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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dieses Chaos jetzt ein Ende hat? Man muss doch die Bestimmungen zur Sicherheit am Arbeitsplatz einhalten, darf sie nicht verletzen …«
    »Zeigen Sie mir die Feuerschutztafel im ersten Stock«, unterbrach ihn der Inspektor mit einem Blick auf seinen Plan.
    »Aber«gern.« Der Mann hielt dem Inspektor die Tür auf. Zwinkerte den in der Buchhaltung zurückbleibenden Frauen zu.
    Als der Inspektor die Tafel sah, nahm sein Missfallen ein wenig ab. Die Tafel war hübsch, neu, akkurat, rot gestrichen. Zwei Feuerlöscher, ein Eimer mit Sand, ein leerer, zylinderförmiger Eimer, eine Schaufel, ein Feuerwehrhaken und ein Brecheisen.
    »Nun ja, schön, schön«, murmelte der Inspektor, während er den Eimer inspizierte und die Angaben zum Löschmittel des Feuerlöschers überprüfte. »Sogar irgendwie altmodisch. Das hätte ich nicht erwartet.«
    »Wir geben uns alle Mühe«, beteuerte sein Begleiter. »In meiner alten Schule, da hing auch so ein Ding.«
    Der Inspektor entrollte seinen Plan. Dachte einen Moment lang nach. »Jetzt wollen wir noch Ihre … Ihre Programmierer besuchen.«
    »Aber sicher!«, freute sich der Mann. »Sie sitzen weiter oben, wenn Sie mir bitte folgen würden …«
    An der Treppe trat er zur Seite, um dem Inspektor den Vortritt zu lassen. Dann drehte er sich um und betrachtete die Feuerschutztafel. Sie verblasste und löste sich in Luft auf.
    Mit einem leisen Aufschlag fiel etwas zu Boden. Der Mann schmunzelte.
    Nach der Visite bei den Programmierern durfte der Inspektor wieder mit Fug und Recht sein Missfallen bekunden. Die Programmierer (zwei Frauen und ein junger Mann) hatten sorglos an ihrem Arbeitsplatz geraucht, die Kabel der Computer bildeten wilde Knäuel (der Inspektor war sogar unter einen Tisch gekrochen und hatte ächzend eine Steckdose auf ihre Erdung überprüft). Als er eine Viertelstunde später wieder ins Parterre kam, betrat der Inspektor ein Zimmer mit der seltsamen Aufschrift »Diensthabender Weichensteller« und breitete seine Blätter auf dem Tisch aus. Der junge Mann in seiner Begleitung nahm ihm gegenüber Platz und beobachtete lächelnd, wie der Inspektor das Protokollformular ausfüllte.
    »Was ist das für eine dumme Aufschrift an Ihrer Tür?«, wollte der Inspektor wissen, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
    »Diensthabender Weichensteller? Nun, das ist derjenige, auf den alles abgewälzt wird. Jemand kommt mit einer Überprüfung, in der Kanalisation ist ein Rohr geplatzt, man liefert Pizza oder Trinkwasser – und mit allem muss er sich beschäftigen. Als ob er Hausverwalter und Leiter der Wirtschaftsabteilung in einem sei. Eine langweilige Tätigkeit, der jeder von uns einmal nachkommen muss.«
    »Was machen Sie hier eigentlich überhaupt?«
    »Ist das für den Brandschutz relevant?« Der Mann dachte kurz nach. »Also … wir schützen Moskau vor den Ausgeburten des Bösen.«
    »Das soll wohl ein Scherz sein?« Der Inspektor blickte den »diensthabenden Weichensteller« streng an.
    »Keinesfalls.«
    In dem Moment trat ein angejahrter, orientalisch wirkender Mann ohne anzuklopfen ein. Bei seinem Auftauchen erhob sich der Diensthabende unverzüglich.
    »Nun, was gibt es denn?«, fragte der Neuankömmling.
    »Eine Einlagerung in der Buchhaltung, eine in der Toilette, eine an der Brandschutztafel im ersten Stock«, antwortete der Diensthabende bereitwillig. »Alles in Ordnung, Boris Ignatjewitsch.«
    Der Inspektor erbleichte.
    »Lass, wir haben keine Brandschutztafel im ersten Stock«, bemerkte Boris Ignatjewitsch.
    »Ich habe eine Illusion erzeugt«, prahlte Lass. »Hat sehr echt ausgesehen.«
    Boris Ignatjewitsch nickte. »Gut«, meinte er. »Nur sind dir dabei die beiden Wanzen bei den Programmierern entgangen. Ich glaube, unser Gast vereint nicht zum ersten Mal die Tätigkeit eines Brandschutzinspektors mit der eines Spions … Ist es nicht so?«
    »Wie können Sie nur …«, setzte der Mann an. Und verstummte.
    »Peinlich ist es dir, dass du als Industriespion gearbeitet hast«, sagte Boris Ignatjewitsch. »So etwas ist widerwärtig! Du bist doch ein anständiger Mensch gewesen … früher einmal. Erinnerst du dich noch, wie du nach Sibirien gefahren bist, die Baikal-Amur-Magistrale mitgebaut hast? Dabei ging es nicht nur um Geld, sondern auch um die Romantik, die du gesucht hast, darum, dass du etwas Großes erleben wolltest …«
    Über die Wangen des Inspektors kullerten Tränen. Er nickte.
    »Und erinnerst du dich auch noch, wie du bei den Pionieren aufgenommen

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