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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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entschieden. » Alexander, Sie sind doch sicherlich mit mir einer Meinung, wenn ich sage, dass die Ermordung von Menschen eine schwere Sünde ist.« Er wartete nicht ab, ob Alexander ihm zustimmte. » Wir müssen unbedingt wissen, wo sich die Bombe befindet, die heute Abend im Olympiastadion hochgehen soll. Der Engel, den Sie sehen, kann uns vielleicht dabei helfen, vielen Menschen das Leben zu retten.«
    Und noch während Alexander einen gequälten Schrei ausstieß, noch während er rief: » Ich weiß es doch nicht!«, hatte Faris den Aktenvermerk zu Ende gelesen.
    Und wusste, wo sich die Bombe befand.
    » Scheiße!«, sagte er tonlos.
    In diesem Moment zirpte sein Smartphone. Mit einer hastigen Bewegung zerrte er es aus der Tasche und riss es ans Ohr.
    » Glaubst du jetzt, dass ich nicht Alexander bin?«
    Wie sehr Faris diese verzerrte, kühle Stimme hasste! Ein Schleier legte sich über seinen Blick, und die Welt ringsherum wurde in blutiges Rot getaucht, doch er hatte noch genug Geistesgegenwart, um den Lautsprecherknopf zu betätigen. Shannon und Tromsdorff konnten jetzt mithören. Und im War Room, das wusste er, würde Ben zusätzlich jedes einzelne Wort aufzeichnen.
    » Du sagst ja gar nichts, Faris«, stellte der Anrufer fest. » Sag bloß, du bist schon erschöpft?«
    » Lecken Sie mich am Arsch!« Die Worte waren heraus, bevor Faris sie unterdrücken konnte. Shannon, die dicht neben ihm an dem Spiegel stand, starrte ihn erschrocken an.
    Doch der Anrufer lachte nur. » Du bist wütend, das kann ich verstehen. Verrätst du mir, was ihr Alexander gefragt habt?«
    » Woher wissen Sie, dass er hier ist?«, schoss Faris zurück und gab sich die Antwort sogleich selbst. » Sie haben wieder die Dig AA gehackt!«
    » Stimmt. Eure Computerspezialisten glauben, sie hätten das kleine Loch gestopft, das ich in eure Firewall gebohrt habe. Das haben sie auch, aber dummerweise haben sie den Hintereingang übersehen, den ich benutzt habe. Sieht so aus, als ob ich ein bisschen besser bin als sie.«
    » Was wollen Sie?«, fragte Faris mit zusammengebissenen Zähnen.
    » Ich habe dir deine Frage beantwortet«, entgegnete der Anrufer honigsüß. » Nun bist du bitte so nett und beantwortest meine.«
    » Was wollten Sie nochmal wissen?«
    » Verarsch mich nicht, Faris!«, zischte der Unbekannte. » Denk daran, dass ich eine Hand am Auslöser habe!«
    Faris schloss die Augen. » Wir haben Alexander gefragt, wo das Kreuz steht.«
    » Ihr wollt meinen Vater gern dort runterholen, nicht wahr?«
    Meinen Vater.
    Da war es wieder!
    » Wir haben nachgeforscht«, sagte Faris. » Werner Ellwanger hat nur einen Sohn, Alexander.«
    » Nun, dann wart ihr möglicherweise nicht gründlich genug!«
    Faris’ Blick fiel auf den Ausdruck, den er noch immer in den Händen hielt, und dann durch die Scheibe, wo Marc sich gerade von hinten über Alexander beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Sie wussten jetzt, warum die Sprengstoffspürhunde im Olympiastadion nicht angeschlagen hatten.
    » Die Bombe ist noch nicht im Stadion, nicht wahr?«, fragte er.
    Der Anrufer verneinte.
    Faris überflog erneut die Zeilen des Aktenausdrucks: Ein Berliner Bürger hatte eines der Kirchentagsknicklichter zur Polizei gebracht, weil sein Sohn es aus Neugier auseinandergebaut und dabei ein ungewöhnliches Innenleben gefunden hatte. Die Kollegen von der Sprengstoffeinheit hatten den Stab untersucht und ihre Erkenntnisse unverzüglich gemeldet.
    Sprengkapsel stand auf dem Blatt. Nanothermit. Funkzünder.
    Auf einmal ergab alles einen grausamen Sinn.
    » Du weißt inzwischen, wo die Bomben sind, Faris, oder?«, fragte der Anrufer sanft.
    » In den Leuchtstäben vom Kirchentag.«
    Die Leuchtstäbe waren für den Lichtergottesdienst heute Abend vorgesehen. Die Menschen würden ins Stadion strömen und selbst dafür sorgen, dass die Bomben, die sie töten würden, vor Ort gelangten. » Wie viele davon gibt es?«
    Darauf antwortete der Anrufer nicht.
    » Sie sind ein hohes Risiko eingegangen!« Faris rieb sich die Augen. Er musste es irgendwie schaffen, dem Täter eine Information zu entlocken, die ihnen half, ihn zu fassen zu bekommen.
    » Warum das?«
    » Was, wenn jemand den Stab knickt, bevor der Gottesdienst angefangen hat?«
    » Ach das!« Der Anrufer lachte. » Das machen die Leute so oft, dass ich es natürlich in meine Überlegungen einbezogen habe. Wenn jemand eines der Dinger knickt, passiert gar nichts. Der Stab leuchtet nicht, aber das ist auch schon

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