40 - Invasion von Scorpio
leiderfüllte Stöhnen, das einem in die Eingeweide schneidet. Nein, es war kein glücklicher Ort und keine glückliche Zeit.
Man sagt, die Sklaverei kann in der einen Kultur noch abscheulicher sein als in der anderen. Man sagt auch, wenn man über vergangenes Unglück nachgrübelt, macht es die Gegenwart erträglicher. Ich hatte in den Himmlischen Bergwerken gelitten, in Magdag, in den Schwarzen Marmorsteinbrüchen von Zenicce. Als Hunch, Nodgen und ich uns ins Moderdrin gewagt hatten, das Gekrümmte Land, um inmitten von Moder und Monstern Abenteuer zu erleben, waren wir die Sklaven von Tarkhur der Peitsche gewesen. Tarkhur war ein Kataki gewesen, mit niedrigen Augenbrauen, vorstehenden Eckzähnen, geweiteten Nüstern und dickem schwarzem Haar, stark geölt und gekräuselt. Katakis sind Menschenverwalter, Sklavenherren. Sie besitzen einen langen geschlängelten Schwanz, an dem sie fünfzehn Zentimeter geschliffenen Stahl befestigen. Man sieht nur selten einen Kataki, der Sklave oder Söldner ist oder eine ehrliche Arbeit verrichtet. Sie sind Sklavenhändler. Und sie werden allgemein gehaßt, und die armen Glahbers, die von ihnen versklavt, gefoltert, verkauft oder getötet werden, nennen sie Greeshes.
Die seltsame Tatsache, daß man an jemanden denkt, der fast sofort danach erscheint, ist in Wahrheit gar nicht so seltsam, wenn man die unbekannten Kräfte des menschlichen Geistes in Betracht zieht. Während des fürchterlichen Ausflugs in die Tiefen des Moders mit seinen Monstern und Fallen war ich Prinz Tyfar begegnet und hatte Deb-Lu-Quienyin viel besser kennengelernt. Als ich also an einem unwirtlichen Abend erschöpft von einer kleinen Versammlung zurückschlich, auf der ich erklärt hatte, was wir tun mußten, sah ich, daß die blasse Gestalt Deb-Lus auf mich wartete. Er sah besorgt aus, sein Gesicht wirkte entsetzt, und mein Mut sank.
»Deb-Lu. Du siehst furchtbar aus ... Welche schlechten Nachrichten bringst du?«
»Ich sehe furchtbar aus! Jak! Jak! Ich sorge mich um dich – du siehst halbtot aus ...«
»Ich werde es überleben ... mit Mühe und Not.«
Die winzige, aus gebrannten Ziegelsteinen errichtete Hütte, die im Moment mein Heim darstellte, bot nur wenig Platz; sie gehörte zu den Reihenquartieren in den Atbars. Es gab die nötigsten Notwendigkeiten, die man zum Leben brauchte. Der Fischgestank durchdrang alles – doch ich bemerkte ihn nicht mehr.
»Ich habe meine Zweifel. Trotzdem. Und ja, ich habe ein paar schlechte Nachrichten.«
Ich wartete geduldig.
Was passiert war, war schlecht, wenn auch bei weitem nicht so schlimm, wie es hätte sein können. Viele der bereits in Voller und Luftschiffen eingebauten Silberkästen wurden schwarz, was in Verbindung mit den ernsten Störungen bei der Herstellung des für die Kästen benötigten Materials in Hamal zu einer drastischen Reduzierung der Flugstreitmacht führte. Die böse Situation in Pandahem, wo die verdammten Menaham ihre sinn- und gnadenlosen Angriffe weiterführten, zog weitere Streitkräfte an diesen Kriegsschauplatz ab. Eine Abteilung war nach Mehzta geflogen, und ich konnte wahrhaftig nichts dagegen einwenden, da die Flieger direkt gegen Shanks kämpfen würden.
Mein Wachkorps hatte, nachdem es unmöglich geworden war, es zurückzuhalten, eine Schar Vorlcas genommen und war gen Süden gesegelt.
»Und bei der Flotte gab es keine Voller, Deb-Lu?«
»Einen. Einen kleinen Achtsitzer für Notfälle.«
Widrige Winde hatten meine Männer weit vom Kurs abgebracht. Sie hatten sich zurückgeschlagen und waren in einen Kampf mit einer kleinen Schwadron Shanks verwickelt worden. Ich war dankbar dafür, daß es nur wenig Fischgesichter gewesen waren; ihre Flieger mit den schwarzen Rümpfen konnten unsere Vorlcas ohne Anstrengung ausmanövrieren, da die letzteren für die Vorwärtsbewegung auf den Wind angewiesen waren. Der Kampf hatte unentschieden geendet, und unsere Flotte war gelandet, um Reparaturen durchzuführen. Sie würde laut Deb-Lu nicht lange brauchen, um den Weiterflug anzutreten.
»Das heißt also, daß die Armada aus Hamal zuerst eintreffen wird.«
Deb-Lu nannte mir ihre Zusammenstellung und Anzahl, und ich schüttelte den Kopf.
»Genau das wollten wir doch nicht. Fünfundvierzig Schiffe ... Hmm. Es könnte erforderlich werden, Deb-Lu, daß du Kontakt zu Kapt Hamish ham Thanstrer aufnimmst.« Mir gefiel nicht, was ich sagte, ich verabscheute die Worte, die aus meinem Mund kamen. »Ich glaube, die Hamalsche Armada muß so
Weitere Kostenlose Bücher