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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bringen, und als man endlich aufbrach, blieb sie mit ihrer Mutter so beharrlich an der Seite des Essenkehrers, daß Säumen sich gezwungen sah, mit dem Kommissar Hagen hinterher zu gehen und eine andere Gelegenheit abzuwarten.
    Der Weg führte durch die außerhalb der Stadt liegenden Promenaden, welche in dieser Stunde von zahlreichen Fußgängern besucht wurden. Noch waren sie nicht lange Zeit in dieselben eingebogen, so begegneten sie zwei Männern, welche mit höflichem Gruß auf den Baron zutraten. Es war der Professor mit seinem neuengagierten Gehilfen, welche Säumen sofort den Damen vorstellte. Er bemerkte den fragenden Blick nicht, den der Kommissar Hagen auf seinen Untergebenen, der ihm hier ganz unerwartet in einer neuen Stellung entgegentrat, warf und der mit einem bedeutungsvollen Augenzwinkern beantwortet wurde.
    Wanda ersuchte den Aeronauten, sich der Gesellschaft anzuschließen, war bald in ein lebhaftes Gespräch mit ihm verwickelt und schlug, als sie erfuhr, daß er bei dem projektierten Aufstieg einige Passagiere mitzunehmen beabsichtige, vor Freuden die kleinen Händchen zusammen.
    „Mama, ich werde diese schöne Gelegenheit benutzen und mir unser Städtchen einmal aus der Vogelperspektive betrachten!“
    „Kind, wo denkst du hin! Ein solches Wagnis werde ich nimmermehr gestatten.“
    „Wagnis? Ich glaube, daß von einem solchen nicht im mindesten die Rede sein kann. Wie viele Male sind Sie schon aufgestiegen, Herr Professor?“
    „Vielleicht vierzig- bis fünfzigmal, Mademoiselle.“
    „Und sind nie dabei verunglückt?“
    „Nie. Bei gehöriger Vorsicht und genauer Kenntnis dessen, was zu wissen notwendig ist, kann man stets eine glückliche Fahrt garantieren.“
    „Hörst du, Mama? Deine Befürchtungen sind also unbegründet, und Sie werden die Güte haben, Herr Professor, mir den ersten Platz zu reservieren.“
    „Wir werden über diese Sache sprechen, Kind. Ein Entschluß, wie dein gegenwärtiger, darf nur nach reiflicher Überlegung gefaßt werden.“
    „Auch ich“, fiel hier Säumen ein, „möchte dich ersuchen, von deinem Vorhaben abzusehen. Du weißt nicht recht, was du machst, und ich hege die Ansicht, daß man dergleichen Kühnheiten nur Männern überlassen muß.“
    Seine Worte schienen allerdings eine Besorgnis auszusprechen; aber der wegwerfende Ton, mit welchem er den letzten Satz aussprach, schien die Folge einer berechnenden Absicht zu sein; denn als das Mädchen ihn sofort mit einem geringschätzenden und herausfordernden Blick musterte, zuckte ein Lächeln der Befriedigung um seine schmalen, erwartungsvoll zusammengekniffenen Lippen.
    „Ich werde dir beweisen, daß diese Ansicht eine sehr veraltete und unbegründete ist“, erwiderte sie mit scharfem Ton. „Leider ist das Vorurteil, welches ihr starken Leute gegen uns schwachen Geschöpfe hegt, nur durch Taten, die angeblich unser weibliches Zartgefühl kompromittieren, zu besiegen, und wie ich jetzt eben wieder gehört habe, ist mein öfteres Ignorieren dieses Gefühls bisher in bezug auf dich vergeblich gewesen.“
    Während dieses kleinen Wortgefechts war der Gehilfe auf einen Wink Hagens zurückgeblieben, um sich von diesem zur Rede stellen zu lassen.
    „Sie reisten ab, Herr Winter, angeblich aus Gesundheitsrücksichten.“
    „Allerdings. Wollen Sie mich verantwortlich für den Zufall machen, der mich zu einer halb und halb amtlichen Aufmerksamkeit zwingt?“
    „Erklären Sie sich näher über diesen Zufall!“
    „Ich kam während der Bahnfahrt mit dem Professor zusammen und glaubte, von ihm über eine Tat, deren Urheber wir vor Jahren vergebens zu entdecken suchten, Aufschluß erhalten zu können. Deshalb ließ ich mich von ihm engagieren und werde unser jedenfalls nur kurzes Beisammensein für den angeblichen Zweck auszunutzen suchen.“
    „Welche Tat meinen Sie?“
    „Den geheimnisvollen Mord im Hotel zum ‚Goldenen Löwen‘.“
    „Ah! Sie sind auch jetzt noch nicht von den phantastischen Anschauungen geheilt, welche Sie damals hegten?“
    „Allerdings nicht! Im Gegenteil bin ich fest überzeugt, daß diese Anschauungen mich zum Ziel führen werden.“
    „Dann gratuliere ich Ihnen im voraus“, meinte Hagen in einem Ton, in welchem Zweifel und feindselige Gesinnung sich geradezu herausfordernd aussprachen. Und als sein Untergebener ihm nur mit einem gelassenen und überlegenen Lächeln antwortete, fuhr er fort:
    „Darf ich fragen, in welcher Beziehung der Professor zu der erwähnten Tat

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