40 Stunden
gemacht?
» Ich bin jetzt hier«, sagte er zu Hesse. » Lass sie gehen!«
» Warum sollte ich?« In der Miene des Reporters glitzerten Hass und Irrsinn. » Nein, Faris«, fuhr er langsam fort. » Laura wird sterben, und du wirst ihr dabei zusehen, genau wie ich Faridahs Tod mit ansehen musste.«
Aus dem Augenwinkel sah Faris, wie Laura voller Panik den Kopf schüttelte.
Das werde ich nicht zulassen!, dachte er so intensiv, wie er konnte, und hoffte, dass sie ihm die Entschlossenheit an der Körperhaltung ablesen konnte. Er begriff nicht, was er und Laura mit Faridahs Tod zu tun hatten, aber er war überzeugt davon, dass er mit Hesse nicht mehr rational argumentieren konnte. Wahnvorstellungen, hörte er Shannon sagen. In Hesses Realität trug er Schuld an allem, was geschehen war, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
» Was ist nur mit dir geschehen?«, murmelte er. » Warum dieser Hass auf mich?« In Faris’ Ohrhörer knisterte es. Die Verbindung hier unten war schlecht. Er richtete die Waffe auf Hesses Körpermitte. » Und was macht dich so sicher, dass ich dich nicht einfach hier und jetzt erschieße?«
Der Abgrund in seinem Innersten war jetzt tief und bodenlos.
Hesse zuckte die Achseln. » Vermutlich die Tatsache, dass du nicht weißt, ob ich noch ein Ass im Ärmel habe.«
Es stimmte. Hesses Auftreten zeugte von Sicherheit und Selbstbewusstsein. Die Vermutung lag nahe, all dies hier sei Teil seines Planes.
Aber was war der Plan? Was hatte Hesse vor?
Faris zermarterte sich das Gehirn, aber ihm wollte einfach keine Idee kommen.
Endzeit …
Er kämpfte gegen das überwältigende Bedürfnis an, die Augen zu schließen. Er sehnte sich nach Ruhe und Frieden. Nach Schlaf.
» Du weißt, dass meine Vorgesetzten mich für eine tickende Zeitbombe halten«, sagte er dann ruhig. » Was macht dich so sicher, dass ich es nicht riskiere?«
Hesse wich ein Stück zurück. Unsicherheit flackerte plötzlich in seiner Miene, und Faris erschrak vor sich selbst. Es war nicht das erste Mal, dass jemand den schwarzen Abgrund, der in ihm lauerte, in seinen Augen sehen konnte.
Ohne Hesse aus dem Blick zu lassen, trat Faris rückwärts, dichter an den Herzmonitor heran. Das stetige Piepsen hätte unter anderen Umständen eine beruhigende Wirkung auf ihn haben können. Aber hier und jetzt ging ihm der gleichmäßige, ruhige Rhythmus durch Mark und Bein.
30. Kapitel
» Was stimmt hier nicht?« In einer monotonen Bewegung tippte Ben Schneider sich mit dem oberen Ende eines Kugelschreibers gegen die Schneidezähne, während er auf den Monitor von Alexanders Computer starrte. Im Hintergrund war über die Lautsprecher das Wortduell zwischen Faris und Hesse zu hören. In Bens Därmen rumorte es.
Irgendetwas übersahen sie. Aber was?
Die ganze Angelegenheit war so unglaublich seltsam. Hesses Verhalten wirkte durch und durch unlogisch. Konnte man das einfach mit seinem Wahnsinn erklären?
Warum trat der Reporter Faris ohne Waffe gegenüber? Warum hatten sie den Schaltplan des Herzmonitors auf dem Computer von Alexander Ellwanger gefunden? Wie es aussah, war Alexander auch eher ein Opfer– wie kam der Plan auf seinen Computer? Hauptsächlich diese letzte Frage verursachte Ben Magenschmerzen.
Während er grübelte, wanderte sein Blick ruhelos über den Bildschirm. Die Statusanzeige der Netzwerkeinstellungen, die oben rechts in der Ecke stand, war grau. Der Rechner war offline, genau wie es sein sollte. Er selbst hatte das Gerät vom Internet getrennt, gleich nachdem Marc Sommer es ihm gegeben hatte. Wahllos klickte Ben sich durch die einzelnen Fenster der Desktopoberfläche. Und dann, plötzlich, blieb er an dem Erstellungsdatum des Schaltplanes hängen.
» Scheiße!«, stieß er hervor. Die Magenschmerzen verzehnfachten sich schlagartig.
Er blickte erneut auf die Statusanzeige. Mit fliegenden Fingern öffnete Ben nun eines der Dienstprogramme und gab einen Steuerbefehl ein.
Seine Augen weiteten sich, als er eine IP -Adresse an der Stelle entdeckte, an der eigentlich das Wort inactive hätte stehen müssen. Mit solchem Schwung sprang er auf, dass sein Stuhl davonrollte und gegen die Wand prallte.
» Faris!«, schrie er. » Faris, hörst du mich? Du darfst auf keinen Fall den Monitor ausschalten! Hast du mich gehört?« Er sah in die erschrockenen Gesichter der Kollegen, aber er kümmerte sich nicht um ihre fragenden Mienen. Seine Stimme überschlug sich, als er schrie: » Die Bomben explodieren, wenn du den Monitor
Weitere Kostenlose Bücher