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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Nasenwurzel.
    »Also gut … wie viel Zeit bleibt uns noch?«
    »Fünf, sechs Stunden. Wenn sie uns Tickets für die Abendmaschine geben.«
    »Dann zieh ich jetzt los und besorg mal ein paar Souvenirs. Soll ich dir was mitbringen?«
    »Was denn?«
    »Wie, was? Whisky und Schals. Für die Herren Whisky, für die Damen Schals. Normalerweise nehme ich je fünf von beidem.«
    »Gut, bring mir auch was mit.« Ich winkte mit der Hand ab. »Und zusätzlich noch einen Kinderschal, falls du einen siehst. Was Lustiges.«
    »Wird erledigt.«
    Ich betrat das Vestibül. Hinter der Rezeption war niemand, dafür lag auf dem Tresen ein Umschlag, auf dem in großen Buchstaben »Anton Gorodetsky« stand. Im Umschlag steckten drei Tickets erster Klasse, für mich, Semjon und Galja Dobronrawowa. Nicht nur, dass Foma mit einer unwahrscheinlichen Effizienz arbeitete, er hatte auch noch an das Tiermädchen gedacht.
    Im dritten Stock klopfte ich an die Tür der dunklen Luxussuite. Keine Reaktion. Ich lauschte – da drinnen rauschte Wasser. Daraufhin holte ich Galjas Ticket aus dem Umschlag und schob es unter der Tür durch.
    Dann suchte ich in meinen Taschen nach dem Schlüssel und ging in mein Zimmer.
    »Gehjetztganzlangsamzumsesselundsetzdichhin«, forderte der rotblonde junge Mann mich auf, der sich mir in Schottlands Verliesen als Jean vorgestellt hatte.
    Seine Position hatte er vortrefflich gewählt. Am Fenster, durch das blendendes Sonnenlicht fiel. Mein Schatten lag irgendwo hinter mir – nutzte mir also rein gar nichts.
    »Gehlangsamundohnehastzumsessel«, ratterte der Mann herunter.
    Er lief jetzt in der Schnellspur, ihn hüllte ein grünes Licht ein, das einem Amulett in seiner Hand entströmte: Äußerlich glich es einer dieser Perlenketten, wie sie Hippies tragen. Seine Reflexe überstiegen die eines Menschen damit um ein Vielfaches. Und in Anbetracht der Uzi, deren Magazin die magisch manipulierten Kugeln rot leuchten ließen, wäre jeder Widerspruch unklug gewesen.
    »Sprich deutlicher«, bat ich, während ich zum Sessel hinüberging und mich setzte. »Da du mich nicht gleich erschossen hast, gehe ich davon aus, dass wir noch etwas zu besprechen haben.«
    »Duirrstdichzauberer«, erwiderte der Mann, wobei mir dieses komische, kindliche »Zauberer« auffiel. »Ichhabedenbefehldichzuermorden. Abervorherwillichdichetwasfragen.«
    »Dann frag.«
    Ich brauchte meinen Schatten. Ich musste den Kopf zurückdrehen, damit ich meinen Schatten ausmachen und ins Zwielicht eintauchen konnte. Dort wäre ich schneller als er.
    »Haltdenkopfstill! Wenndudeinenschattenanblickstschieße-ichsofort. Wievielseidihr?«
    »Was?,«
    »Wievielschweinewiedichgibtesaufderwelt?«
    »Nun …« Ich dachte nach. »Meinst du damit Lichte oder Dunkle?«
    »Egal.«
    »Uun-gee-fäähr jee-deer Zeehnt-taau-seend-stee«, zog ich jede Silbe in die Länge. Nicht aus Gemeinheit, sondern weil ich mein Gegenüber davon überzeugen wollte, dass er zu schnell sprach. Doch ob er die Wirkung des Zaubers überhaupt regulieren konnte?
    »Ichhasseschweine«, bekundete der Mann. »Ichsolldirsagendassdudeinenfreundverratenhastunddentodverdienst …«
    An der Tür klopfte es. Der Blick des Mannes huschte zu ihr hin. Dann wandte er sich wieder mir zu. Mit einer einzigen Bewegung zog er die Tischdecke vom Tisch und warf sie über die Maschinenpistole, die er nach wie vor auf mich gerichtet hielt. »Antworte!«, befahl er mir.
    »Wer ist da? Es ist offen!«, rief ich.
    Wenn das Semjon war, dann hatten wir noch Chancen.
    Die Tür öffnete sich, und Galja trat ein. Allerdings in einer Aufmachung, die mir den Atem stocken ließ. Ein schwarzer
    Minirock und ein fast durchsichtiges rosa Top – Lolita ließ schön grüßen.
    Auch Jean erstarrte.
    »Hallo.« Das Mädchen kaute etwas. Konzentrierte sich – und brachte eine ansehnliche Blase zustande. Als die Blase platzte, zuckte Jean zusammen. Ich fürchtete schon, er würde jetzt anfangen loszuballern, doch er behielt die Kontrolle über sich. »Und wer bist du?«
    Sie starrte Jean mit einem Blick an, der den Mörder feuerrot werden ließ. Und ihn dazu brachte, seinen Text herunterzurattern und sich gleichzeitig dabei zu verhaspeln: »Ichbinzubesuch.«
    »Also, Anthonys Freunde bekommen es etwas billiger.« Das Mädchen zwinkerte dem jungen Mann zu. Hüftschwenkend kam sie auf mich zu. »Ich habe mein Höschen bei dir vergessen«, erklärte sie. »Du hast es wohl nicht gefunden?«
    Ich konnte bloß noch den Kopf schütteln.
    »Ach,

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