Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
Vom Netzwerk:
hatte. Tromsdorff hatte zwei Kollegen zu dem Sender geschickt, der das Bekennervideo von dem Attentäter erhalten hatte, aber auch hier verliefen alle Spuren im Sande. Aktuell waren mehrere IT -Leute damit beschäftigt, die Videodatei zu analysieren. Unterdessen stand Faris vor der Fallwand und grübelte, wer ihr unbekannter Anrufer sein könnte. Zusammen mit Tromsdorff und Shannon hatte er Theorien aufgestellt und wieder verworfen. Marc war zu ihnen gestoßen und hatte sich beteiligt, bevor er zurück zu Alexander in den Verhörraum gegangen war. Und die gesamte Zeit über hatten sie darauf gewartet, dass das Rechtshilfegesuch, das Gitta an die Ukraine gemailt hatte, beantwortet wurde.
    Inzwischen war es Mittag. Ihnen blieben nur noch zwölf Stunden.
    » Was ist, Gitta?«, fragte er, legte den Filzstift fort, den er die ganze Zeit in den Händen gedreht hatte, und ging zu ihr. In der Tür zu ihrem Büro blieb er stehen. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen zu ihm hoch.
    » Ich weiß jetzt, wer Ellwangers unehelicher Sohn ist«, hauchte sie.
    Der Name stand auf ihrem Bildschirm, und er brannte sich in Faris’ Netzhaut.
    Das konnte nicht sein! Niemals!
    Undeutlich nahm er das Zirpen seines Smartphones wahr, aber er war unfähig ranzugehen. Plötzlich fügten sich alle Puzzleteilchen zu einem deutlichen Bild zusammen. Plötzlich verstand er all die seltsamen, unlogischen Dinge, die der Unbekannte getan hatte. Plötzlich ergab alles einen grausamen Sinn.
    Mit zitternden Händen nahm er ab, aber ihm versagte die Stimme.
    » Faris«, sagte der Anrufer mit der inzwischen so vertrauten verzerrten Stimme, und das Kribbeln in Faris’ Magen wurde zu blankem Eis.
    Wie hatte er nur so verdammt blind sein können?
    Seine Stimme klang flach und heiser, als er sagte: » Du verdammter Mistkerl!«



3. Teil – Stunde 29 bis Stunde 40
    Es ist vollbracht.
(Johannes 19,30)



29. Kapitel
    Er kann nicht mehr. Seine Kräfte lassen jetzt rapide nach, und auch der Tropf, den Alexander ihm angelegt hat und der dafür sorgen soll, dass er lange genug aushält, bis der HERR ihm erscheint, kann ihn nicht mehr bei Kräften halten.
    Er muss sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sein Plan gescheitert ist.
    Die Hingabe an Jesus Christus erzeugt in den Glaubenden den Wunsch, ihn aufs Innigste kennenzulernen und sich mit ihm zu identifizieren.
    Die Worte aus einem seiner Bücher kommen ihm in den Sinn. Kann es wirklich sein, dass er sich geirrt hat?
    » Alexander«, wispert er und hofft, dass der Junge ihn hört. » Du musst mich runterlassen.«
    Etwas rührt sich in seiner Nähe, jemand ist da, das spürt er, auch wenn seine Augen jetzt immer wieder versagen und er nichts sehen kann außer tiefer Schwärze.
    Ein gedämpftes Geräusch ertönt, es klingt fast so, als rede jemand mit einem Knebel im Mund.
    Werner versucht, Luft zu holen. Es geht kaum noch.
    » Mach mich los!«, bittet er.
    Und dann fühlt er, wie eine Hand sich warm und tröstlich auf seinen Oberschenkel legt. Er reißt die Augen auf.
    » HERR ?«, stößt er hervor.
    Die warme Hand zieht sich ruckartig zurück. » Du elendes Arschloch!«, zischt eine Stimme, die ihm vage bekannt vorkommt.
    Alexander? Er weiß es nicht genau.
    » Hilf mir«, fleht er.
    » Nein«, sagt die Stimme dicht an seinem Ohr. Er kann den Atem fühlen, der an seinem Hals entlangstreicht.
    » Mach mich los!« Er will schreien, aber es geht nicht mehr. » Mein Gott!«
    Die Stimme an seinem Ohr lacht jetzt. Es ist ein hasserfülltes und gleichzeitig triumphierendes Lachen.
    » Es ist Zeit«, sagt die Stimme.
    Er versteht nicht. » Wofür?«
    » Zeit, zu sterben«, sagt die Stimme.
    Eine Tür klappert.
    Er fühlt sich allein. Ganz allein.
    Diesmal lacht er nicht, und er schreit auch nicht.
    Er beginnt zu weinen.
    ***
    Der Anrufer lachte. » Kann ich aus der Tatsache, dass du mich plötzlich duzt, schließen, dass du endlich rausgefunden hast, wer ich bin?«
    Die Blicke aller anderen im Raum ruhten schwer auf Faris. Er kniff sich in den Nasenrücken und versuchte, sich zusammenzureißen. Es dauerte einen Augenblick, bis er es schaffte, das Wort durch die Kehle zu pressen. » Niklas.« Seine Knie zitterten.
    » Sehr gut.« Der Verzerrer wurde ausgeschaltet, und plötzlich erklang Hesses vertraute Stimme an Faris’ Ohr. » Wie bist du darauf gekommen?«
    » Warum, Niklas?« Faris konnte nur flüstern. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die anderen Mitglieder des Teams sich um ihn scharten. Es wirkte, als

Weitere Kostenlose Bücher