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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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wurde mir klar, dass sie sich über irgendwas Sorgen machte.
    »Sweta, hast du in die Zukunft geblickt?«
    »Ja.«
    Auf jene Weise in die Zukunft zu blicken, wie es die Wahrsager oder Scharlatane für sich beanspruchen, ist nicht möglich. Selbst für einen Großen Anderen nicht. Aber man kann die Wahrscheinlichkeit verschiedener Ereignisse abschätzen: Gerätst du in dieser Straße in einen Stau oder nicht? Stürzt dein Flugzeug ab? Kriegst du eine bestimmte Sache hin? Stirbst du oder überlebst du das drohende Chaos? Einfach ausgedrückt: Je genauer die Frage, desto genauer die Antwort. Was erwartet mich morgen? – diese Frage brauchst du gar nicht erst zu stellen.
    »Ja und?«
    »Dein Leben ist bei dieser Untersuchung nicht in Gefahr.«
    »Gut«, meinte ich ehrlich erleichtert. Dann nahm ich das Fläschchen, um Swetlana und mir einzuschenken. »Danke. Das beruhigt mich.«
    Wir tranken – und schauten einander entgeistert an.
    Dann schossen unsere Blicke zu Nadjuschka hinüber. Unsere Tochter saß auf dem Fußboden, ganz mit ihrem Baukasten beschäftigt. Als sie spürte, dass wir sie anstarrten, fing sie an, leise vor sich hinzusummen: »Lalala, lalala.«
    Normalerweise stellen Erwachsene mit solchen Liedchen in Witzen Mädchen dar. Sehr ungezogene Mädchen. Die etwas in die Luft sprengen, zerbrechen oder eine Frechheit von sich geben wollen.
    »Nadeshda!«, sagte Swetlana in eiskaltem Ton.
    »Lalala …«, steigerte Nadja ihren Gesang. »Was denn? Du hast doch selbst gesagt, Papa soll vor dem Flug nichts mehr trinken. Wodka trinken ist ungesund, das hast du selbst gesagt! Maschas Papa hat auch getrunken, er hat getrunken und ist von zu Hause weggegangen …«
    In ihre Stimme schlich sich ein jämmerlicher Unterton.
    »Nadeshda Antonowa!«, herrschte Swetlana sie streng an. »Erwachsene Menschen haben das Recht … manchmal … ein Gläschen Wodka zu trinken. Hast du deinen Vater schon mal betrunken gesehen?«
    »Am Geburtstag von Onkel Tolja«, antwortete Nadja wie aus der Pistole geschossen.
    Swetlana warf mir einen höchst beredten Blick zu. Schuld-bewusst breitete ich die Arme aus.
    »Und trotzdem«, beharrte Swetlana. »Du hast nicht das Recht, mit Zauberei gegen deine Mama und deinen Papa vorzugehen. Als ich noch klein war, hätte ich mich so etwas nie getraut!«
    »Und Papa?«
    »Papa auch nicht. Und dreh dich sofort um! Soll ich etwa mit deinem Rücken sprechen?«
    Nadja drehte sich um. Trotzig presste sie die Lippen aufeinander. Nachdenklich legte sie einen Finger an die Stirn. Ich konnte mir kaum das Lachen verkneifen. Kleine Kinder lieben es, solche Gesten zu imitieren. Und es stört sie in keiner Weise, dass nur die Helden aus den Zeichentrickfilmen nachdenken, indem sie den Finger an die Stirn legen, nicht aber die echten Menschen.
    »Gut«, räumte Nadja ein. »Mama, Papa, verzeiht mir bitte. Ich werde es nie wieder tun. Ich mache alles wieder gut!«
    »Das ist nicht nötig!«, rief Swetlana aus.
    Doch es war schon zu spät. Das Wasser, das sich anstelle des Wodkas im Glas befunden hatte, verwandelte sich unversehens in Wodka zurück. Möglicherweise aber auch in Spiritus.
    Direkt in unserem Magen.
    Ich spürte, wie in meinem Bauch eine kleine Bombe zu explodieren schien. Ächzend stopfte ich mir eine fast kalte Kartoffel in den Mund.
    »Anton, jetzt sag doch wenigstens irgendwas!«, verlangte Swetlana.
    »Nadja, wenn du ein Junge wärst, würde ich dir jetzt mit dem Gürtel den Popo versohlen!«, beteuerte ich.
    »Was für ein Glück, dass ich ein Mädchen bin«, erwiderte Nadjuscha ohne eine Spur von Angst. »Was ist denn nun schon wieder, Pa? Ihr wolltet schließlich Wodka trinken. Also habt ihr ihn bekommen. Er ist schon in euch drin. Du hast doch selbst gesagt, Wodka schmeckt nicht gut, wenn man ihn im Mund hat. Weshalb solltest du ihn also trinken?«
    Swetlana und ich sahen uns an.
    »Sie behält immer das letzte Wort«, kapitulierte Swetlana. »Lass uns deinen Koffer packen. Soll ich ein Taxi rufen?«
    »Nicht nötig«, meinte ich kopfschüttelnd. »Semjon holt mich ab.« Selbst am späten Abend war die Ringautobahn wie zugestopft. Semjon schien das aber gar nicht mitzukriegen. Ich wusste nicht einmal, ob er sich die Wahrscheinlichkeitslinien kalkuliert hatte oder das Auto einfach mit den Instinkten eines Fahrers mit hundert Jahren Praxis lenkte.
    »Dein Erfolg ist dir zu Kopf gestiegen, Anton«, murmelte er, den Blick starr auf die Straße gerichtet. »Warum hast du Geser nicht einfach

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