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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Schritte, sondern richtete ihre Aufmerksamkeit auf eine der alten Grabinschriften. Ein Spruch aus dem Korintherbrief stand über einem Halbrelief, das das Haupt Christi zeigte:
    Gott hat den Herrn auferweckt und wird uns auferwecken durch seine Kraft.
    Ira musste an Kommissar Sievers denken und daran, wie gern sie Faris von der Wahrheit dieses Bibelzitats überzeugt hätte. Doch es fiel ihr ja schon schwer, selbst daran zu glauben. Sie schüttelte den Kopf.
    » Eine schöne Pfarrerin bist du!«, schimpfte sie mit sich.
    Die hastigen Schritte entfernten sich.
    Plötzlich kam es Ira nur noch albern vor, sich hier zu verkriechen und sich die Wunden zu lecken, die Faris ihr geschlagen hatte.
    Wütend auf sich selbst, machte sie sich auf den Rückweg.
    ***
    Laura erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen und dem unangenehmen Gefühl, sich auf einem schwankenden Schiff zu befinden. Es roch nach altem Erbrochenen. Ein gleichmäßiges, nervenaufreibendes Piepsen drang an ihr Ohr. Ihr Magen drehte sich um, aber sie musste sich nicht übergeben. Was ein Glück war, weil sie einen dicken Knebel im Mund hatte. Ihr Gaumen schmeckte metallisch.
    Was war nur passiert?
    Sie erinnerte sich daran, dass sie auf dem Parkplatz des Krankenhauses aus dem Wagen gestiegen war. Trotz des Leuchtstabes, den sie als Spielzeug hatte behalten dürfen, hatte Lilly beim Abschied im Hort Theater gemacht, und Laura war zu spät dran gewesen. Darum hatte sie nur noch einen Platz ganz in der hintersten Ecke des Ärzteparkplatzes bekommen, dort wo hohe Büsche keine Blicke von der Straße zuließen.
    Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, waren Schritte gewesen. Schritte, die hinter ihr erklungen waren. Bevor sie sich umdrehen konnte, hatte sich ihr etwas auf Mund und Nase gelegt, sie hatte einen scharfen medizinischen Geruch wahrgenommen und danach nichts mehr…
    Nun waren ihre Hände und Füße gefesselt, und derjenige, der sie überwältigt hatte, hatte ganze Arbeit geleistet. Sie war verschnürt wie ein Weihnachtsgeschenk. Ihr Verstand begann langsam, wieder zu funktionieren. Sie war entführt worden! Kurz flackerte eine Erinnerung in ihr auf: Faris! Am Telefon hatte er versucht, ihr etwas zu sagen. Hatte er sie warnen wollen?
    Sie stöhnte, weil ihr Schädel zu zerplatzen drohte.
    Woher kam das Piepsen?
    Eine Bombe?
    Der Schrecken rauschte durch ihren Körper und riss sie in die Höhe. Halb kam sie zum Sitzen, aber dann kippte sie hilflos nach hinten und knallte mit dem Kopf auf. Sterne tanzten vor ihren Augen, verstärkten noch einmal die Übelkeit. So tief es ging, sog sie Luft durch die Nase. Ihre Nasenflügel klebten zusammen. Panik schnürte ihr die Kehle zu, doch dann merkte sie, dass sie frei und ungehindert atmen konnte. Also beruhigte sie sich wieder. Wenn nur dieses nervenzehrende Piepsen nicht gewesen wäre!
    Mühsam rollte sie sich herum. Dämmerlicht umgab sie und eine Kälte, die von dem Untergrund ausging, auf dem sie lag. Mit den Fingerspitzen tastete sie den Boden ab. Offenbar Fliesen. Sie konnte die Rillen der Fugen spüren. Das Schaukeln ebbte ab, und sie begriff, dass sie sich nicht auf einem Schiff befinden konnte. Wo aber war sie?
    Als sie versuchte, sich auf die Richtung zu konzentrieren, aus der das Piepsen erklang, wallten Schleier vor ihren Augen. Sie musste blinzeln, um klar sehen zu können.
    Das Geräusch machte sie fast wahnsinnig. Sie wälzte sich herum, und der Umriss irgendeines technischen Gerätes geriet in ihr Blickfeld. Sie sah eine blaue Fläche, weiße Linien, die von links nach rechts über diese Fläche huschten. Irgendwie kam ihr das bekannt vor, aber die Schleier vor ihren Augen waren zu dicht, um erkennen zu können, was sie vor sich hatte.
    Der chemische Geschmack in ihrem Mund ließ langsam nach.
    Sie schloss die Augen für einen Moment, dann öffnete sie sie wieder. Die blaue Fläche wurde jetzt deutlicher. Die Linien darauf bildeten kleine Sinuskurven.
    Ein Herzmonitor!
    Mit einem Ruck richtete sie sich auf. Vor ihr ragte ein riesiger Schatten in die Höhe. Sie riss die Augen auf, wollte schreien. Aber der Knebel verhinderte, dass sie mehr hervorbrachte, als ein tonloses Ächzen.
    Über ihr, wie ein Massiv, das im nächsten Augenblick auf sie stürzen würde, erhob sich ein hölzernes Kreuz. Und an dem Kreuz– ihr Verstand weigerte sich, diese Tatsache zu akzeptieren– hing ein Mann.
    ***
    » Faris?«
    Gittas Stimme war so flach, dass Faris sofort wusste, dass sie etwas Schlimmes herausgefunden

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