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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gerissen hatte, sprang er auf und rief:
    „Mann, das war das einzige, sie zu retten! Ich zittre für ihr Leben; rasch, rasch, sprecht weiter!“
    Auch ich hatte mich in dem Wiederfühlen jener furchtbaren Aufregung erhoben und fuhr in meiner Schilderung fort. Er trat mir näher und immer näher; seine Lippen öffneten sich, als wolle er jedes einzelne meiner Worte trinken; sein Auge hing, weit aufgerissen, an meinem Mund, und sein Körper bog sich in eine Stellung, als säße er selbst auf dem dahinbrausenden Swallow, stürze sich selbst mit in die hochaufschäumenden Fluten des Flusses und strebe selbst in fürchterlicher Angst um das holde Wesen die steile, zackige Felswand empor. Längst schon hatte er meinen Arm erfaßt, den er unbewußt drückte, daß ich hätte die Zähne zusammenpressen mögen, und laut und ächzend drängte sich der Atem aus seiner von fürchterlicher Besorgnis zusammengepreßten Brust.
    „Heavens!“ rief er mit einem tiefen, tiefen Atemzuge, als er hörte, daß ich glücklich mit ihr über den Rand der Schlucht gekommen sei und sie also in Sicherheit gebracht habe. „Das war entsetzlich – fürchterlich! Ich habe eine Angst ausgestanden, als ob mein eigener Körper in den Flammen stäke, und doch wußte ich vorher, daß Euch die Rettung gelungen sei, denn sonst hätte sie Euch ja den Ring nicht geben können!“
    „Sie hat es auch nicht getan, ich streifte ihn wider Willen von ihrem Finger, und sie hat den Verlust gar nicht bemerkt.“
    „So mußtet Ihr das fremde Eigentum der Besitzerin unbedingt zurückstellen.“
    „Ich wollte es; doch sie floh mich. Zwar folgte ich ihr, doch sah ich sie erst am anderen Morgen in Gesellschaft einer Familie wieder, welche dem Tod entgangen war, weil ihre Wohnung im obersten Winkel des Tals lag und der Brand seine Richtung abwärts genommen hatte.“
    „Und da spracht Ihr von dem Ring?“
    „Nein, sie ließ mich gar nicht vor, und ich bin dann natürlich meines Weges fortgeritten.“
    „So ist sie, ja, so ist sie! Sie haßt nichts mehr als Feigheit und hat Euch für mutlos gehalten. Was ist aus Forster geworden?“
    „Ich habe gehört, daß nur allein jene Familie davongekommen sei. Das Glutmeer, von welchem der Talkessel erfüllt war, hat alles verschlungen, was in seinen Bereich gekommen ist.“
    „Es ist schrecklich und eine zu furchtbare Strafe für das allerdings unnütze und lächerliche Vorhaben, das Öl fortlaufen zu lassen, um den Preis desselben in die Höhe zu bringen!“
    „Auch Ihr habt ihn gekannt, Sir?“ fragte ich jetzt.
    „Ich war einige Male bei ihm in New Venango. Er war ein stolzer, geldprotziger Mann, der wohl Ursache gehabt hätte, wenigstens mit mir etwas manierlicher umzuspringen.“
    „Und Ellen habt Ihr bei ihm gesehen?“
    „Ellen?“ sagte er mit einem eigentümlichen Lächeln in seinem jetzt wieder ruhigen Angesichte. „Ja, bei ihm und in Omaha, wo sie einen Bruder hat – vielleicht auch noch sonst irgendwo.“
    „Ihr könntet mir wohl etwas über das Mädchen mitteilen?“
    „Möglich, aber jetzt nicht, jetzt nicht! Eure Erzählung hat mich so mitgenommen daß ich keine rechte Sammlung zu einer solchen Unterhaltung verspüre; aber zu gelegener Zeit sollt Ihr mehr über sie erfahren, das heißt natürlich, soviel ich selbst von ihr weiß. Hat sie Euch nicht gesagt, was sie in Venango wollte?“
    „Doch! Sie wollte ihren Vater sehen und hatte dort nur Absteigequartier genommen.“
    „So, so; das tut sie alle Jahre. Also Ihr behauptet, daß sie der Gefahr dort wirklich und ganz bestimmt entgangen sei?“
    „Ganz sicher.“
    „Und schießen habt Ihr sie auch sehen?“
    „Wie ich Euch sagte, und zwar ganz vorzüglich. Sie muß eine sehr ungewöhnliche Erziehung genossen haben.“
    „Das ist so. Ihr Vater ist ein alter Skalper, der keine einzige Kugel gießt, die nicht ihren Weg zwischen die bewußten zwei Indianerrippen fände. Von ihm hat sie das Zielen gelernt, und wenn Ihr etwa glaubt, daß sie es nicht zur rechten Zeit und am richtigen Ort anzuwenden versteht, so irrt Ihr Euch ganz gewaltig.“
    „Wo ist dieser Vater?“
    „Er ist bald da, bald dort zu finden, und ich darf wohl sagen, daß wir einander so ziemlich kennen gelernt haben. Es ist möglich, daß ich Euch helfe, ihn einmal zu sehen.“
    „Wenn Ihr das könntet, Sir!“ rief ich aufspringend.
    „Werden ja sehen, Mann, habt es an der Tochter verdient, daß Euch der Vater Dank sage.“
    „Oh, das ist's nicht, was ich

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