – zu seinen Mitarbeitern.
Epilog
»Ja, es bringt Unglück, einem Freund mitten im Gefecht zu sagen, wir würden uns noch sehen«, brachte Semjon düster hervor. »Keine Minute konnten wir miteinander reden. Und jetzt fliegen wir wie die Idioten wieder nach Hause zurück. Wenn wir doch wenigsten eine Woche … hübsch an einem See, Fische fangen …«
»Semjon, denen steht die Inquisition ins Haus, die würde uns einen Monat festhalten.«
»Ja und? Wäre das so schlimm?«
»Ich habe Familie.«
»Ach ja, stimmt …« Semjon seufzte. »Das Töchterchen … Kann die Kleine denn schon laufen?«
»Verarschen kann ich mich selber, Semjon!«
Wir blieben vor dem Hoteleingang stehen. Grinsend rieb Semjon sich die
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