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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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alles.«
    » Er explodiert nicht, wenn man ihn knickt?«
    » Nein, dadurch hätte ich euch viel zu früh auf die Leuchtstäbe aufmerksam gemacht, aber ich wollte das Spiel ein bisschen spannend gestalten. Übrigens: Du kannst dir wahrscheinlich schon denken, dass ich nicht alle Leuchtstäbe mit dem Herzmonitor verbunden habe.«
    » Sondern?«
    » Einige davon kann ich gezielt durch einen Funkimpuls hochjagen. Einzeln. So wie zum Beispiel bei diesem Obdachlosen.«
    Faris presste Daumen und Zeigefinger auf die Lider. Der rote Schleier vor seinen Augen zerfaserte in einem Regen aus Funken, kehrte jedoch sofort zurück, als er die Hände sinken ließ. » Und wie in der U-Bahn.«
    » Oh.« Der Anrufer machte eine kurze Pause. » In der U-Bah n war eine größere Sprengladung versteckt, eine Knicklichtbombe hätte nicht so viel Schaden anrichten können.« Er sprach, als redete er von einem Sonntagsausflug oder einem Kindergeburtstag, völlig gelassen und emotionslos.
    » Und in der Gartenlaube?« Faris’ Stimme brach bei dem letzten Wort.
    » Tja, die Gartenlaube…«
    Täuschte sich Faris, oder war Betroffenheit in den Worten des Anrufers zu hören? Er hatte schon länger das Gefühl, dass der Anrufer von Pauls Tod erschüttert war. Dieser Eindruck verstärkte sich jetzt noch einmal.
    Ein langes, unangenehmes Schweigen entstand.
    » Wie viel Schaden richten sie an?«, fragte Faris endlich, als ihm klar wurde, dass der Anrufer nicht weiterreden würde.
    » Stell dir eine Handgranate vor, die mit Nanothermit bestückt ist. Absolut tödlich im Umkreis von zehn bis zwölf Metern, in einem Radius von vierzig Metern gibt es schwerste Verbrennungen, die nach kurzer Zeit ebenfalls zum Tode führen, dahinter… Du hast genug Vorstellungskraft, um dir den Rest selbst auszumalen.«
    Faris stellte sich vor, wie eine Anzahl solcher Bomben im vollbesetzten Olympiastadion in die Luft ging. » Wie viele von den Dingern haben Sie über Berlin verteilt?«
    » Ungefähr fünfhundert.«
    Vor Faris’ geistigem Auge erschien ein riesiger Feuerball, der das Olympiastadion geradezu verschlingen würde. » Wie viele davon lassen sich einzeln sprengen?«
    » Ein paar. Eine davon habe ich einem Geschäftsmann gegeben, aber offenbar hat er sie weitergereicht. Bobby war nicht mein Ziel. Aber was hältst du davon, wenn dieses süße blonde Mädchen, das in der Ahornstraße…«
    » Sie Schwein!« Faris begriff erst, dass er brüllte, als er Shannons und Tromsdorffs erschrockene Gesichter sah. Er hatte eine Faust geballt und hob sie, als könne er so den Lauf der Dinge aufhalten. » Wagen Sie es nicht, Lilly etwas anzu…«
    Doch es war zu spät. Der Anrufer hatte aufgelegt.
    ***
    Laura war in Eile. Sie musste ins Krankenhaus, ihre Schicht begann in einer knappen halben Stunde, und vorher musste sie noch das Kind in den Hort bringen. Lilly ließ sich im Moment nicht so einfach dort abgeben. Die Abschiedszeremonie dauerte immer mindestens zehn Minuten, und wenn Laura dann auch noch die Fahrt zu ihrer Arbeitsstelle einrechnete, dann war sie jetzt eigentlich schon zu spät.
    Vor der Haustür nahm sie ihre Tochter vom Arm und stellte sie hin. Die Kleine rannte sofort los, in Richtung Straße.
    » Vorsicht, Lilly!«, rief Laura. » Nicht auf die Straße!« Aber gleich darauf sah sie, worauf ihre Tochter zusteuerte. Auf dem Gartenweg, dicht bei der Pforte, lag ein Gegenstand auf der Erde. Lilly bückte sich und hob ihn auf.
    » Was hast du denn da?« Neugierig trat Laura näher. » Zeig mal.« Es war einer dieser Leuchtstäbe vom Kirchentag. Laura nahm ihn in die Hand, und Lilly streckte die Arme danach aus. » Haben!«, sagte sie. Fordernd hielt sie die dicken Händchen auf.
    » Du möchtest es wiederhaben, was?« Laura überlegte. Das Ding war völlig sauber, schien nagelneu zu sein. Wahrscheinlich hatte es einer der Bewohner des Hauses vor Kurzem erst verloren. Wenn sie Glück hatte, fand Lilly den Leuchtstab lange genug interessant, dass Laura sich ohne Theater von ihr verabschieden und doch noch rechtzeitig zum Dienst kommen würde. Nachdenklich wog sie das Licht in der Hand. Ein wenig verwunderte es sie, dass es so schwer war, aber sie dachte nicht weiter darüber nach.
    » Warum nicht?« Sie gab dem Kind den Stab. » Aber nicht in den Mund stecken, hörst du?«
    ***
    Faris lauschte einen Augenblick lang auf die Leere in der Leitung, dann lehnte er sich gegen die Wand. Es fühlte sich an, als rinne das letzte bisschen Kraft aus ihm heraus. Er sah,

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