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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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stand ganz am anderen Ende der Halle, auf den Stufen, die zum ehemaligen Haupteingang hinaufführten. Seine Hände hingen locker an den Seiten hinunter, und– es fiel Faris schwer, es zu glauben– sie waren leer. Keine Spur von einer Waffe oder dem Fernzünder, den zu sehen Faris erwartet hatte.
    Duell, hörte er wieder Bens Worte.
    Was geht hier vor?
    Faris richtete die Pistole auf Hesse. Die Entfernung zwischen ihnen beiden schien sich ins Unendliche zu dehnen, dann schnurrte alles wieder zusammen, sprang wie von einem Gummiband gezogen zurück an den richtigen Platz. Erst in der folgenden Sekunde begriff Faris, dass es ein Schwindelanfall gewesen war, der dieses Phänomen verursachte.
    » Ich bin da, Niklas«, sagte er. » Was nun?«
    » Komm mit!« Hesse schritt die Stufen herunter und wandte sich nach links, wo eine Treppe ins Untergeschoss führte.
    Über seine Waffe hinweg visierte Faris den ehemaligen Freund an, während er die Halle durchquerte.
    Erschieß ihn!
    Die Aufforderung erklang so deutlich in seinem Hirn, dass er sich beinahe umgesehen hätte, ob jemand hinter ihm stand. Das schwarze Loch, das er vorhin schon einmal in sich gespürt hatte, dehnte sich noch mehr aus, und Faris biss die Zähne zusammen. In diesen Abgrund würde er nicht blicken! So energisch, wie er konnte, befahl er der kalten Stimme in seinem Hinterkopf zu schweigen.
    » Dein Zeigefinger zuckt«, bemerkte Hesse lächelnd. » Ich hoffe, du hast dich unter Kontrolle.«
    Faris ignorierte das. » Wohin führst du mich, Niklas?«, fragte er, als sie auf die abwärts führende Treppe zugingen. » In die Toilettenräume im Untergeschoss?«
    Hesses Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. » Du kannst deinen Kollegen ruhig Hinweise geben, das macht mir nichts aus. Aber verkauf mich nicht für dumm! Ja, das Kreuz steht in den alten Toilettenräumen im Untergeschoss, Leute! Ihr müsst den linken Treppenabgang benutzen.«
    Faris nahm eine Hand von seiner Waffe und drückte sich den In-Ear-Hörer fester ins Ohr. » Habt ihr das gehört, Robert?«
    » Laut und deutlich«, bestätigte Tromsdorff.
    » Hesse ist unbewaffnet«, gab Faris durch.
    Der Reporter lachte. Er hatte jetzt die Tür erreicht, die zu den ehemaligen Männertoiletten führte. Mit einer spöttisch-zuvorkommenden Geste stieß er sie auf und lud Faris ein hindurchzutreten. Gleichmäßiges, langsames Piepsen drang durch die Tür auf den Gang heraus.
    Der Herzmonitor.
    Faris betrat den niedrigen Raum, und hinter der Tür machte er sofort einen Schritt zur Seite, damit er Hesse im Auge behalten konnte. Seine Waffe wies für einen Augenblick zu Boden.
    Der Anblick des Kreuzes traf ihn wie ein Peitschenhieb. Der obere Balken berührte fast die Decke, und die durchbohrten Füße von Werner Ellwanger befanden sich nur wenige Zentimeter über dem schmutzigen Fliesenboden. Der penetrante Geruch von Blut und anderen Körperflüssigkeiten bahnte sich unangenehm und bitter einen Weg in Faris’ Bewusstsein. Die Elektroden auf Ellwangers Brust hoben sich kaum von der wachsartig bleichen Haut ab. Faris konnte die Kabel erkennen, die von ihnen zu einem Sender an Ellwangers Hüfte führten. Dieser Sender war es, vermutete Faris, der die aufgezeichneten Daten an den Monitor übertrug, und von dort wiederum würde das Signal kommen, das die Bomben in der Stadt…
    Faris’ Gedanken stockten, als er Laura entdeckte. Gefesselt und geknebelt lag sie in einer Ecke. Sie starrte ihn aus ihren großen blauen Augen angstvoll an und wirkte dabei so verloren, dass es ihn beinahe zerriss.
    » Ich bin da«, sagte er zu ihr.
    Hesse lachte laut auf. » Ja, dein Ritter ist hier. Wusstest du eigentlich, Laura-Schätzchen, dass Faris auf Deutsch Ritter bedeutet? Bestimmt, nicht wahr? Wollen wir doch mal sehen, ob er ein weißer oder ein schwarzer Ritter ist.«
    Während er sprach, ließ Faris den Blick zu dem Herzmonitor schweifen, der ein wenig abseits stand. Der Bildschirm an der Vorderseite zeigte eine regelmäßige Sinuskurve. Ein starker Scheinwerfer und eine Kamera auf einem Stativ standen direkt neben der Eingangstür. Der Scheinwerfer leuchtete die Szene bis in den letzten Winkel aus. In seinem Licht erschien das Blut auf Ellwangers weißem Körper grell und leuchtend.
    Faris konzentrierte sich wieder auf Laura. Ihre seidigen Haare waren zerzaust, ihr Gesicht war bleich. An ihrem Hals entdeckte er einige dunkelrote Flecken, die aussahen wie Prellungen. Was hatte der Scheißkerl mit ihr

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