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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder abgenommen worden ist. Übrigens warst du nicht weniger bedacht als ich. Ich weiß genau, wieviel Platten ich abgezogen habe und werde mir also nicht weismachen lassen, daß du den Großmütigen gespielt hast. Und wenn du bedenkst, daß du mit dem Deinigen glücklich entkommen bist, so wirst du mein Verlangen nach einer kleinen Unterstützung nicht ungerecht finden. In welch einer pekuniären Lage du dich gegenwärtig befindest, kann ich allerdings nicht wissen, da ich unklar bin, sowohl über die Verhältnisse des Säumen, als auch über die Art und Weise, wie du zu diesem Namen gekommen bist, aber ein Baron gebietet ganz sicher über die Möglichkeit, mit einige tausend Talerchen die fortgesetzte Freundschaft und Verschwiegenheit eines ehemaligen Kameraden zu belohnen.“
    „Wo denkst du hin! Unser damaliges Verhältnis wurde unter allseitiger Zufriedenstellung aufgelöst. Keiner war dem anderen etwas schuldig, und wenn ich meinen Anteil mit mehr Glück verwandt habe als ihr, so liegt doch darin für dich keine Berechtigung zu Ansprüchen, welche du wiederholt erheben würdest, wenn ich mich nur ein einziges Mal verleiten ließe, auf ihre Befriedigung einzugehen.“
    „Ansprüche? Fällt mir gar nicht ein! Ich beabsichtige nichts, als eine einfache Bitte auszusprechen, welche du mir erfüllen wirst, wenn du die Klugheit noch besitzt, welche wir früher an dir kannten und rühmten.“
    „Klugheit? Soll in diesem Wort vielleicht eine Drohung liegen?“
    „Wie du es nimmst. Ich brauche Geld, und du wirst es schaffen, freiwillig oder gezwungenerweise.“
    „Pah! Ich fürchte mich nicht. Du vergißt, daß du ebenso in meiner Hand bist, wie ich in der deinigen.“
    „Und doch ist das Verhältnis ein anderes. Ich bin ein armer Teufel, der sich von der Schaulust der Menge ernähren läßt, also nichts anderes und besseres als ein gewöhnlicher Guckkastenmann; du aber bist Baron, gebietest über Millionen und stehst im Begriffe, dieses Vermögen durch eine reiche Heirat noch zu vervielfältigen!“
    „Ach so; du lügst! Oder sagtest du vorhin nicht, daß meine Beziehungen dir unbekannt seien?“
    „In diesem Sinn ist jede Prüfung eine Lüge. Also mach es kurz, damit wir aus dem Unerquicklichen herauskommen. Gibst du etwas und wie viel?“
    Hier erfolgte eine Pause, während welcher der Lauscher den Baron im Zimmer auf und ab gehen hörte. Nach langem Schweigen nahm dieser endlich das Wort:
    „Ich kenne dich und weiß, daß du immer wiederkommen wirst, um zu pressen, bis ich selbst nichts mehr habe. Deshalb wirst du nicht eher etwas von mir bekommen, als bis ich die Gewißheit habe, daß ich dich für immer los bin.“
    „Und wie willst du dir diese Gewißheit verschaffen?“
    „Dadurch, daß ich dir einen auf Amerika oder Australien lautenden Wechsel gebe.“
    „Einverstanden!“ lachte der andere. „Freilich hoffe ich dann, daß die Höhe der Summe eine solche ist, daß sich das Auswandern lohnt und ich gegen Eventualitäten geschützt bin.“
    „Ich zeichne freiwillig fünftausend Taler.“
    „Einverstanden; denn du meinst doch jedenfalls als Abschlagszahlung, während ich das übrige in Sydney oder New Orleans erhalte.“
    „Wo denkst du hin? Fünftausend Taler sind ein Kapital.“
    „Aber höchst unzulänglich, ebenso wie deine ganze so ängstliche Vorsichtigkeit. Glaubst du mich wirklich auf diese Weise für immer los zu werden? Kann ich den Wechsel nicht verkaufen oder nach der Einlösung desselben wiederkommen? Die einzige Sicherheit liegt in einer anständigen Abfindungssumme und in dem Vertrauen auf mein Wort. Du weißt, daß ich dasselbe niemals breche.“
    „Wieviel verlangst du?“
    „Zahle fünfundzwanzig statt fünf, und du wirst nie wieder etwas von mir hören oder sehen.“
    „Kerl, du bist verrückt.“
    „Und du bist unklug und knausrig. Ein kleines Wörtchen von mir bringt dich um dein Baronat und auf das Schafott. Wähle!“
    Wieder erfolgte eine Pause, und dann klang es in gedämpfterem Ton:
    „Wenn ich eine solche Summe zahle, will ich dafür auch etwas Positives sehen!“
    „Sprich! Kann ich dir einen Dienst leisten, der mich nicht in Gefahr bringt, so wird es sicher geschehen!“
    „Dann muß ich dir einige offene Mitteilungen machen, aus deren Charakter du schließen kannst, inwieweit ich dir vertraue.“
    „Allerdings können wir nur durch gegenseitiges Vertrauen in Frieden und Einigkeit auseinanderkommen.“
    „Also höre. Wie ich ein Baron Säumen geworden bin,

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