40 Stunden
wollte…«
» Danke, Ben«, fiel Faris ihm ins Wort. » Alles Weitere kannst du mir später erzählen, okay?«
» Faris«, schaltete sich nun Tromsdorff ein. » Wo ist Hesse?«
Faris lauschte in sich hinein. Das mulmige Gefühl in seinem Innersten war noch nicht fort. » Hier bei mir. Genau vor der Mündung meiner Pistole.« Die Situation fühlte sich noch genauso seltsam beunruhigend an wie zuvor, und Tromsdorff schien ähnliche Gedanken zu hegen. Er schwieg.
» Ben.« Faris fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. » Wie mache ich das Scheißding jetzt unschädlich?«
Sein Kollege antwortete nicht sofort. » Scheiße, ich weiß es nicht. Aber die Bombenexperten sind auf dem Weg zu euch.«
Es dauerte keine fünf Minuten, dann wimmelten die Toilettenräume von Polizisten. Während man Hesse festnahm und sich um Werner Ellwanger kümmerte, begannen zwei Experten des Bombenräumkommandos mit der Untersuchung des Herzmonitors, um den fatalen Sendeimpuls zu verhindern, der in der Stadt die Leuchtstäbe zur Explosion bringen würde. Ein Kollege in Uniform wollte Laura helfen, aber Faris bestand darauf, sich selbst um sie zu kümmern.
» Alles ist gut«, sagte er sanft, als er vor sie hintrat. » Ich bin da.«
Sie stand schwankend vor ihm, die Hände gefesselt, den Knebel im Mund und die Augen so weit aufgerissen, dass ihre Panik wie eine Ohrfeige wirkte.
Als Erstes nahm er ihr den Knebel ab.
» Danke«, hauchte sie, während er ihr die Handfesseln löste. Dann gaben ihre Knie nach, und sie wäre gestürzt, wenn Faris sie nicht aufgefangen hätte. Einen Moment lang hielt er sie so fest, wie er konnte, ohne ihr wehzutun. Sie legte den Kopf an seine Brust, atmete lang und mit einem unterdrückten Stöhnen aus. Für den Augenblick gestattete er sich die Illusion, dass alles in Ordnung kommen würde, dass sie durch das gemeinsam Durchlebte wieder zueinanderfinden würden. Doch der energische Ruck, mit dem Laura sich schließlich von ihm löste, und vor allem der Blick, den sie auf ihn abschoss, machten alle Hoffnungen zunichte. Plötzlich wusste er, dass diese Sache hier ein weiteres Hindernis sein würde, das sich zwischen ihnen auftürmte. Ganz hinten in Lauras Augen konnte er bereits den unterschwelligen Vorwurf lauern sehen.
Wenn du nicht Polizist wärest, wäre das alles nicht passiert!
Er wappnete sich gegen den Schmerz, der dieser Erkenntnis unweigerlich folgen würde.
» Ich hole jemanden, der sich um dich kümmert«, versprach er leise. Er trat einen Schritt zurück, gab dem uniformierten Polizisten einen Wink. Während der Beamte sich vor Laura hinkniete und ihre Fußfesseln löste, kehrte Faris in die Abfertigungshalle des Flughafens zurück.
Inzwischen hatte jemand irgendwo ein großes Tor geöffnet. Mehrere Einsatzfahrzeuge und zwei Rettungswagen standen herum. Sie wirkten winzig in der riesigen Halle.
Faris sah zu, wie der Kollege Laura aus dem Keller führte und zu einem der Krankenwagen brachte. Der Sanitäter, ein Mann in der knallroten Montur der Feuerwehr, griff nach ihrem Arm und geleitete sie zu dem Kofferband in der Mitte der Halle. Sanft drückte er sie darauf nieder.
» Sie wurde vermutlich betäubt«, sagte Faris. Und in Gedanken fügte er hinzu: Kümmern Sie sich gut um sie!
Laura wich seinem Blick beharrlich aus. Sie hielt den Kopf gesenkt, und ihre Haare verbargen ihre Gesichtszüge. Langsam, Schritt für Schritt, wich er zurück und kämpfte dabei gegen die überwältigende Leere in seinem Innersten an. Um ihr zu entkommen, konzentrierte er sich auf das pochende Unbehagen in seinem Hinterkopf. Es war nach wie vor da, und er konnte keinen Grund dafür finden. Dutzende ungeklärte Fragen nagten an seinem Verstand.
Er griff sich an den Ohrhörer, aber aus dem War Room kamen inzwischen so viele laute und ausgelassene Stimmen, dass er fürchtete, sich auf diesem Wege kein Gehör mehr verschaffen zu können. Also nahm er den Hörer heraus und steckte ihn in die Hosentasche. Dann griff er zu seinem Smartphone und rief Gitta an.
» Ich bin’s«, meldete er sich, als sie ranging.
» Faris.« Sie klang etwas beschwipst. Beschwingt, glücklich. Voller Euphorie. » Du hast es wirklich geschafft, du Teufelskerl! Ich könnte…«
Faris unterbrach sie. » Später, Gitta! Dann darfst du mich küssen und herzen, so viel du willst. Aber jetzt bitte ich dich erst mal, Alexander Bescheid zu geben, dass wir seinen Vater gerettet haben.«
» Bist du sicher, dass er glücklich darüber sein
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