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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wasser hoch in die Höhe spritzte.
    Freilich war es nicht Zeit, sich humoristischen Betrachtungen hinzugeben; denn diese unerwartete Störung konnte bloß durch das Nahen eines feindlichen Wesens hervorgerufen worden sein, und der größte Feind dieser friedlichen und so sehr gesuchten Tiere ist – der Mensch.
    Noch war deshalb der letzte Biber nicht unter der Wasserfläche verschwunden, so lagen wir schon, die Waffe in der Hand, unter den tiefherabhängenden Zweigen einiger Pinien und erwarteten mit Spannung das Erscheinen des unwillkommenen Gastes. Nicht lange dauerte es, so bewegten sich eine Strecke aufwärts von uns die Spitzen des Röhrichts, und nur wenige Augenblicke später sahen wir zwei Indianer schleichenden Schrittes am Ufer herabkommen. Der eine hatte mehrere Fallen über der Schulter hängen; der andere trug eine Anzahl Felle, beide aber waren vollständig bewaffnet und beobachteten eine Haltung, welcher man es anmerkte, daß sie sich in Feindesnähe wußten.
    „Zounds!“ zischte Sam durch die Zähne; „sind die Schurken über unsre Fallen geraten und haben geerntet, wo sie nicht gesät haben, wenn ich nicht irre. Wartet, ihr Halunken, meine Liddy hier mag Euch sagen, wem die Eisen gehören und die Pelze!“
    Er nahm die Büchse langsam auf und machte sich schußfertig. Ich traute wirklich dem alten Kanonenrohr keinen nur einigermaßen leidlichen Schuß zu und war, auch von der Notwendigkeit, die beiden Rothäute ohne Lärmen niederzustoßen, so sehr überzeugt, daß ich den alten Trapper am Arm faßte. Auf den ersten Blick hatte ich bemerkt, daß es Ogellallahs seien, und die schwarze Tätowierung ihres Gesichts gab mir die Gewißheit, daß sie sich nicht auf einem Jagdzug, sondern auf dem Kriegspfad befanden. Sie waren also nicht allein in der Nähe, und jeder Schuß konnte ihnen Helfer oder doch wenigstens Rächer herbeirufen.
    „Nicht schießen, Alter! Nehmt das Messer. Sie haben den Kriegspfeil ausgegraben und sind also wohl nicht nur zu zweien.“
    Der kleine schießlustige Mann sah mich mit einer eigentümlich zweifelhaften Miene an und entgegnete:
    „Das sehe ich natürlich auch, sollte ich meinen, und freilich ist es besser, sie im stillen auszulöschen: aber mein alter ‚Knife‘ (Messer) ist zu sehr abgeschliffen, als daß er sich durch zwei solcher Männer hindurchbeißen könnte.“
    „Pah! Ihr nehmt den einen und ich den anderen; come on!“
    „Hm! Viere von unseren besten Fallen; kostet jede dreieinhalb Dollars. Würde mich freuen, wenn sie zu den gestohlenen Häuten noch ihre beiden eigenen Felle hergeben müßten, meine ich; aber wenn Euch eins von ihren Messern in die Seele fährt, Sir, dann habt Ihr Eure letzten Boudins gegessen, wenn ich mich nicht irre!“
    „Vorwärts, Mann, ehe es zu spät ist!“
    Die beiden Indianer standen jetzt, von uns abgewendet, grad vor uns und suchten nach Fußspuren im Boden. Leise, leise schob ich mich, die Büchse zurücklassend und das Messer zwischen die Zähne nehmend, vorwärts. Da flüsterte es ängstlich ganz nahe an meinem Ohr:
    „Bleibt, Sir! Ich werde es an Eurer Stelle tun.“
    „Danke, Miß Ellen! Das ist keine Frauenarbeit.“
    „So wollen wir in das Lager zurückkehren und –“
    Ich hörte die weiteren Worte nicht mehr, denn schon hatte ich den Rand des Gebüschs erreicht, sprang empor, hatte im nächsten Augenblick den mir am nächsten stehenden der Indianer mit der Linken beim Nacken und stieß ihm mit der Rechten das Messer zwischen die Schultern, daß er sofort lautlos zusammenbrach. Rasch drehte ich mich mit der wieder zurückgezogenen Klinge zur Seite, um nötigenfalls den anderen auch zu nehmen; aber auch dieser lag auf der Erde, und Sam stand mit ausgespreizten Beinen über ihm, hatte sich die lange Skalplocke um die Linke gewickelt und zog ihm die losgeschnittene Kopfhaut vom Schädel.
    „So, mein Junge; nun kannst du in den ewigen Jagdgründen soviel Fallen stehlen, wie es dir beliebt, wenn ich nicht irre; aber die unsrigen wirst du dort nicht gebrauchen können.“
    Und den blutenden Skalp im Gras abwischend, fügte er mit kurzem Lachen hinzu:
    „Das eine Fell haben wir, und das andere – aber by god, Sir, Ihr habt einen sicheren Stoß und dazu das Herz grad richtig unter dem Pfeifenfutteral. Hätt's nicht gedacht, meine ich, saht mir so – so – – so unverheiratet aus. Aber wollt Ihr Euch nicht Euren Skalp nehmen?“
    „Meinen Skalp, Sam? Den werde ich am liebsten da behalten, wo er mir angewachsen

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