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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Punkt des Gesichtskreises wurde nun auch das scharfe Licht der nahenden Maschine sichtbar. Der Knoten, welcher uns für wenige Viertelstunden mit der Zivilisation verband, war nur leicht geschlungen; vielleicht löste er sich schon in dem gegenwärtigen Augenblick, welcher uns in die ungewisse und gefahrvolle Nacht hinausführte. – – –
    Eine Reihe von Tagen war vergangen. Unser glücklich zurückgelegter Weg hatte uns mitten durch das Gebiet feindlicher Stämme geführt, und jetzt nun, wo die uns dabei drohenden Gefahren hinter uns lagen, konnten wir uns einmal nach Herzenslust ausruhen und pflegen.
    Unsere Büchsen waren in den letzten Tagen, um durch den Knall derselben nicht die Rothäute auf uns aufmerksam zu machen, stumm geblieben; aber trotzdem hatten wir, da wir an der Station der Bahnarbeiter mit hinreichendem Proviant und manchem anderen reichlich versehen worden waren, nicht Mangel gelitten, und auch jetzt eben ließ Old Firehand den letzten Inhalt einer mitgenommenen Rumflasche in das heiße Wasser laufen und kostete mit sichtbarem Wohlbehagen den in dieser Gegend so seltenen Trank.
    Winnetou hatte die Wache und trat, von einem seiner Rundgänge zurückgekehrt, zum Feuer. Old Firehand bot ihm den dampfenden Becher.
    „Will mein Bruder sich nicht ans Feuer setzen? Der Pfad des Rapaho führt nicht an diese Stelle.“
    „Das Auge des Apachen steht immer offen; er traut nicht der Nacht; denn sie ist ein Weib.“
    Nachdem er einen langen, behaglich schlürfenden Schluck getan hatte, schritt er wieder in das Dunkel zurück.
    „Er haßt die Frauen“, warf ich hin, um den Anfang zu geben zu einer jener traulichen Unterhaltungen, welche, geführt unter ruhig flimmernden Sternen, für lange Jahre in der Erinnerung bleiben.
    Old Firehand öffnete das an seinem Hals hängende Futteral und entnahm demselben die sorglich darin verwahrte kurze Pfeife, welche er gemächlich stopfte und dann in Brand steckte.
    „Meint Ihr? Vielleicht auch nicht.“
    „Seine Worte schienen es zu sagen.“
    „Schienen“, nickte der alte Jäger; „aber es ist nicht so. Es gab einmal eine, um deren Besitz er mit Mensch und Teufel gekämpft hätte, und seit jener Zeit ist ihm das Wort ‚Squaw‘ (Frau) entfallen.“
    „Warum führte er sie nicht in seine Hütte?“
    „Sie liebte einen anderen!“
    „Danach pflegt ein Indianer nicht zu fragen.“
    „Aber dieser andere war sein Freund.“
    „Und der Name dieses Freundes?“
    „Ist jetzt Old Firehand.“
    Ich blickte überrascht empor. Hier stand ich vor einer jener Katastrophen, an denen der Westen so reich ist und welche seinen Gestalten und Ereignissen jenen energischen Charakter geben, durch welchen sie sich kräftig auszeichnen. Natürlich hatte ich kein Recht, weiter zu fragen, aber das Verlangen nach weiterem mußte sich deutlich in meinen Mienen aussprechen; denn er fuhr nach einer Pause fort:
    „Laßt die Vergangenheit ruhen, Mann. Wollte ich von ihr sprechen, wahrhaftig, Ihr wäret trotz Eurer Jugend der einzige, zu dem ich es täte; denn ich habe Euch lieb gewonnen in der kurzen Zeit, die wir nun beisammen sind.“
    „Danke, Sir! Kann Euch offen sagen, daß auch ich nicht ganz empfindungslos bin.“
    „Weiß es, weiß es; Ihr habt's ja reichlich bewiesen, und ohne Eure Hilfe wäre ich in jener Nacht verloren gewesen. Ich hatte in der Hitze, in welche mich der Anblick Tim Finneteys brachte, Eure Spur, welcher ich nicht schnell genug folgen konnte, weil mir vor kurzer Zeit ein Pfeil durchs Bein gedrungen ist, aus dem Auge gelassen und geriet, nur mit dem Messer bewaffnet, zwischen eine Truppe der herumschleichenden Ogellallahs, der sich dann noch diejenigen zugesellten, welchen Ihr mit den Pferden davongegangen wart. Ich hatte einen teufelsmäßig harten Stand und blutete wie ein lahmgeschossener Büffel, als Ihr endlich kamt.“
    „Das muß gesagt sein, Sir, einer anderen Mutter Sohn wäre in Eurer Lage der Mut in die Beine gefahren, und an der Ehre, lebendig davonzukommen, hätte er vollkommen genug gehabt.“
    „Pah, es hat noch nie eine Rothaut sagen können daß Old Firehand ihr den Rücken gekehrt habe. Es war nur ärgerlich, daß ich meine Rechnung mit Tim Finnetey nicht selbst ausgleichen konnte, und ich gäbe auf der Stelle diese meine Hand darum, wenn es mir vergönnt gewesen wäre, dem Halunken mein eigenes Eisen zu schmecken zu geben.“
    Bei diesen Worten zuckte eine ingrimmige Erbitterung über das sonst so ruhige und offene Gesicht des

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