40 Stunden
sanft. Und Ellwanger blickte aus verschleierten Augen auf ihn nieder.
Das Piepsen des Monitors beschleunigte sich kurz, sank dann auf den alten Rhythmus zurück.
Hesse trat ein wenig näher, und Faris hob die Waffe in seine Richtung, um ihn zurück auf seinen Platz zu verweisen. In diesem Moment sah er den Triumph in den Augen des Reporters und begriff.
» Du Scheißkerl!«, entfuhr es ihm. » Du willst, dass ich den Monitor ausschalte, oder? Die Bomben explodieren, wenn ich es tue!« Er wich von dem Gerät zurück.
Ellwanger ächzte. Diesmal formte sich ein verständlicheres Wort aus seinen gequälten Lauten: » Herr?«
Faris umfasste die Waffe mit beiden Händen. » Stimmt das?«, schrie er Hesse an.
Der lächelte schmal. » Ja.«
Plötzlich rückten auch noch die letzten Puzzleteilchen an den richtigen Platz. » Du hast das alles genau geplant!«, hauchte Faris. » Darum diese Spielchen mit mir! Du wolltest dir die Hände nicht schmutzig machen! Du wolltest mich am Ende dazu benutzen, die Bomben in die Luft zu jagen!«
Du hast nicht auf den Auslöser gedrückt, hörte er Pauls Stimme in seiner Erinnerung widerhallen. Himmel, diesmal hätte er es fast getan! Fast wäre er auf Hesses perfiden Plan hereingefallen.
» Warum?«, brüllte er. Rechts von ihm versuchte Laura, sich aufzurappeln.
Ohne sein Lächeln zu unterbrechen, zuckte Hesse die Achseln. » Nennen wir es meine Version eines Gottesurteils. Wenn es mir gelingt, dich dazu zu bringen, dann ist meine Sache gerecht, etwas in der Art.«
Faris drehte sich der Magen um. Er schüttelte den Kopf. » Das hier ist so persönlich, Niklas«, sagte er leise.
» Persönlich? Oh! Stimmt. Weißt du, wenn ich es recht überlege, dann nehme ich dir die SERV übel. Ihr und eure beschissene Selbstgerechtigkeit, mit der ihr euch für Fachleute in Religionsfragen haltet! Du und sie.« Er starrte auf Laura nieder. » Sieh sie an! Sie liebt dich noch immer, und weißt du was? Das ist einfach nur ungerecht! Faridah…« Er verstummte mit einem Atemzug, der wie ein Schluchzen klang.
Faris konnte es nicht glauben. » Du nimmst mir übel, dass…«
» Du hast das Team, Freunde, eine Familie! Du kommst immer mit allem klar, egal was dir passiert!« Er schien das tatsächlich zu glauben! Fast hätte Faris aufgelacht. Hesse streckte ihm die Hände entgegen. Sie zitterten. » Ich dachte mir, dass du der perfekte Kandidat für diese Sache hier bist.« Sein Lächeln wurde diabolisch. » Vielleicht wollte ich dich auch einfach nur dafür bestrafen, dass du meine Mutter auf dem Gewissen hast! Denn das hast du doch, nicht wahr?«
Dass du meine Mutter auf dem Gewissen hast.
Faris spürte, wie seine Knie weich wurden. Er spürte den unbändigen Wunsch abzudrücken, und ihm war bewusst, dass ihn die Finsternis in seinem Innersten verschlingen würde, wenn er diesem Gefühl nachgab.
Tief holte er Luft. Laura war es inzwischen gelungen, sich auf die Knie zu stemmen. Vornübergebeugt kniete sie schräg neben dem Kreuz. Es sah aus, als würde sie beten. Faris umfasste die Waffe fester. Mit dem Lauf deutete er zur Tür. » Nach oben!«, befahl er.
Hesse schaute verblüfft.
» Nach oben!« Jetzt brüllte Faris. Jeder einzelne Nerv in seinem Körper vibrierte vor Anspannung.
Schweigend gehorchte der Journalist. Hintereinander erklommen sie die Treppe, und auf halber Strecke endlich verstummte das Knistern in Faris’ Ohrhörer. Er nahm die linke Hand von der Waffe und drückte sich das Ding fester ins Ohr. » Ben?«
» Faris! Gott sei Dank! Du darfst auf keinen Fall…«
» Gott sei Dank?«, entfuhr es Faris.
» Hör zu, du darfst auf keinen Fall den Monitor ausschalten!«, sagte Ben eindringlich. » Hörst du? Schalte nicht den Monitor aus.«
» Schon gut, Ben. Ich habe den Monitor nicht angerührt. Was ist los?«
Bens Worte überschlugen sich, als er nun hervorstieß: » Ich hatte die ganze Zeit so ein komisches Gefühl. Ich habe mich gefragt, warum der Schaltplan eigentlich auf Alexanders Computer gewesen ist. Immerhin ist er offenbar nicht an der Planung der Bombenattentate beteiligt gewesen. Und weißt du, warum? Weil Hesse selbst ihn daraufgespielt hat, Faris! Ich dachte, ich hätte den Laptop vom Internet getrennt, als Marc ihn mir gebracht hat. Aber der Bastard hat eine Hintertür gehabt. Anhand des Erstellungsdatums der Datei kann man sehen, dass der Schaltplan erst auf der Festplatte gespeichert wurde, als wir den Laptop bereits sichergestellt hatten. Er
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