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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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felsigen Fußboden hatte man mit gegerbten Häuten belegt; ebenso waren die Wände mit denselben behangen, und an der hinteren Wand stand die Lagerstätte, bestehend aus einer allerdings nur aus glatten Kirschbaumstämmchen zusammengesetzten Bettstelle, über welche sich auf einer dicken Lage weicher Yutafelle eine hinreichende Anzahl echter Navajodecken breitete.
    Mehrere in die Ritzen eingeschlagene Holzpflöcke trugen Gegenstände, welche zur weiblichen Toilette gehörten, und eine sorgfältigere Umschau brachte mich bald zu der Überzeugung, daß Ellen mir ihr eigenes Kabinett abgetreten habe.
    Einzig und allein nur dieser Umstand vermochte mich, in dem engen, abgeschlossenen Raum zu halten; denn wer seine Nächte in der Unendlichkeit der freien, offenen Prärie zugebracht hat, kann sich nur schwer entschließen, sich zur Benutzung desjenigen Gefängnisses zu bequemen, welches der zivilisierte Mensch eine ‚Wohnung‘ nennt.
    Aber nie hatte ich mich mit herzlicherer Befriedigung zur Ruhe gelegt als an diesem Abend. Ihr Sträuben gegen meine ‚Nachsicht‘ machte ja alles wieder gut, und genau genommen trug nur ich die Schuld an dem, was sich zwischen uns gelegt hatte.
    Die Abgeschlossenheit meines ‚Boudoirs‘ mochte doch wohl schuld sein, daß mich der Schlaf etwas fester als gewöhnlich in seine Arme nahm; denn noch hatte ich mich nicht erhoben, als ich durch eine weckende Stimme wachgerufen wurde.
    „Pooh! (Hoho!) Mann, ich glaube gar, Ihr seid noch nicht ganz fertig, die Decken zu messen, meine ich. Streckt Euch noch ein wenig, aber nicht in die Länge, sondern in die Höhe, das wird gut sein, wie mir scheint!“
    Ich sprang empor und sah mir den Störenfried, welcher unter der zurückgeschlagenen Tür stand, an. Es war Sam Hawkens. Während er gestern nur mit der Rifle versehen gewesen war, sah ich ihn jetzt in vollständiger Trapperausrüstung meiner warten, ein Beweis, daß er uns begleiten werde.
    „Bin gleich fertig, Mann.“
    „Hoffe es, Sir; die kleine Miß steht, denke ich, schon am hole (Loch, Tür).“
    „Ihr geht mit?“
    „Scheint so, wenn ich mich nicht irre. Die kleine Miß – aber gewachsen ist sie doch einen ‚Haufen‘ – die kleine Miß also, wollte ich sagen, soll doch das ‚Gerät‘ nicht etwa tragen, und Ihr“ – und dabei flimmerten die kleinen Augen höchst ehrenrührig aus dem Bartwald hervor – „na, ich meine, daß Ihr auch noch keinen Truthahnbussard geschluckt haben werdet, Sir!“
    „Möglich; werde es aber lernen.“
    „Gut, hoffe es; scheint mir sonst kein so unrechter Newman, habe schon manchem noch grüneren die Rifle halten gelehrt. Na, da seid Ihr ja fertig, denke ich. Kommt!“
    Ich war innerlich belustigt über die Ansicht, welche der alte Waschbär über mich hegte. Allerdings war meine äußere Erscheinung wohl nicht ganz genau diejenige eines echten, verwitterten Gebirgsmannes, und meine immer sorgfältig blank gehaltenen Waffen mochten wohl für das Auge eines solchen ein etwas spielzeugartiges Aussehen haben, aber ich war dieser Ansicht schon so oft begegnet, daß ich mich an sie gewöhnt hatte und unmöglich durch sie gekränkt werden konnte.
    Vor die Tür tretend, bemerkte ich Ellen, welche am Eingang der Schlucht unserer wartete. Sam nahm einige zusammengebundene Fallen auf, warf sie über die Achsel und schritt, ohne sich zu überzeugen, daß ich ihm auch nachfolge, auf die unserer Harrende zu.
    „Lassen wir die Pferde hier?“
    „Meine nicht, daß Euer Tier gelernt hat, ein regelrechtes Eisen zu legen oder einen Dickschwanz (Biber) vom Grund des Flusses herauf zu angeln. Wir müssen die Beine auseinander nehmen, wenn wir zu rechter Zeit fertig sein wollen. Kommt also!“
    „Muß doch erst nach dem Pferd sehen, Alter!“
    „Ist nicht notwendig, Sir! Die kleine Miß hat's schon getan, wenn ich nicht irre.“
    Ohne daß er es mußte, sagte er mir mit den letzten Worten etwas höchst Erfreuliches. Sie hatte sich also schon bei grauendem Tag um Swallow bekümmert, ein Zeichen, daß sie auch an seinen Herrn gedacht habe. Jedenfalls hatte ihr Vater von mir gesprochen und den Anstoß zur Änderung ihrer Meinung gegeben. Eben wollte es mich wundern, daß er, der Wachsame, noch nicht zu sehen sei, als er mit Winnetou und einem der Jäger durch den Bach gewatet kam.
    „Good morning, Sir!“ grüßte er, mir die Hand bietend. „Habe mich draußen umgesehen und die Wache abgelöst. Seid Ihr schon mal mit auf Biber gewesen?“
    „Nein.“
    „So,

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